In der Causa Commerzialbank Mattersburg liegen jetzt die ersten Anklagen dem Landesgericht Eisenstadt vor. Ein ehemaliger Mitarbeiter soll 70.000 Euro kassiert haben, damit er den Millionen-Betrug des Bankchefs Martin Pucher nicht auffliegen lässt.
Im Juli 2020 ist für die Kunden der Commerzialbank Mattersburg eine Welt zusammengebrochen. Ihr Geld war weg! Fingierte Kredite, „Luftbuchungen“, erfundene Spareinlagen – Bankchef Martin Pucher hinterließ ein 870 Millionen Euro schweres Finanzfiasko.
Drei Beschuldigte
Seit mehr als drei Jahren sind die Ermittlungen in dem weitverzweigten Verfahrenskomplex voll im Gang. Jetzt liegt im Landesgericht Eisenstadt die erste Anklageschrift auf, eingebracht von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Sie richtet sich gegen drei Beschuldigte. Das Verbrechen der Erpressung beziehungsweise das Vergehen der Veruntreuung in unterschiedlichen Beteiligungsformen lauten die Vorwürfe.
Ernste Drohungen
Im Konkreten geht es in dieser Causa um einen ehemaligen Mitarbeiter der Commerzialbank, der Schweigegeld erpresst haben soll. Zum Ende seines Dienstverhältnisses im Jahr 2017 soll er gedroht haben, Puchers Betrügereien auffliegen zu lassen. Damit er den Mund hält, habe der Mitarbeiter 70.000 Euro eingestreift.
Pucher schwer krank
Durch die Übergabe des Geldes, die durch zwei Vorstandsmitglieder veranlasst wurde - es dürfte sich um Pucher und Ex-Vorstandskollegin Franziska K. handeln -, sei die Commerzialbank geschädigt worden, heißt es. Das Strafmaß für Erpressung beträgt eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis fünf Jahren. Für Veruntreuung droht eine Haft von bis zu drei Jahren. Ob Pucher, der als schwer krank gilt, vernehmungsfähig ist, bleibt offen.
Alles wird überprüft
Noch nicht abgeschlossen sind die Erhebungen in weiteren Verfahren. Unter anderem werden Abschlussprüfer der Bank verdächtigt, Bestätigungsvermerke in Bezug auf die Commerzialbank von 2016 bis 2018 unrichtig ausgestellt zu haben. Großteils eingestellt sind hingegen die Ermittlungen gegen 120 Empfänger von dubiosen Bankgeschenken in Gold und Silber.
Betrug, Untreue, Geldwäsche
Gemeinsam mit der SOKO Commerz sowie dem Bundesamt für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) ermittelt die WKStA derzeit noch gegen 39 Beschuldigte, darunter elf Verbände wegen gewerbsmäßig schweren Betruges, Untreue, Betrügerischer Krida, Bilanzfälschung, Geldwäscherei sowie wegen diverser Korruptionsvorwürfe. Alleine im Stammverfahren sind 22 Verdächtige und zehn Verbände im Visier der Justiz. Abseits davon, sind vier Verfahren noch offen.
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