Schlag gegen die organisierte Kriminalität: Seit 2022 gingen der echten Polizei exakt 99 falsche Beamte ins Netz. Der angerichtete Schaden liegt trotzdem bei 34,4 Millionen Euro.
Im Juni 2023 erreichte Hertha B. (Name geändert) ein verdächtiger Anruf. Betrüger konfrontierten die Seniorin aus Tulln (NÖ) mit einer Schocknachricht. Ihre Tochter habe im Ausland einen Unfall mit Todesfolge verursacht.
Schluchzen als Masche
Damit sie freikommt, müsse Kaution bezahlt werden. Mit Schluchzen im Hintergrund untermauerten die falschen Polizisten ihre Masche. Nur hatten sie die Rechnung nicht mit Hertha B. gemacht. Wie Karl Popper, Ermittlungsleiter am Landeskriminalamt NÖ, der „Krone“ verriet, hatte die Seniorin den Betrug erkannt, parallel echte Polizisten gerufen. Vier Personen, die an ihr Geld wollten, sind in Haft.
Frau übergab falschen Beamten zwei Millionen
Sie sind vier von 99 Betrügern, die die „Ermittlungsgruppe Falsche Polizisten“ unter Federführung des Bundeskriminalamtes seit 2022 in Österreich festnehmen konnte. Die meisten von ihnen (46) in Niederösterreich, gefolgt von Oberösterreich (11). Die Schadenssummen, die die Gauner erbeuten, steigen. 2021 waren es sieben Millionen, 2022 15 Millionen und 2023 bisher bereits 19,4 Millionen Euro - im Schnitt entsteht ein Schaden von 25.000 Euro.
Es wird niemals ein Polizist vor Ihrer Türe stehen und Geld verlangen. Wenn doch, dann ist es Betrug!
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP)
Bild: APA/Georg Hochmuth
Von 1572 Betrugsanrufen seit Beginn des Jahres waren 290 von Erfolg gekrönt. Ein Opfer übergab den falschen Beamten Schmuck im Wert von zwei Millionen Euro.
80 der seit 2022 festgenommenen falschen Beamten versuchten, mit einer vorgetäuschten Einbruchsserie an Erspartes von Senioren zu gelangen, 19 wollten Kaution ergaunern. Die als Geldabholer und Logistiker (stellen Wohnungen, Handys usw. zur Verfügung) Eingeteilten lebten allesamt länger in Österreich - verteilt auf alle Bundesländer.
74 Festnahmen während Aktionswoche
Eine Aktionswoche, die von 27. November bis 8. Dezember mit Deutschland, der Schweiz und Polen durchgeführt wurde, führte zu 74 Festnahmen (vier davon in Österreich) und der Vereitelung von Taten mit einem Schadensvolumen von fünf Millionen Euro - die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher. Ein Callcenter in Warschau wurde laut BK-Betrugschef Manuel Scherscher zerschlagen.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zeigte sich zufrieden und warnte - wie auch Cyberexperte Dr. Cornelius Granig - gleichzeitig vor den Festtagen: „Es kann jeden treffen.“
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