Anschlagsgefahr steigt

Experte: IS und Al-Kaida „surfen auf Hamas-Welle“

Österreich
20.12.2023 06:00

Fast auf den Tag genau vor sieben Jahren raste ein Islamist mit einem Lkw in einen Berliner Weihnachtsmarkt. Die verheerende Bilanz damals: 16 Tote. Terrorexperte Nicolas Stockhammer warnt nun in der „Krone“ vor aktuellen Anschlagsgefahren in Österreich.

„Krone“: Jüngst haben wir allgemein über Extremismus in Österreich gesprochen, und ob von Islamisten nach dem „Untergang“ des IS überhaupt noch Gefahr ausgeht.
Nicolas Stockhammer: Der Krieg in Gaza und die Propaganda wirken enorm beschleunigend auf die Islamistenszene in Europa. Derzeit ist eine Radikalisierung und Dynamisierung zu beobachten. Die letzten Verhaftungen und vereitelten Terror-Plots in Deutschland und Frankreich sind ein Indiz hierfür. Die Schlagkraft von Terrororganisationen wie dem IS und Al-Kaida dürfte sich weiterentwickelt, die Lage sich zugespitzt haben. Die zweithöchste Terrorwarnstufe besteht bei uns zu Recht.

Heißt: Die islamistischen Ströme verschmelzen?
Meiner Beurteilung nach „surfen“ islamistische Terrororganisationen auf der Hamas-Welle. Mit dem Anschlag vom 7. Oktober ist es der Hamas gelungen, Aufmerksamkeit und Furcht zu erregen. Zugleich stilisiert man sich zu einer Organisation von „Freiheitskämpfern“, was Dschihadisten weltweit aufgreifen. Es ist in den sozialen Medien eine Art Massenbewegung entstanden, die den Dschihad als übergeordnetes Ziel betrachtet.

Die Hamas vermag breit zu mobilisieren, was dem IS und Al-Kaida zuletzt nur begrenzt gelang. Deswegen haben beide explizit zu Anschlägen auf israelische und jüdische Einrichtungen aufgerufen. Was nicht bedeutet, dass der IS oder Al-Kaida gemeinsame Sache mit der Hamas machen. Die Auffassungsunterschiede sind zu groß.

Terrorexperte Nicolas Stockhammer warnt vor aktuellen Anschlagsgefahren. (Bild: Reinhard Holl)
Terrorexperte Nicolas Stockhammer warnt vor aktuellen Anschlagsgefahren.

Der Advent geht zu Ende - und es passierte trotz erhöhter Terrorwarnung nichts.
Glücklicherweise haben sich die Anschlagsdrohungen auf Weihnachtsmärkte bislang nicht bewahrheitet bzw. konnten derartige Pläne verhindert werden. Was aber nicht bedeutet, dass die Gefahr gebannt ist. Ganz im Gegenteil - die Lage bleibt angespannt. Menschenansammlungen kommen Attentätern gelegen. Das gilt auch für Silvesterveranstaltungen.

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