Während die in Summe hohen Zahlen bei den Corona-Neuaufnahmen in österreichischen Spitälern leicht zurückgehen, zeichnet sich bei Influenza-Fällen ein starker Anstieg ab. Experten gehen mit der Politik hart ins Gericht, Rufe nach besserer Vorbereitung werden laut.
Der Wert für die Influenza-Hospitalisierungen hat sich mit einer Steigerung von 17 auf 38 Aufnahmen in den vergangenen zwei vollständig eingemeldeten Kalenderwochen mehr als verdoppelt, während die Kurve im Covid-Bereich leicht abflachte, zeigte das SARI-Dashboard.
Grafik: Covid- und Influenzafälle in Spitälern
Weihnachts-Appell
In Zusammenhang mit dem Coronavirus war zuletzt von der bisher höchsten Welle in Österreich seit Beginn der Abwasseranalysen die Rede. Diese habe mittlerweile jedoch ihre Spitze überschritten, wie der Molekularbiologe Ulrich Elling am Mittwoch erklärte. Er mahnte aber gleichzeitig Vorsicht ein: „Noch zirkuliert extrem viel Virus und noch kann man sich sehr leicht anstecken.“ Der Experte riet gerade vor den Weihnachtsfeierlichkeiten, die Kontakte im Vorfeld zu reduzieren und vor den Treffen einen Antigen-Test durchzuführen.
Noch zirkuliert extrem viel Virus und noch kann man sich sehr leicht anstecken.
Molekularbiologe Ulrich Elling
Die Abwasserdaten zeigten, dass die Corona-Variante Pirola (BA.2.86) dominant sei. Mittlerweile dürfte aber die BA.2.86-Tochtervariante JN.1 bereits dominieren. Der relative Anstieg dieser Variante, die von der WHO am Vortag unter Beobachtung gestellt wurde, dürfte aber keinen zweiten Peak verursachen. „Es wird wahrscheinlich den Abwärtstrend verlangsamen“ - das sei das „wahrscheinlichste Szenario“.
Kritik an fehlender Impfkommunikation
An die Politik richtete Elling den Wunsch, sich auf die nächsten Wellen besser vorzubereiten als auf die aktuelle: „Wenn wir uns jetzt sicher sind, dass die Welle gebrochen ist, dann beginnt mit dem heutigen Tag die Vorbereitung auf die nächste Welle.“ Es gelte etwa, eine Strategie zu entwickeln, wie man die Durchimpfungsrate für Covid - und auch Influenza - erhöhe, forderte Elling. Heuer habe es überhaupt keine Impfkommunikation gegeben. Auch in Sachen Medikamentenmangel - Stichwort Paxlovid - müsse man besser vorbereitet sein. „Das hätte nicht passieren dürfen, dass das ausgeht.“ Das Medikament müsse auch künftig ausreichend vorhanden sein. Überraschung sei diese Welle jedenfalls keine gewesen. „Jeder, der ein bisschen denken kann, der konnte das sehen.“
Wenn die Ausbrüche im Norden und im Westen Europas starten, dauert es nicht mehr lange, bis sie auch uns erreichen.
Infektiologe Christoph Wenisch
Corona und Influenza: Warnung vor Vermischung
Am Mittwoch erklärte der Infektiologe Christoph Wenisch von der Klinik Wien-Favoriten, dass sich die aktuelle Corona-Welle mit der derzeitigen Influenza-Welle mischen könnte. „Das erhöht das Risiko für Doppelinfektionen, die einen besonders schweren Verlauf nach sich ziehen können.“ Insbesondere bei älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen sei darum Vorsicht geboten. Wenisch betonte zudem, dass das aktuelle Infektionsgeschehen beispielhaft sei. „Wir sehen gerade den typischen Verlauf einer Influenza-Saison. Wenn die Ausbrüche im Norden und im Westen Europas starten, dauert es nicht mehr lange, bis sie auch uns erreichen.“
Einen starken Anstieg, bei insgesamt noch niedrigem Niveau, weist die Statistik aktuell auch für RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) aus. So sind die Zahlen der Hospitalisierungen von 20. November bis 3. Dezember auf mehr als 66 Prozent angestiegen. Insgesamt wurden in der KW 48 österreichweit 30 Personen wegen einer RSV-Infektion im Krankenhaus aufgenommen.
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