Weihnachten - eine Zeit voller Magie, Freude und vielen Treffen. Doch für Menschen mit Autismus können diese festlichen Tage eine besondere Herausforderung darstellen, da sie oft mit vielen sensorischen Reizen, sozialen Interaktionen und Veränderungen im Alltag einhergehen. Tipps für die nahenden Feiertage.
Für Menschen mit Autismus sind Routinen und Vorhersehbarkeit sehr wichtig. Unvorhersehbare Abläufe, das erhöhte soziale Miteinander und sensorische Überstimulation während der Weihnachtsfeiertage können daher ein Gefühl der Überforderung auslösen.
„Sensorische Überstimulation bedeutet, dass bestimmte Geräusche, Lichter oder Gerüche sehr intensiv wahrgenommen werden. Das kann zu Reizüberflutung und emotionalen Zusammenbrüchen führen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Daniel Holzinger, Leiter des Zentrums für Kommunikation und Sprache am Institut für Sinnes- und Sprachneurologie, Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz, OÖ.
Rückzugsort bieten
„Eine Möglichkeit ist es, geeignete Rückzugsorte anzubieten. Das können ruhige Räume sein, in denen sich die Person entspannen kann, um Overload-Situationen zu vermeiden. Es ist auch wichtig, im Vorfeld mit der Person zu sprechen und ihre Bedürfnisse und Grenzen zu berücksichtigen“, nennt der Experte Lösungsvorschläge.
Treffen mit Verwandten und Freunden als große Herausforderung
Aber auch viele Menschen auf einem Fleck können für den Betroffenen eine große Herausforderung bedeuten: Die Schwierigkeiten, Mimik, Gestik und nonverbale Botschaften zu verstehen, können zu Kommunikationsproblemen führen. Oft fühlen sich Menschen im Autismusspektrum unsicher und überfordert, was zu Rückzug und Isolation führt.
Geduld und Verständnis sind entscheidend. Direkte Kommunikation ist wichtig, um Wünsche und Erwartungen zu klären.
Priv.-Doz. Dr. Daniel Holzinger, Leiter des Zentrums für Kommunikation und Sprache, Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz
Bild: Barmherzige Brüder
„Geduld und Verständnis sind entscheidend. Direkte Kommunikation ist wichtig, um Wünsche und Erwartungen zu klären. Es kann auch helfen, gewohnte Rituale beizubehalten und Veränderungen zu vermeiden, wenn dies möglich ist. Ebenso ist es hilfreich, frühzeitig über mögliche Herausforderungen zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden“, rät der Autismus-Experte.
Struktur durch Traditionen
Dennoch gibt es auch positive Aspekte zu nennen: Weihnachten bringt Bräuche und Traditionen mit sich, die eine Struktur bieten, auf die Menschen mit Autismus gut reagieren. Das Aufstellen des Christbaums und das Singen von bekannten Weihnachtsliedern sind beispielsweise Rituale, die Halt und Sicherheit geben können.
„Es ist von großer Bedeutung, das Verständnis und die Akzeptanz für Menschen mit Autismus in der Gesellschaft zu erhöhen. Indem wir uns ihrer besonderen Bedürfnisse bewusst werden und ihnen die nötige Unterstützung und den Raum geben, können wir dazu beitragen, dass sie die Weihnachtszeit im Kreise ihrer Lieben genauso genießen können wie jeder andere“, plädiert Doz. Dr. Holzinger für mehr Sensibilität und Einfühlungsvermögen.
Experten-Tipps rund um Weihnachten:
Menschen mit Autismus benötigen eine klare Struktur und vorhersehbare Abläufe. Versuchen Sie, die übliche Routine so weit wie möglich einzuhalten und Veränderungen frühzeitig mitzuteilen.
Manche Betroffene sind empfindlicher gegenüber bestimmten Sinnesreizen wie Geräuschen, Lichtern oder Gerüchen. Achten Sie darauf, dass es während der Feierlichkeiten eine ruhige Ecke gibt, in der sich Ihr Kind zurückziehen kann, um Reize zu verarbeiten.
Ebenso können soziale Interaktionen für Menschen mit Autismus herausfordernd sein. Geben Sie ihnen auch in diesen Fällen die Möglichkeit, sich zeitweise zurückzuziehen.
Informieren Sie Gäste über die besonderen Bedürfnisse und ersuchen Sie um Verständnis und Rücksichtnahme. Geben Sie ihnen auch Tipps, wie sie am besten mit der Person interagieren können.
Weihnachten ist eine Zeit des Miteinanders, dennoch ist es wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse und Grenzen Ihres Kindes zu achten. Seien Sie flexibel und respektieren Sie, wenn es bestimmte Traditionen oder Aktivitäten nicht mitmachen möchte.
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