Wenige Tage vor Tod

Armee-Kamera nahm Hilferufe von Geiseln auf

Ausland
21.12.2023 12:00

Eine Kamera der israelischen Armee hat Hilferufe von drei Geiseln aufgezeichnet. Fünf Tage später waren die Gefangenen tot - versehentlich von israelischen Streitkräften erschossen. Damit dürfte ein Kriegsverbrechen begangen worden sein.

Wie berichtet, hatten israelische Soldaten die drei Geiseln am Freitag in Shejaiya widerrechtlich erschossen. Eine hielt einen Stock mit einem weißen Stück Stoff in der Hand. Wenn jemand eine weiße Flagge führt, darf er oder sie laut der Haager Landkriegsordnung nicht verletzt werden.

Nun wurde bekannt, dass wenige Tage vor ihrem Tod noch Hilferufe der Geiseln aufgenommen worden waren. Während eines Gefechts sei ein Suchhund der Armee mit einer Körperkamera in ein Gebäude geschickt worden, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht auf Donnerstag. „Die Terroristen haben auf den Hund geschossen, und von dem Punkt an hörten wir die Stimmen der Geiseln.“

Angehörige der Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt wurden (Bild: AFP)
Angehörige der Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt wurden

Hund getötet
Der Hund sei bei dem Einsatz getötet, die Kamera am Dienstag gefunden und ausgewertet worden. Das Gebäude ist laut dem Armeesprecher etwa einen Kilometer von dem Ort entfernt, wo die Geiseln später erschossen wurden. Nach der Auswertung der Aufnahmen geht das israelische Heer davon aus, dass die Männer, die die Geiseln festgehalten haben, bei dem Vorfall getötet wurden. Daraufhin hätten die Gefangenen aus dem Gebäude fliehen können.

Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppen hatten am 7. Oktober rund 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 105 von ihnen wurden während einer Feuerpause wieder freigelassen, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Die israelische Regierung geht davon aus, dass noch mehr als 100 Geiseln festgehalten werden.

Eine Notunterkunft in Khan Younis (Bild: AP)
Eine Notunterkunft in Khan Younis

Evakuierungen aus Khan Younis angeordnet
Israels Militär hat unterdessen großflächige Evakuierungen der Stadt Khan Younis im Süden des Gazastreifens angeordnet. Am Mittwoch sind laut UNO Karten veröffentlicht worden, laut denen mindestens 20 Prozent des Stadtgebiets geräumt werden sollen. In dem betroffenen Gebiet lebten vor Beginn der Kämpfe mehr als 11.000 Menschen. Darüber hinaus gibt es 32 Notunterkünfte mit mehr als 140.000 Binnenflüchtlingen, die vor allem aus dem Norden des Gazastreifens kommen.

Am Mittwoch seien mit Bodentruppen, aus der Luft und vom Meer aus Angriffe gegen „Dutzende Terroristen und Terroristen-Infrastruktur“ in Khan Younis ausgeführt worden, teilte das israelische Heer mit. Die Armee hatte zuvor auch angekündigt, ihre Angriffe auf Ziele in der Stadt zu verstärken.

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