Im Streit um die Gründung einer Super League hat am Donnerstag ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für Aufsehen gesorgt. Das könnte nun den ganzen Fußball grundlegend verändern. Hier die wichtigsten Punkte:
Was hat die UEFA dem Urteil zufolge falsch gemacht?
Die UEFA hat nach Ansicht des EuGH ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht. Denn: In der EU soll grundsätzlich ein fairer Wettbewerb gelten. UEFA und FIFA haben aber eine solche Monopolstellung, dass sie grundsätzlich die Bedingungen für den Marktzugang von Konkurrenten diktieren können. In solchen Fällen müssen transparente und nicht diskriminierende Regeln gelten, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Das trifft nach Ansicht der Richter aber nicht auf die Regeln der UEFA und des Weltverbands FIFA zu. Deshalb dürfen die Verbände den Spielern und Vereinen nicht verbieten, an Konkurrenz-Wettbewerben teilzunehmen.
Ist das der Startschuss für die Super League?
Nicht unbedingt. Der EuGH betont extra: Das Urteil bedeutet nicht, dass ein Wettbewerb wie die Super League unbedingt genehmigt werden muss. Es ging nur darum, ob die Regeln der UEFA gegen das Europarecht verstoßen.
Was hat das mit den Fernsehzuschauern zu tun?
Der EuGH legt auch strenge Regeln an die Verwertung der Medienrechte an. Fernsehzuschauer, Unternehmen, aber auch Vereine könnten durch die harten Vorgaben von UEFA und FIFA daran gehindert werden, in den Genuss neuer und potenziell innovativer Wettkämpfe zu kommen. Das schränkt den Wettbewerb ein, hieß es im Urteil.
Wie geht es jetzt weiter?
Ob die bisherigen UEFA- und FIFA-Regeln unter Umständen doch sinnvoll sein können, beispielsweise damit möglichst viele Akteure im Fußball-Business davon profitieren, soll das Gericht in Spanien entscheiden, das den EuGH um Klärung gebeten hatte. Das Handelsgericht Madrid muss dabei die Vorgaben des EuGH beachten.
Wer sind die Befürworter des Projekts?
Öffentlich zur Super League deklariert haben sich von Club-Seite nur Real Madrid und der FC Barcelona. Laut Bernd Reichart, der die Super League für die Agentur A22 vertritt, gibt es viele interessierte Vereine, er wolle aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Namen nennen.
Wer sind die Gegner?
Dazu zählen neben UEFA und FIFA unter anderem die europäische Fan-Organisation (FSE) und die Nationalverbände, die um ihre Einnahmen aus dem UEFA-Solidaritätsmodell bangen. Auch große nationale Ligen wie jene Spaniens oder Deutschlands lehnen die Super League ab, ebenso wie der FC Bayern. Dass englische Top-Clubs bei dem Projekt dabei sein könnten, gilt ebenfalls als unwahrscheinlich. Klar gegen die Super League positioniert haben sich außerdem der ÖFB und die heimische Bundesliga.
Was passiert mit dem Europapokal?
Der geplante neue Europacup ähnelt grundsätzlich dem bestehenden UEFA-System aus Champions, Europa und Conference League. Geplant sind künftig eine Star League als Prunkstück, eine Gold League als Mittelbau und eine Blue League an der Basis. Die Matches sollen immer unter der Woche stattfinden. Während die ersten beiden Ligen aus je 16 Clubs bzw. zwei Achtergruppen bestehen, spielen in der Blue 32 Mannschaften in vier Pools. In der Gruppenphase gibt es somit für jeden Teilnehmer sieben Gegner und insgesamt 14 garantierte Spiele. Während in den beiden oberen Ligen die ersten Vier aufsteigen und das Viertelfinale bilden, kommen in der dritten Leistungsstufe nur die ersten Zwei pro Pool weiter. In der Star und Gold League steigen jeweils die Gruppenletzten ab. Dafür steigen die Gold-Finalisten in die Star-Riege auf. Das Gleiche gilt für die Blue-Endspielteilnehmer, die sich „vergolden“. Dafür fallen jedes Jahr 20 Teams wieder aus der Blue League heraus und werden durch Vereine ersetzt, die sich über die nationalen Meisterschaften qualifizieren.
Wird man die Super League im TV sehen können?
Einer der Kernpunkte der neuen Wettbewerbe sei, dass die Fans alle Spiele „live und kostenlos über eine neue digitale Streaming-Plattform verfolgen“ können, teilte die Agentur A22 am Donnerstag mit.
Was passiert mit den nationalen Ligen?
Das Super-League-Modell würde die Wettbewerbe der UEFA verdrängen. Die nationalen Ligen würden hingegen nicht angetastet werden, meinte Reichart.
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