Die Kanzlerpartei könnte die aktuelle Aufregung rund um geplante Änderungen der umstrittenen „Sportschutz“ Ausbildung von Hunden rasch beenden - doch es herrscht Funkstille. Genauso wie bei der Zustimmung für die seit Sommer überfällige zweite Tierhalteverordnung. Was ist los mit der Volkspartei?
„Die ÖVP soll endlich aufhören zu blockieren“, sagt die grüne Tierschutzsprecherin Faika El-Nagashi. Für sie ist die Schmerzgrenze längst erreicht, denn es geht um seit Monaten ausständige Entscheidungen und eine kleine Reform bei der Gebrauchshundeausbildung.
Tatsächlich wird hier von den Hunde-Verbänden und einzelnen Hundetrainern etwas künstlich aufgebauscht. Es wird davon gesprochen, dass ganze Hundesportarten oder etwa die Jagdhundeausbildung verboten werden sollen. Sogar ein mögliches Ende der Ausbildung von Rettungs- und Blindenhunden wird konstruiert. Doch das entspricht überhaupt nicht den Tatsachen, ist Vier Pfoten-Chefin Eva Rosenberg empört.
Brief an den Kanzler
In einem offenen Brief an Kanzler Nehammer spricht sie stellvertretend für Tierfreunde in ganz Österreich und stellt klar: „Das bedeutet keineswegs das Verbot des gesamten - dreiteiligen - Gebrauchshundesports: ‘Fährtenarbeit‘ und ‘Unterordnung‘ würden nach wie vor erlaubt sein, lediglich der äußerst problematische sogenannte ‘Schutzdienst‘ wäre von einem solchen Verbot betroffen. Davon unberührt würden auch alle anderen Hundesportarten wie beispielsweise „Agility“ sowie die Ausbildung von Diensthunden des Bundesheeres und der Polizei bleiben“.
Gemeinsam stark
Eine breite Allianz aus österreichischen Tierschutzorganisationen (Tierschutz Austria, Vier Pfoten, Tierschutzverband NÖ, Arche Noah, Verein gegen Tierfabriken, Gut Aiderbichl, Tierquartier Wien, Tierschutzombudsstelle Wien, Pro Tier, Verein Pfotenhilfe und Verein Freunde der Krone Tierecke) unterstützt den Vorschlag von Minister Rauch und spricht sich klar gegen diese Beiß- und Angriffstrainings aus.
„Denn die Prüfungsordnung beinhaltet nachgestellte Kampfhandlungen zwischen Mensch und Hund, es wird mit Gewalt- und Dominanzszenarien gearbeitet, wie unter anderem aktuelle im Umlauf befindliche Videos auch klar beweisen“, ist in dem Brief an den Kanzler zu lesen.
Weiters wird in dem Statement an Nehammer klargestellt: „Mit einem Beiß- und Angriffstraining kann man einen Hund zur Waffe machen. Als Hundehalter stimmen Sie uns aber sicherlich zu, dass ein Hund ein Gefährte des Menschen ist und keine Waffe sein darf.
Es gibt für Privatpersonen heutzutage wahrlich bessere Methoden, die Wesensfestigkeit und den Gehorsam eines Hundes zu testen, als ihm beizubringen, auf Kommando anzubellen, anzugreifen und zuzubeißen. Das Risiko, dass auch nur ein einziger Mensch durch solche Hunde zu Schaden kommt, ist einfach zu hoch, denn jeder einzelne Beißvorfall ist einer zu viel“.
Abschließend fordern die größten Tierschutzorganisationen und -institutionen des Landes, die Volkspartei dringend auf, endlich ihren Versprechungen und Zusagen nachzukommen und den Entwurf des Koalitionspartners unter Minister Rauch zumindest zu diskutieren. Es geht um dringende Themen wie Qualzucht, Hundeausbildung und Zucht. Laut Insidern betreibt die ÖVP hier Klientelpolitik und hat eine sehr enge Verbindung zum Hunde-Dach-Verband ÖKV, der sich gegen diese Reformen sträubt.
Regierung in der Verantwortung
Für die NGOs trägt die Regierungspartei nicht nur die Verantwortung für die nationale öffentliche Sicherheit. Auch auf das Wohl der Tiere, für die ein solches Training Stress und große physische Belastungen bedeuten, wird in dem Schreiben hingewiesen.
„Gewalt- und Dominanzszenarien unter dem Deckmantel des ‘Sports‘ haben in privaten Hundetrainings nichts verloren. Das sollte auch klar und deutlich in der österreichischen Rechtsordnung verankert sein, im Interesse von Tier und Mensch“, so die abschließenden Worte von Rosenberg.
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