ÖFB greift hart durch

Sexuelle Belästigung und Pyrotechnik-Missbrauch

Fußball National
21.12.2023 20:49

Sexuelle Belästigung von Frauen in der Kurve, diskriminierende Gesänge und Pyrotechnik-Missbrauch. Diese Vorfälle beim 2:0 gegen Deutschland prangerte der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB)  jüngst in einem E-Mail an alle Fanklubs an. Ein ausgeforschter Täter wird bestraft, die restlichen Mitglieder seines Fanklubs auch. Das sorgt für Ärger.

Videoaufnahmen überführten ein Mitglied der „Hurricanes“ im Pyro-Fall. Gegen ihn wurde ein Stadionverbots- und Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet. Wegen der Gefahr, die von Pyrotechnik ausgehen kann, ist die ÖFB-Geschäftsführung um Thomas Hollerer sehr strikt. In der aktuellen Causa fiel eine Pyrofackel zu Boden, was auch anderen Fanklubs missfiel. Allen Mitgliedern der „Hurricanes“ wurde weiters der Fanklub-Rabatt auf Tickets bei allen Heimspielen 2024, Parkkarten und das Mitbringen von Utensilien wie Megaphon, Trommeln, Fahnen und Doppelhalter gestrichen. Das wird auch in der Zukunft bei ähnlichen Vorfällen so umgesetzt werden.

Der ÖFB ist strikt gegen Pyrotechnik, weil sie sehr gefährlich sein kann. (Bild: GEPA pictures)
Der ÖFB ist strikt gegen Pyrotechnik, weil sie sehr gefährlich sein kann.

Kritik an der Kommunikation des ÖFB
Hurricanes-Präsident Bernhard Wastyn sagt: „Der ÖFB ist Veranstalter und wir respektieren als Gast natürlich die Exekution der Regeln. Ich verstehe aber nicht, warum wir alle bestraft werden. Einige von uns waren ja nicht einmal im Stadion.“ Nach 13 Jahren Support mit vielen Choreographien und intensiver Zusammenarbeit kritisiert der Mathe- und Sportlehrer auch die Kommunikation: „Es gab nur ein E-Mail. Der Absender verabschiedete sich mit dem Abschicken in den Urlaub. Ich hätte es eleganter gefunden, wenn erst das Gespräch gesucht worden wäre.“

Bernhard Wastyn, Präsident der „Hurricanes“, missfällt die Art und Weise der Kommunikation des ÖFB. (Bild: Mario Urbantschitsch)
Bernhard Wastyn, Präsident der „Hurricanes“, missfällt die Art und Weise der Kommunikation des ÖFB.

Serviceleistungen werden nicht mehr gewährt
Offiziell hieß es: „Der ÖFB geht mit diversen Vergünstigungen, Angeboten und Unterstützungen für seine Fanklubs in einen Vertrauensvorschuss. Die große Mehrheit geht damit auch sehr verantwortungsvoll um. Wenn dieses Vertrauen nicht entsprechend erwidert wird, werden diese Serviceleistungen nicht mehr gewährt.“

ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer ist strikt gegen Pyrotechnik im Stadion und setzt sich sehr für Werte in der Kurve ein. (Bild: ZVG)
ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer ist strikt gegen Pyrotechnik im Stadion und setzt sich sehr für Werte in der Kurve ein.

Fan-Charta wird erarbeitet
Ein weiteres ÖFB-Statement lautet: „Es ist dem ÖFB ein zentrales Anliegen, ein stimmungsvolles und sicheres Stadionerlebnis für alle Fans zu gewährleisten. Das wird auch von der überwiegenden Mehrheit der organisierten Fanklubs befürwortet und aktiv mitgestaltet. Generell ist der ÖFB dabei, eine gemeinsame Fan-Charta zu erarbeiten, die insbesondere definierte Werte und Verhaltensgrundsätze in der Kurve beinhaltet und noch tiefer verankert.“

Zuletzt soll es bei Heim- und Auswärtsspielen im Sektor zu Belästigungen von weiblichen Fans gekommen sein. (Bild: GEPA pictures)
Zuletzt soll es bei Heim- und Auswärtsspielen im Sektor zu Belästigungen von weiblichen Fans gekommen sein.

Vermehrt körperliche Belästigungen
Was aber alle von der „Krone“ kontaktierten Fanklubs rätseln lässt, sind die Vorwürfe bezüglich sexueller Belästigung von Frauen in der Kurve und diskriminierender Gesänge. Laut E-Mail sei es in der jüngeren Vergangenheit bei Heim und Auswärtsspielen immer wieder zu verbalen und körperlichen Belästigungen bzw. Übergriffen gegenüber weiblichen Fans im Fansektor gekommen. Die Beschwerden von weiblichen Mitgliedern aus Fanklubs hätten stark zugenommen.

Im Spiel gegen Deutschland kam es laut ÖFB auch zu diskriminierenden Gesängen. (Bild: GEPA pictures)
Im Spiel gegen Deutschland kam es laut ÖFB auch zu diskriminierenden Gesängen.

In ihrer Existenz abgewertet
Über die Gesänge hieß es, dass sie bestimmte Minderheiten in der Gesellschaft beleidigt und in ihrer Existenz abgewertet hätten. Der ÖFB entsschuldigte sich in dem E-Mail bei allen, die sich durch diese Gesänge vom Rest der Kurve ausgegrenzt und in ihrer Würde missachtet gefühlt haben. Tenor der von der „Krone“ kontaktierten Fanklubs: „Natürlich verurteilen wir solche Vorfälle, würden sofort einschreiten. Aber davon haben wir bisher nichts mitbekommen und gehört.“ Die nicht ganz feinen Gesänge, an die sich die Fans aus dem Deutschland-Spiel erinnern, sind „Wer nicht hüpft, der ist ein Piefke“, „Der DFB ist so im O...“ und einmal leise „Schwuler DFB“. Auf Nachfrage der „Krone“ präzisierte der ÖFB die Vorwürfe nicht genauer.

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