Amoklauf an Prager Uni
Suche nach Motiv des Todesschützen David K. (24)
Nach der dramatischen Schusswaffenattacke an der Prager Karls-Universität am Donnerstag ist die Frage nach dem Warum weiter offen. Die traurige Bilanz bislang: 14 Menschen mussten sterben, zudem gibt es viele Verletzte.
Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden, um die Umstände aufzuklären, sagte die zuständige Staatsanwältin Lenka Bradacova. Auch der mutmaßliche Schütze ist tot. Unklar ist noch, ob sich der Student selbst tötete oder von der Polizei erschossen wurde. Aufklärung sollte die Obduktion der Leiche bringen.
Der junge Mann hatte Donnerstagnachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität das Feuer eröffnet. Nach den jüngsten Angaben wurden 25 Menschen im Kugelhagel verletzt, zehn von ihnen schwer bis lebensgefährlich. Sie wurden in verschiedene Krankenhäuser der tschechischen Hauptstadt gebracht. Vor der Bluttat soll der Schütze bereits seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag ermordet haben.
Zusammenhang mit Doppelmord vor einer Woche?
Über ein mögliches Motiv herrscht bisher Unklarheit. Eine Hypothese der Ermittler lautet nach Aussage von Polizeipräsident Martin Vondrasek, dass der 24-Jährige auch für einen Doppelmord vor einer Woche verantwortlich gewesen sein könnte. Ein Vater und dessen Tochter im frühen Säuglingsalter waren scheinbar grundlos in einem Waldstück am Prager Stadtrand erschossen worden. Der Fall hatte in Tschechien für Entsetzen gesorgt.
Keine Hinweise auf terroristischen Hintergrund
Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, betonte Regierungschef Petr Fiala nun. Das Kabinett kam am späten Abend in Prag zu einer Krisensitzung zusammen, an der auch Präsident Petr Pavel teilnahm. Für den 23. Dezember wurde im ganzen Land eine eintägige Staatstrauer ausgerufen. Pavel warnte davor, die Tragödie für voreilige Kritik an der Polizei oder zur Verbreitung von Falschinformationen zu missbrauchen. Er hatte einen Besuch in Frankreich abgebrochen, um zurück nach Prag zu eilen.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie weitere Spitzenpolitiker aus dem In- und Ausland sprachen ihre Anteilnahme aus. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg zeigten sich auf X „geschockt“. „In diesen schmerzlichen Stunden sind unsere Gedanken bei den Menschen in der Tschechischen Republik, den Familien und Freunden der Opfer“, postete Van der Bellen.
Enorme Anteilnahme
Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich laut seinem Sprecher „schockiert und traurig“ über den Vorfall an der Karls-Universität. Er sprach den Angehörigen der Todesopfer noch in der Nacht auf Freitag seine tiefe Anteilnahme aus und wünschte den Verletzten eine baldige und vollständige Genesung.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte auf X, sie sei „schockiert über die sinnlose Gewalt, die heute mehrere Menschenleben in Prag gefordert hat“. Sie drückte zudem ihr Beileid aus. Das Weiße Haus verurteilte die „sinnlose“ Gewalt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Ministerpräsidentin Elisabeth Borne äußerten ihre „Erschütterung“ und „Solidarität“. Borne erklärte, mit Pavel über den Angriff gesprochen zu haben - der tschechische Präsident beendete am Donnerstag einen Besuch in Frankreich vorzeitig.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.