Mafia-Hochburg
EZB im Kampf gegen die “Blüten”-Hauptstadt Europas
"In Italien haben wir eine uralte Tradition der hohen Künste. Hier (in Giugliano, Anm.) drucken sie eben Falschgeld", erklärte Alessandro Gentili, Chef der Anti-Falschgeld-Abteilung der italienischen Polizei, gegenüber der "New York Times". "Giugliano ist dabei auch heute noch die 'Blüten'-Hauptstadt, die besten Fälscher arbeiten hier."
"Blüten" nur als "Nebenerwerb"
Mehr als die Hälfte der jährlich bis zu 800.000 gefälschten Euro-Banknoten kommt aus dieser Region, die fest von der Camorra kontrolliert wird. Laut einem Sprecher der Österreichischen Nationalbank liegt dabei der Anteil des aus Italien stammenden Falschgeldes - von dem in den letzten Jahren bei uns immer weniger in Umlauf kam (siehe Infobox) - auch in Österreich ähnlich hoch. Dabei sind die "Blüten" für die Mafia nicht mehr als ein "Nebenerwerb", viel mehr Geld lässt sich derzeit mit der Entsorgung von giftigem Müll, Drogenhandel und der Fälschung von Markenprodukten machen. Dennoch wird in den Falschgeldwerkstätten rund um Giugliano weiterhin fleißig gedruckt, bevorzugt 20- und 50-Euro-Scheine.
Die Fälscher hätten bei der Entwicklung moderner Reproduktionstechniken mittlerweile ein derart hohes Niveau erreicht, das sie "nahezu perfekte Blüten" herstellen, klagen Experten. Sie können mit größter Genauigkeit jene Sicherheitselemente nachahmen, welche die EZB als Garantie für die Echtheit der Scheine einbaut. Entlang der internationalen Drogen- und Menschenhandelsrouten werden die "Blüten" dann in Umlauf gebracht. Gerade deshalb wurden in den letzten Jahren vor allem in der Türkei, Bulgarien, Russland, aber auch Kolumbien große Mengen an Falschgeld sichergestellt.
"Fast so wie das Katz-und-Maus-Spiel"
Italiens Regierung und die EZB wollen gegen dieses lukrative Geschäft nun härter vorgehen, allerdings ist fraglich, ob dieser Kampf gewonnen werden kann. Bereits im Jänner 2009 wurden 162 Fälscherwerkstätten in Süditalien ausgehoben, 109 Menschen verhaftet und große Mengen an illegalem Material sichergestellt. Und obwohl die Strafen für Fälschungen mit drei bis zwölf Jahren Haft gerade in Italien sehr hoch sind, hielt sich der Erfolg der Operation in Grenzen. "Wir verfolgen eigentlich immer wieder dieselben Personen", erklärte Gentili etwas resigniert. "Es ist fast so wie das endlose Katz-und-Maus-Spiel."
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