Signa muss das mondäne Hauptquartier in der Innenstadt räumen. Mitarbeiter der Prime Selection AG wurden vor Weihnachten von Neo-Vorstand Erhard Grossnigg vor den Kopf gestoßen - sie sollen auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichten.
Erhard Grossnigg, 77, hat in der letzten Woche vor Weihnachten zahlreiche Mitarbeiter der finanzmaroden Benko-Gruppe vor den Kopf gestoßen: Der neue Vorstand der Signa Prime Selection AG, in der die wichtigsten Innenstadtimmobilien des intransparenten Firmenkonstrukts gebündelt sind, streicht der Belegschaft nicht nur die Dienstautos, er pocht auch auf 20 Prozent Gehaltsverzicht. Zudem darf nur mehr einen Tag pro Woche im Homeoffice gearbeitet werden. „Und trotzdem wird erwartet, dass wir - wie im letzten halben Jahr - Tag und Nacht mit vollem Einsatz weitermachen“, sagt ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. „Die Stimmung ist am Boden. Im Minusbereich. Es fehlt die Perspektive.“
Nähe zu Haselsteiner und Gusenbauer
Teile der Belegschaft irritiert darüber hinaus Grossniggs Nähe zum einst millionenschweren Signa-Berater Alfred Gusenbauer, 63, und zu Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner, 79. Der ehemalige Strabag-Boss Haselsteiner hat in Grossniggs Büroräumlichkeiten in der Wiener Walfischgasse sogar ein Büro. Ebenso wie der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, 80.
Allgemein wird erwartet, dass auch die Signa Prime als ehemaliges Flaggschiff des Finanzjongleurs dem Konkurs-Domino zum Opfer fallen könnte. Ein größerer Teil der Österreich-Belegschaft der Signa Prime hat, wie die insolvente Signa-Holding, Büros im noblen Palais Harrach in der Wiener Innenstadt. Diese Liegenschaft gehört der Amisola AG, die wiederum zur Firmengruppe des verstorbenen Billa-Gründers Karl Wlaschek zählt. Pachtaufwand: 425.115 Euro pro Jahr. Dieses Mietverhältnis wird nun laut Insolvenzverwalter aufgelöst. Heißt: Die Signa-Mitarbeiter müssen in den nächsten Monaten ausziehen. Mehr noch: Die teils luxuriöse Inneneinrichtung des langjährigen Benko-Hauptquartiers soll versteigert werden.
Bequeme Bestuhlung
Unter den Hammer kommen dürften auch edle Stücke aus René Benkos Wien-Büro, die eigens von einem Sachverständigen begutachtet wurden. Der Finanzjongleur gönnte sich laut dem Experten, der das Inventar zwischen dem 5. und dem 12. Dezember genauer unter die Lupe nahm, unter anderem „eine hochwertige Schreibtischkombination“ mit Steinsockel und einer Tischplatte aus Massivholz (Maße: 3,8 mal 1,1 Meter), zwei hochwertige Sideboards mit Natursteinplatte Nero Marquina und Minibar. Ins Auge stechen vor allem zwei Design-Konferenzstühle der Firma POLTRONA FRAU, in Leder gehalten, mit Armlehnen, Modell: „Chancellor Visitor“. Das Stück um einen Neupreis von rund 3600 Euro.
War das im Benko-Reich etwa die Sitzgelegenheit für Chefbesuche der beiden Altkanzler Alfred Gusenbauer, 63, und Sebastian Kurz, 37, die für Tätigkeiten bei der Firmengruppe des Immobilienspekulanten bekanntlich Millionenhonorare legen durften? Nutzte Herr Benko bei Besprechungen dann gerne den dritten Stuhl von POLTRONA FRAU, Modell Chefsessel „Chancellor President“, das Stück um etwa 4200 Euro?
In Summe kommt der Sachverständige jedenfalls auf einen Liquidationswert von 609.630 Euro. Das dreiteilige Schüttbild von Hermann Nitsch, das Benkos Büro einen blutigen Rahmen verleiht, befindet sich offenbar nicht im Eigentum der Signa Holding.
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