Die Wiener Strafverteidigerin Liane Hirschbrich steht unter Schock: Am Donnerstag wurden ihre Drillinge aus ihrer Wohnung geholt. Die Begründung des Jugendamts für diese Maßnahme: Die Mutter schaffe es vermutlich nicht, die Kinder zu versorgen - wegen ihres anstrengenden Jobs, und weil sie Alleinerzieherin ist.
Sie ist an harte Causen gewöhnt, vertritt vor Gericht immer wieder Schwersttäter - wie einst den Amokfahrer von Graz oder jenen 16-jährigen Wiener Gymnasiasten, der 2018 ein Nachbarsmädchen getötet hat. Nun sitzt Liane Hirschbrich auf einem großen Bett, drei leere Babynestchen liegen darauf; und während sie ihren elfjährigen Sohn Georg fest an sich drückt, laufen unaufhörlich dicke Tränen aus ihren Augen.
„Ich bin verzweifelt, unendlich verzweifelt“, schluchzt die erfolgreiche Anwältin. Denn am Donnerstag wurden ihr „meine drei kleinen Schätze“ - Drillinge, die am 8. Oktober im AKH zur Welt gekommen waren - „entrissen“, wie sie sagt; von Jugendamt-Mitarbeitern, „die, flankiert von Polizisten, in meine Wohnung vorgedrungen sind“.
„Ich war so froh, als sie endlich daheim waren“
Die Vorgeschichte des Dramas: Sara, Caroline und Christian - „Wunschkinder“, wie Hirschbrich betont - waren um zwei Monate zu früh geboren worden, mussten daher vorerst über Wochen im Spital betreut werden: „Ich habe sie dort natürlich - oft mehrmals täglich - besucht, sie gestreichelt, zu ihnen geredet. Und ich war so glücklich, als ich endlich ein Baby nach dem anderen mit nach Hause nehmen durfte.“ Zuerst eine Tochter, dann den Sohn - „am Mittwoch schließlich mein drittes Mädchen“.
„Meinen Beteuerungen wurde anscheinend nicht geglaubt“
Aber warum dann - knapp 24 Stunden später - die folgenschwere Maßnahme der Behörden? „Im Krankenhaus wurde mir wiederholt gesagt, dass ich wohl Schwierigkeiten haben würde bei der Versorgung von Drillingen. Weil ich ja auch noch einen älteren Buben zu betreuen und einen anstrengenden Job hätte. Meinen - der Wahrheit entsprechenden - Beteuerungen, ich hätte meine Situation gut im Griff und genügend Zeit gehabt, mich auf die Veränderungen in meinem Leben vorzubereiten, wurde anscheinend nicht geglaubt.“
Freunde würden ihr bei der Pflege von Sara, Caroline und Christian helfen, genauso wie ihre Mutter - „sie ist eine pensionierte Ärztin“.
Außerdem könne sie die Stunden, in denen sie arbeite, mit Klienten rede, Akten studiere, „meist relativ frei, also selbst, festlegen“. „Noch in dieser Woche hätte zudem ein Au-pair-Mädchen fix für mich zu arbeiten begonnen.“
„Ich habe doch schon zwei Kinder großgezogen“
Die Anwältin weiters: „Und sowieso verstehe ich Vermutungen, dass ich meinen Drillingen vielleicht keine verantwortungsvolle Mutter sein könnte, nicht. Schließlich habe ich ja schon zwei Kinder - meine mittlerweile 25-jährige Tochter und meinen jetzt elfjährigen Sohn - großgezogen.“
Was Liane Hirschbrich - nicht nur als Betroffene, sondern auch als Juristin - „extrem fassungslos“ macht: „Die fürchterliche Maßnahme geschah für mich völlig überraschend. Kein Behördenvertreter hatte davor bei mir daheim eine Nachschau gehalten, um zu überprüfen, wie ich mit meinen Babys umgehe; oder unter welchen Umständen sie bei mir leben.“
Dass die Kinder bis zu ihrer Abnahme friedlich in ihren Babynestern geschlafen hätten „und meine Wohnung in einem Top-Zustand ist, interessierte offenkundig niemanden“.
Die Stellungnahme des Jugendamts zu dem Fall: „Frau Dr. Hirschbrich hat einen sehr anstrengenden Beruf, und sie ist Alleinerzieherin. Die Versorgung von Drillingen, und freilich besonders von Frühchen, bedeutet klarerweise extrem viel Stress.“
Die Drillinge sind jetzt bei Pflegeeltern
Deshalb wären ihr „viele sinnvolle Unterstützungsangebote gemacht worden: ihr bei der Betreuung ihrer Kinder zu helfen, ihr Putzhilfen zu vermitteln. Aber sie lehnte alle diese Offerte ab. Weswegen wir letztlich von Ärzten alarmiert wurden. Schließlich war die Frau ja bereits einmal - noch in der Klinik, während sie einem ihrer Babys ein Fläschen gegeben hatte - eingenickt.“
Sara, Caroline und Christian sind nun voneinander getrennt bei mehreren Krisenpflegeeltern untergebracht - „bloß vorübergehend“, wie eine Jugendamtsprecherin betont; an einer Lösung, dass die Kinder bald wieder in die Obhut ihrer Mutter kommen dürfen, „wird gearbeitet“, bei tiefgehenden Gesprächen von Experten mit ihr.
Liane Hirschbrich: „Ich habe den Glauben an Gerechtigkeit verloren.“ Trotzdem klammert sie sich an die Hoffnung, „dass ich meine geliebten drei Babys vielleicht doch bis zum Heiligen Abend zurückbekomme. Das ist der einzige Weihnachtswunsch, den ich habe ...“
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.