Diplomatin in Kiew:

„Vom Weihnachtsfrieden können viele nur träumen“

Ausland
25.12.2023 07:29

In Konfliktregionen wie dem Nahen Osten oder der Ukraine ist unsere Weihnachtsruhe nur wenig zu spüren. Einige Diplomatinnen und Diplomaten aus Österreich verzichten dennoch auf einen Heimaturlaub und verbringen die Feiertage in Kiew, Moskau, Tel Aviv oder Ramallah (Westjordanland).

Eine von ihnen ist Anna-Maria Steiner. Sie verbringt Weihnachten in der Gesellschaft „vieler lieber Kolleginnen und Kollegen in Kiew“, da keine Botschaft in dem Kriegsland über die Feiertage zusperrt. „Viele Menschen in der Ukraine feiern heuer zum ersten Mal offiziell Weihnachten am 25. Dezember - die ukrainischen Kirchen haben beschlossen, dass sich auch das ukrainische Christkind nicht mehr an den russischen Kalender halten muss.“ Große Weihnachtsmärkte gibt es nicht, „immerhin vor Restaurants Glühwein und, anders als im letzten Winter, gibt es noch Strom“.

Im Krieg werde zwar gefeiert, die Gefahr aber nie aus den Augen verloren. „Jeden Tag könnte die nächste Angriffswelle beginnen.“ Die Menschen vor Ort blieben auf humanitäre Hilfe wie medizinische Versorgung angewiesen, auch aus Österreich. „Vom Weihnachtsfrieden können die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer jedenfalls nur träumen.“

Anna-Maria Steiner in Kiew (Bild: Außenministerium)
Anna-Maria Steiner in Kiew
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Die ukrainischen Kirchen haben beschlossen, dass sich auch das ukrainische Christkind nicht mehr an den russischen Kalender halten muss.

Diplomatin Anna-Maria Steiner aus Kiew

Lichterglanz in Moskau
Ganz anders sind die Schilderungen von Diplomat Robert Gerschner aus Moskau. „Nicht anders als vor dem Krieg, erstrahlen die Straßen Moskaus in den langen Winternächten seit Anfang Dezember im Lichterglanz üppiger Dekorationen.“ Bei den Orthodoxen in Russland wird Weihnachten erst am 6. Jänner gefeiert, am 31. Dezember gibt es aber ebenfalls ein festliches Beisammensein im Familienkreis um einen geschmückten Weihnachtsbaum. „Für viele Russinnen und Russen gehört es auch zur Tradition, sich zum Jahreswechsel die Fernsehansprache des Präsidenten anzusehen. Ansonsten aber versuchen viele Menschen, nicht an Politik zu denken, sondern sich auf ihr Privatleben und den Kontakt zu Verwandten und Freundinnen sowie Freunden zu konzentrieren.“

Die Kinder bekommen erst zu Neujahr von „Väterchen Frost“ Geschenke, dem russischen Pendant zum Weihnachtsmann. Gerschner selbst verbringt Weihnachten in Moskau mit seiner Familie, die Eltern und den erwachsenen Sohn in Österreich ruft er an.

Robert Gerschner (rechts) in Moskau (Bild: Außenministerium)
Robert Gerschner (rechts) in Moskau

Betrübte Stimmung in Israel
Aus Israel berichten Diplomatin Gabriele Gil-Feigl und ihr Kollege Christoph Sternat hingegen von einer betrübten Stimmung. „Jerusalem und Ramallah bleiben in der Vorweihnachtszeit trist und nüchtern. Vor dem Hintergrund des Terrors der Hamas beschlossen die Patriarchen der christlichen Kirchen, in Jerusalem heuer keine weihnachtliche Dekoration aufzuhängen. Nur vereinzelt findet man Christbäume und Weihnachtsschmuck in Geschäften und Restaurants“, erzählt Sternat, der das österreichische Vertretungsbüro in Ramallah (Westjordanland) leitet.

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Jerusalem und Ramallah bleiben in der Vorweihnachtszeit trist und nüchtern (...). Nur vereinzelt findet man Christbäume und Weihnachtsschmuck in Geschäften und Restaurants.

Diplomat Christoph Sternat

Die Weihnachtsmesse in der Geburtskirche in Bethlehem sei heuer nur wenigen Menschen vorbehalten. Sonst prunkvolle Feierlichkeiten seien wegen des Kriegs abgesagt worden, sagt Gabriele Gil-Feigl aus Tel Aviv. Sie geht am 24. Dezember zumindest gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Abendessen. Gil-Feigl und Sternat wenden ein, dass es in Israel überhaupt immer weniger Christinnen und Christen gibt. „In Städten wie Tel Aviv sind Weihnachtsbeleuchtungen bereits in Friedenszeiten unüblich, da der jüdische Glaube die Kultur prägt (...). Die Menschen in Israel hoffen, dass sich die Situation im kommenden Jahr stabilisiert und die festliche Stimmung nächstes Jahr zu Weihnachten wieder zurückkehren kann.“

Österreichs Außenministerium warnt aktuell vor Reisen in 16 Länder, in weiteren 22 Ländern gibt es Warnungen für einzelne Regionen. Darunter sind zusätzlich zur Ukraine (für das ganze Land), Russland und Israel (beide partiell) unter anderem auch Afghanistan, der Irak, Iran, Syrien und Palästina.

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