In der Waldheimat

Wie Peter Rosegger das Weihnachtsfest erlebte

Steiermark
25.12.2023 07:10

Der steirische Dichter Peter Rosegger baute für die Kinder vom Alpl ein Schulhaus. Es erinnert an die Erzählungen aus der Waldheimat. Wie das Weihnachtsfest damals ablief.

„Alles, was Zeit hatte, ging der Kirche zu, denn der Heilige Abend ist voller Vorahnung und Gottesweihe. Bevor noch die Messe anfing, schritt der hagere, gebückte Schulmeister durch die Kirche, musterte die Andächtigen, als ob er jemanden suche. Endlich trat er an mich heran und fragte leise, ob ich ihm nicht die Orgel „melken“ wolle, es sei der Mesnerbub krank. Voll Stolz und Freude, also zum Dienste des Herrn gewürdigt zu sein, ging ich mit ihm auf den Chor, um bei der heiligen Messe den Blasebalg der Orgel zu ziehen.“

Das literarische Werk des steirischen Heimatdichters Peter Rosegger ist gespickt mit liebevollen Erinnerungen an die „heilige Weihnachtszeit“ seiner Kindheit. Geweihte Wachskerzen und nebelnder Weihrauch in der guten Stube, der Fackelgang zur mitternächtlichen Christmette vom Kluppeneggerhof am Alpl bis St. Kathrein am Hauenstein, der auf einem tief verschneiten Weg vorbei an einem gurgelnden zugefrorenen Bach führte, das Läuten eines kleinen Kirchenglöckchens, das bald von großen Glocken übertönt wurde: All diese feierlichen Eindrücke haben sich auf Lebenszeit in das Gedächtnis des Schriftstellers eingebrannt.

Der Weg zur Waldschule (Bild: Jauschowetz Christian)
Der Weg zur Waldschule

Die Waldheimat, ein Begriff, der aus der Feder Peter Roseggers stammt und ein kleines Gebiet in den Fischbacher Alpen meint, ist deshalb noch heute für viele Menschen der Inbegriff für Weihnachten, wie es anno dazumal war. In malerischer Landschaftsidylle, familiärer Gemeinschaft, Schlichtheit ohne schrille Weihnachtsbeleuchtung und Lametta. Die Erzählung des Waldbauernbuben „Als ich die Christtagsfreude holen ging“ wird nicht nur in der Obersteiermark gerne im Kreis der Lieben am Heiligen Abend vorgelesen.

Zu Besuch in der alten Waldschule
Die Straßen sind geräumt, es fallen nur einzelne kleine Schneeflocken. Wir erreichen mühelos die alte Waldschule in Alpl, ein Dorf in der Gemeinde Krieglach. Bürgermeisterin Regina Schrittwieser sperrt uns das frühere Schulgebäude auf, in dem Mitte der 1970er-Jahre zum letzten Mal ein Lehrer mit Kreide auf die Tafel schrieb. Schon 1970 drückten nur noch elf Schüler die Schulbank. Heute ist das denkmalgeschützte Haus ein beliebtes Rosegger- und Wander-Museum.

„Für den größten Sohn unserer Gemeinde war die Errichtung der Waldschule ein Herzensanliegen. Peter Rosegger selbst war ein regelmäßiger Schulbesuch nicht vergönnt, er wurde vom Wanderlehrer Michael Patterer unterrichtet“, weiß Schrittwieser, seit zwei Jahrzehnten Ortschefin in der Dichterheimat.

Rosegger bei der Grundsteinlegung „seiner“ Alpler Schule (Bild: Jauschowetz Christian)
Rosegger bei der Grundsteinlegung „seiner“ Alpler Schule

Heimatpoet ermöglichte Alpler Kindern Bildung
Weil er den Alpler Kindern gute Bildung ermöglichen wollte, sammelte der schon damals über die Grenzen der Steiermark hinaus bekannte große Poet Geld für den Ankauf eines Grundstücks und den Schulbau. Im Mai 1902 wurde der Grundstein gelegt, nur fünf Monate später läutete der junge Waldschulmeister Leopold Kramar die Schulglocke – und 23 Kinder strömten aus den umliegenden Bergbauernhöfen in die einzige Klasse.

Acht Schulstufen waren darin vereint. Kramar liebte seine Schulkinder, verließ aber nach sechs Jahren Alpl Richtung Bozen, weil ihm die eisigen Winter in der Waldheimat gesundheitlich übel zusetzten.

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Für die bäuerliche Bevölkerung sind die Adventzeit und Weihnachten besonders wichtig.

Regina Schrittwieser

Sein Nachfolger kümmerte sich beinahe Tag und Nacht um seine Schützlinge, verlängerte sogar die winterlichen Arbeitstage, an denen es schon früh dunkel wurde, mit einer leuchtenden Petroleumlampe am Schreibtisch bis nach Mitternacht. Und um vier Uhr Früh war er schon wieder im Dienst.

Ortschefin Schrittwieser lebt selbst auf einem Bergbauernhof – und hält die Festtagstraditionen hoch: „Am Heiligen Abend wird geräuchert und die Familie singt Lieder. “ Um die Feiertage „suche“ man Peter Rosegger besonders.

„Viele Gäste reisen nach Krieglach an, weil sie die Fernsehserie ,Waldheimat‘, die meist zu Weihnachten läuft, gesehen haben. Sie besuchen auch das Waldschulhaus in Alpl, das nach den Feiertagen wieder öffnet.“ Denn noch immer steht die Waldheimat für Weihnachten, wie es früh war.

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