In seiner Weihnachtskolumne fragt sich „Krone“-Autor Harald Petermichl, was denn wohl das geeignete Geschenk für FIFA-Präsident Gianni Infantino wäre. Und bemerkt dabei, dass sich das gar nicht so leicht beantworten lässt - die Latte liegt hoch.
Vor langer Zeit, genauer gesagt vor 2023 Jahren war es für Weise und Sterndeuter aus dem Morgenland noch ein Leichtes, ein passendes Geschenk für einen in prekären Verhältnissen geborenen Sohn eines Holzfacharbeiters aus Nazareth zu finden. So gut wie alle Supermarktketten hatten verschiedenste Geschenksets zur Auswahl; für ganz besondere Anlässe und für den größeren Geldbeutel scheint ein filigran gefertigtes und fein ziseliertes Kästchen mit Gold, Weihrauch und Möhren der absolute Verkaufsschlager gewesen zu sein, mit denen die Sterndeuter-Troika sogar bei einem designierten Messias Eindruck schinden konnte. Will man dagegen heute als Reicher aus dem Morgenland dem FIFA-Messias Gianni Infantino ein Präsent kredenzen, gestaltet sich das deutlich schwieriger, egal ob man nun Mohammed Bin Salman oder Tamim bin Hamad Al Thani heißt.
Denn Gold oder sonstige Devisen dürfte der Herr Präsident genug besitzen, zumal sein Arbeitgeber kleinere Auslagen für Reisespesen wie etwa einen Privatflug von Surinam in die Schweiz im Gegenwert von schlanken 280.000 US-Dollar regelmäßig und klaglos übernimmt, selbst wenn das als Grund für die Dienstreise vorgeschobene Treffen mit UEFA-Boss Ceferin damals gar nicht stattfinden konnte, weil dieser unglücklicherweise in Armenien weilte. An Weihrauch scheint es dem FIFA-Paten ohnehin nicht zu mangeln, wenn man die Dauerbeweihräucherung seiner Person und aller von ihm verantworteten Turniere in Betracht zieht. Und auch die Möhren versprechen wenig Exklusivität, weil sie mit 80 Hektar Anbaufläche das meistproduzierte Gemüse in seinem Heimatkanton Wallis sind und Herr Schweizer und Frau Schweizerin eh schon imposante 8,5 Kilo pro Jahr und Nase davon verzehren, größtenteils vermutlich in Form von Rüeblikuchen.
Da selbst eine aufwendige Internetrecherche mit den Suchbegriffen „Infantino“ und „Geschenk“ lediglich Artikel wie den „Baby Beißring INFANTINO“ oder ein Produkt namens „Activity-Elefant INFANTINO grün/mehrfarbig“ eines Kinderausstatters aus dem nordfranzösischen Tourcoing zutage fördert, die für den 53-jährigen Sohn eines kalabrischen Zeitungsboten eher ungeeignet erscheinen, ist guter Rat allmählich teuer, zumal heute schon der 24. Dezember ist und die Zeit drängt. Blieben vielleicht noch Rubbellose, mit denen man als ersten Preis ein Abendessen mit Thomas Bach und Wladimir Putin gewinnen kann, als zweiten Preis sogar deren zwei, aber wer weiß schon, ob die vielbeschäftigten Herren überhaupt Zeit für derlei Zeitvertreibe haben.
Gutscheine vielleicht? Zwar gelten diese in der Geschenkbranche als phantasielos und nicht besonders kreativ, im konkreten Fall böte sich aber ein Voucher für einen Grundkurs „Wie vermeide ich bizarre Statements“ an, um künftig von Meldungen wie „Für das, was wir Europäer in den vergangenen 3000 Jahren (sic!) getan haben, sollten wir uns für die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, den Menschen moralische Lektionen zu erteilen“ oder „Für mich als FIFA-Präsident ist Nordkorea gleich wie Südkorea. Ist Amerika gleich wie China“ verschont zu bleiben, denn schließlich haben wir an Wortspenden wie „Heute fühle ich mich als Qatarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert. Heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant“ wahrlich schon genug zu knabbern.
Da Infantino sich aber nicht belehren lassen wird, bleibt wohl nur, den Spieß umzudrehen, nicht mehr über Geschenke an ihn nachzudenken, sondern sich von ihm beschenken zu lassen. Schließlich sind nach der besten WM aller Zeiten schon die nächsten Turniere eingetütet (auch die besten aller Zeiten) und pünktlich eine Woche vor Heiligabend hat Funny Gianni mit einer freudigen Überraschung für den von ihm so geschätzten Frauenfußball aufhorchen lassen, indem er die von ihm durchgedrückte sinnlose Klub-WM 2025 mit 32 teilnehmenden Teams so terminiert hat, dass es eine massive Überschneidung mit der Frauen-EM 2025 (und das ausgerechnet in der Schweiz) geben wird. Zermartern wir uns also nicht das Hirn über Präsente an den Präsidenten, sondern erfreuen uns weiter an seinen präsidialen Angebinden. Bella Festas daz Nadal!
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