Karadzic-Prozess
Zeuge schilderte Massaker von Srebrenica
Anklägerin Kimberley West führte den Mann mit den Worten ein: "Er überlebte die Massenhinrichtung im Juli 1995." Der Zeuge berichtete, dass er Gefangener der bosnisch-serbischen Truppen unter dem Befehl von Armeechef Ratko Mladic war. Er sei zusammen mit rund 2.000 anderen Muslimen in ein Lagerhaus gebracht worden, wo die Erschießungen begonnen hätten. Die Soldaten hätten dabei "gelacht und gescherzt". Nachdem er von den Schergen im Zuge der Exekutionen irgendwie "übersehen" worden war, habe er sich 24 Stunden lang unter Leichen versteckt, sagte der Mann, dessen Gesicht nicht zu erkennen war.
In Kornfeld geflüchtet
Anklägerin West führte aus, dass es dem Zeugen schließlich zusammen mit einem weiteren Überlebenden gelungen sei, in ein nahes Kornfeld zu fliehen. Auf die Frage Karadzics, ob er vor dem Krieg bosnische Serben gekannt habe, antwortete der Mann: "Ich habe viele von ihnen gekannt, wir waren gute Nachbarn. Hätte mir irgendjemand erzählt, dass solche Dinge geschehen würden, ich hätte ihm nicht geglaubt."
Die Anhörungen zu dem Massaker von Srebrenica waren der vierte und letzte Teil der Beweisführung der Anklage zu den Vorwürfen gegen Karadzic. Zuvor hatte sie sich mit den Anklagepunkten zur Belagerung der Stadt Sarajevo mit 10.000 Toten, mutmaßlichen Verbrechen in mehreren bosnischen Gebieten und der Geiselnahme von mehr als 200 UNO-Blauhelmsoldaten im Mai und Juni 1995 befasst. Zum Massaker in Srebrenica wurden rund 60 Zeugen befragt.
Karadzic bestreitet Vorwürfe
Bei dem als Völkermord eingestuften, schlimmsten Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg wurden rund 8.000 Muslime verschleppt und getötet. Karadzic muss sich seit Oktober 2009 vor dem Haager Tribunal wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs (1992 - 1995) verantworten. Er weist alle Vorwürfe zurück.
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