Zum Tod des Gründers:

5 Gründe, warum sich die „Glock“ so gut verkauft

Wirtschaft
27.12.2023 19:40

Polizeieinheiten auf der ganzen Welt verwenden sie, in jedem zweiten Rap-Lied wird sie erwähnt: die „Glock“ als Markenname einer ganzen Pistolengeneration, entsprungen nicht in Texas oder Alabama, sondern in Deutsch-Wagram. Doch was konnte die Pistole besser als andere, bereits erhältliche Modelle? Ein Überblick. 

Erstens: Es ist eine Carefree-Waffe. Es gibt keinen Spannhahn, der außen liegt, es gibt keine Sicherungshebel, die vor dem ersten Schuss bedient werden müssen. Ist eine Patrone im Lauf und der Zeigefinger am ganzen (!) Abzug (dazu später mehr bei Punkt zwei), kann geschossen werden. Fertig.

Kein Sicherungshebel weit und breit. Der Schieber über dem Abzug ist zum Auseinandernehmen der Waffe. (Bild: Birbaumer Christof)
Kein Sicherungshebel weit und breit. Der Schieber über dem Abzug ist zum Auseinandernehmen der Waffe.

Zweitens: Sie ist dennoch sicher. Zunächst waren vor allem Behörden in den 80er-Jahren irritiert, dass es keinen außen angebrachten Sicherungsbügel gab, man fürchtete sich vor Unfällen mit der „ungesicherten“ Waffe. Doch zahlreiche Innovationen machten die Pistole - damals die Glock 17 in der ersten Generation - zu einer der sichersten überhaupt: drei unabhängige Mechanismen verhindern, dass der vorgespannte Schlagbolzen ungewollt auslöst, etwa durch Erschütterung. Eine Sicherung am Abzug gibt diesen nur dann frei, wenn der Finger in der Mitte liegt und bewusst durchzieht. 

Drittens: ein weiterer Tabubruch - Kunststoff. Das Griffstück der Waffe besteht aus einem einzigen, gegossenen Polymer-Teil. Dadurch besteht etwa die Glock 17 nur mehr aus 34 Teilen, etwa 30 Prozent weniger als bei anderen Pistolen. Dadurch erwarb die Waffe zunächst den weniger schmeichelhaften Ruf einer „Terroristen-Waffe“, weil sie angeblich auf Flughafen-Scannern nicht aufschien. Stimmt allerdings nicht - Lauf und Verschluss sind aus Stahl, anders geht das bei diesen Bauteilen nicht. 

(Bild: OSINT)

Viertens: hohe Kapazität. Mit 17 Schuss im Magazin und einem Schuss im Lauf kann deutlich mehr geschossen werden als etwa mit einem Revolver (meist sechs Schuss) oder einer M1911, einer damals sehr beliebten Waffe in den USA mit gerade einmal acht Schuss Kapazität.  

Schauen ähnlich aus, aber der Österreicher links kann einfach mehr als das US-Produkt rechts. (Bild: OSINT)
Schauen ähnlich aus, aber der Österreicher links kann einfach mehr als das US-Produkt rechts.

Fünftens: Es gibt eine Fantastillion an Nachrüstmöglichkeiten. Egal ob neuer Schlitten, neues Visier, neue Farbe des Griffstücks, Griptape, taktisches Licht- oder Lasermodul, stärkere Abzugsfedern, schwächere Abzugsfedern - der sogenannte „Aftermarket“ für Glocks geht über an Produkten, jeder kann sich „seine“ Pistole so zurechtbasteln (lassen), wie er sie gerne hätte.

Der „Aftermarket“ gibt viel her. Wem‘s gefällt. (Bild: OSINT)
Der „Aftermarket“ gibt viel her. Wem‘s gefällt.

Fazit: Emotionslos betrachtet ist Gaston Glock in den 80ern schlichtweg ein großer Wurf gelungen. Er hat das etablierte Produkt „Pistole“, von dem es schon zahlreiche Typen und viele traditionelle Marktführer gab, revolutioniert und sich nicht nur eine Nische gefunden, sondern die Herrschaft über das Segment „Behördenwaffe“ übernommen, im Sportschützenbereich reüssiert und leider auch seinen Weg auf die Straße gefunden. Dass damit auch eine Vielzahl an Toten einherging, muss an einer anderen Stelle beurteilt werden.    

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