Am 1. Jänner öffnet das Transfer-Fenster: Unmittelbar davor kippte der Österreichische Fußballbund ein umstrittenes Reglement, mit dem der Weltfußballverband auch international für Unmut sorgt.
Anfang 2023 trat der Fußball-Weltverband FIFA auf den Plan, die internationalen Spielvermittler mit einem umstrittenen Reglement an die kürzere Leine zu nehmen: Wer im Millionengeschäft Profifußball mitmischen möchte, der sollte nicht nur eine Spielervermittler-Lizenz erwerben, sondern auch eine Obergrenze bei Vermittlungshonoraren akzeptieren müssen. Verdient ein Spieler mehr als 200.000 Euro pro Jahr, sollte sein Berater nur mehr sechs Prozent des Jahresbezuges kassieren. Und maximal zehn Prozent einer Transfersumme an Provision erhalten dürfen. Dieses neue Reglement schrieb die FIFA den einzelnen Mitgliedern, darunter der Österreichische Fußballbund (ÖFB), mit 1. Oktober 2023 vor. Sogar Anwälte hätten ihre Mandate im Zusammenhang mit Transfers über eine eigene FIFA-Stelle abrechnen müssen.
Noch vor Weihnachten hat der ÖFB das neue Regelwerk wieder ausgesetzt. Das bestätigt ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer der Krone: „Die Ziele, welche die FIFA mit dem neuen Reglement verfolgt, sind sicher lohnenswert. Aber es gibt eben auch die kleineren, hart arbeitenden Vermittler, die dabei nicht mitgenommen wurden.“
Klage war vorbereitet
Der Hintergrund: In Österreich hatten 13 namhafte Spielvermittler-Agenturen (darunter Thomas Böhm, Max Hagmayr, Reiner Tichy oder Lino Heiduck) die Anwaltskanzlei Puttinger Vogl und Partner beauftragt, gegen das Reglement vorzugehen. Die Anwälte hatten eine 48-seitige Klage an das Kartellgericht vorbereitet und - darauf gestützt - beim Fußballbund in Wien die Rücknahme des Regulativs verlangt. Die ÖFB-Juristen empfahlen dem Präsidium noch kurz vor Weihnachten, das „Reglement für Fußballagenten“ aus wettbewerbsrechtlichen Gründen mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Was den Vermittlern eine im wahrsten Wortsinne schöne Bescherung bereitete. ÖFB-General Hollerer erklärt dazu: „Wenn nationales Recht den FIFA-Wünschen entgegensteht, dann können wir das als Verband nicht umsetzen. Uns war wichtig, dass in der kommenden Transferperiode ab 1. Jänner Rechtssicherheit herrscht. Sonst hätten wir die Situation gehabt, dass ein deutscher Spielvermittler in Österreich anders agieren kann als ein österreichischer.“
Der ÖFB war zu dem Thema auch mit anderen europäischen Fußballverbänden im Austausch. Die Schweiz und Dänemark haben das FIFA-Reglement ebenfalls ausgesetzt. In Deutschland laufen seit Monaten Prozesse. Das Landgericht Dortmund hat eine Einstweilige Verfügung erlassen, die dem DFB die Umsetzung untersagt.
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