Vor genau 26 Jahren feierte Simon Ammann in Oberstdorf bei der Vierschanzentournee sein Weltcup-Debüt. Einzig ein Tournee-Triumph blieb dem Eidgenossen verwehrt, auch bei seiner 25. Teilnahme am traditionellen Schanzenspektakel rund um den Jahreswechsel ist dieser unwahrscheinlich. Aber für Spannung ist beim Auftaktspringen in Oberstdorf am Freitag (17.15 Uhr) gesorgt.
Von den deutschen Zuschauern in Oberstdorf wurde Fan-Liebling Ammann bei seinem 493. Weltcup-Start jedenfalls frenetisch gefeiert. „Das war damals schon besonders, Oberstdorf war immer ein spezieller Ort. Das ist tief in mir drin mit tollen Erlebnissen“, sagte Ammann mit Blick auf seine beiden Tournee-Tagessiege im Allgäu 2008 und 2013.
In der vergangenen Saison hatte Ammann erstmals seit 2000/01 bei der Tournee gefehlt. „Es ist ein Traum, wieder dabei zu sein und genial, die Tournee wieder so zu erleben“, betonte er. Der fehlende Tourneesieg ist wohl der einzige Makel in der bemerkenswerten Karriere des Ausnahmesportlers. Zweimal musste sich Ammann mit einem zweiten Platz zufrieden geben, zweimal hinter einem Österreicher. Erst Wolfgang Loitzl 2008/09, dann Thomas Morgenstern zwei Jahre später.
„Auch in Österreich gigantisch“
Seine Tournee-Historie sei für ihn auch deshalb schwierig einzuordnen. „Je älter ich werde, desto mehr bin ich als Charakter willkommen. In Österreich war ich zugegebenermaßen nicht immer so beliebt, aber auch dort ist es mittlerweile gigantisch. So aufgemuntert zu werden, wenn es mal nicht so läuft, das trägt mich auch und ist wirklich was fürs Herz“, sagte Ammann zur APA - Austria Presse Agentur.
In der Qualifikation auf der Schattenbergschanze hüpfte er am Donnerstag auf den 22. Platz. Zuvor hatte er einen von zwei Trainingssprüngen ausgelassen, um Körner zu sparen. „Ich habe gut trainiert und hoffentlich den richtigen Grundstein gelegt. Ich muss es mir einteilen und bei meinem Fahrplan bleiben“, erklärte der Routinier, der derzeit seine 27. Weltcup-Saison absolviert.
Der volle Fokus des Skisprung-Urgesteins, in dessen Vita insgesamt 23 Weltcupsiege stehen, liegt allerdings längst nicht mehr nur auf der Schanze. Nebenbei absolviert Ammann in St. Gallen ein BWL-Studium, auch wenn nicht in höchstem Tempo. „Es ist schwierig, windig, würde ich sagen“, erklärte Ammann und lachte. Außerdem besitzt er seit 2015 mit ASP Sports eine Agentur für Sportmarketing sowie ein sanierungsbedürftiges Gasthaus in seiner Heimatgemeinde Wildhaus-Alt St. Johann. Dem Fliegen ist Ammann auch im motorisierten Bereich nicht abgeneigt, seit Jahren hat er eine Privatpiloten-Lizenz für Flugzeuge.
„Harry Potter der Lüfte“
Nach seinem doppelten Olympiasieg 2002 in Salt Lake City erhielt er den Spitznamen „Harry Potter der Lüfte“, aufgrund seines ähnlichen Erscheinungsbildes mit dem fiktiven Magier. Acht Jahre später hängte sich Ammann in Vancouver erneut olympisches Gold auf der Normal- sowie Großschanze um. Weltmeister auf der Großschanze wurde er 2007 in Sapporo, Skiflug-Weltmeister 2010 in Planica, die große Kristallkugel im Gesamtweltcup sicherte er sich 2009/10. Sein bisher letzter Weltcupsieg datiert aus dem November 2014 in Kuusamo. In den Jahren danach sprach er öfter von einem möglichen Karriereende, das er aber immer wieder verschob.
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