Konkurs-Domino im Benko-Reich: Nach der Holding schlitterten auch Signa Prime und Signa Development in die Pleite. Anteilseigner haben Experten damit beauftragt, diverse Deals aus der jüngeren Vergangenheit unter die Lupe zu nehmen.
Mit einer Überschuldung von rund fünf Milliarden Euro markiert die Insolvenz der Signa Holding seit Ende November 2023 die größte Pleite der österreichischen Firmengeschichte. Kurz nach Weihnachten nahm das Konkurs-Domino im verschachtelten Benko-Reich aus weltweit mehr als 1000 Firmen wie erwartet Fahrt auf: Mit der Signa Prime und der Signa Development schlitterten zwei weitere wesentliche Konzerngesellschaften des Finanzjongleurs in die Zahlungsunfähigkeit.
Sowohl bei der Holding als auch bei der Prime und bei der Development hat Signa jeweils Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das bedeutet, dass René Benkos Geschäftsführer bzw. Vorstände weiterhin die Schalthebel betätigen können, was langjährige Insolvenz-Experten mit Kopfschütteln beobachten. Im Falle einer Eigenverwaltung kommt dem gerichtlich eingesetzten Sanierungsverwalter nämlich nur eine Rolle als „Superaufsichtsrat“ zu.
Wer bringt Licht ins Signa-Dunkel?
Brisanz besitzt der Umstand, dass Christof Stapf, der für die Insolvenz der Signa Holding zuständig ist, ein eigenes forensisches Team beauftragt hat, um die Vorgänge in der intransparenten Muttergesellschaft unter die Lupe zu nehmen. „Krone“-Recherchen in Gesellschafterkreisen ergaben nun, dass sich mehrere Signa-Co-Eigentümer „mit Heerscharen an Anwälten und Wirtschaftsprüfern“ beraten, um endlich Licht in Benkos Signa-Dunkel zu bringen.
Auch Benkos Investoren haben Forensiker engagiert, die gewisse Geschäftsvorgänge innerhalb der finanzmaroden Gruppe aufarbeiten sollen. Bis vor nicht allzu langer Zeit habe es nämlich „irre Transaktionen“ innerhalb des Firmenkonstrukts gegeben.
Worauf könnten Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Forensiker stoßen? Etwa auf einen Deal mit Hans Peter Haselsteiner, der über seine Familienstiftung 15 Prozent an der Holding hält.
Das verdeckte Prozent
Im August 2023 dürfte Hans Peter Haselsteiner, mit 15 Prozent der zweitgrößte Signa Holding-Gesellschafter, ein Prozent seiner Anteile an die Familie Benko Privatstiftung abgetreten haben. Inoffiziell. Diese Transaktion soll im Firmenbuch nicht aufscheinen. Für dieses eine Prozent kassiert die Haselsteiner Stiftung 50 Millionen Euro, wobei ein Teil des Kaufpreises direkt von der Familie Benko Privatstiftung an die Signa Holding fließen sollte. Offenbar, damit die Haselsteiner Stiftung als Holding-Gesellschafterin ihre Pflichten bei der Kapitalerhöhung erfüllt.
Stellt sich die Frage, ob dieses geheime Geschäft zwischen René Benko und seinem wichtigsten Co-Gesellschafter im Zusammenhang mit der damals erfolgten Kapitalerhöhung stand, die bereits Ende Juli an die Öffentlichkeit gedrungen war: Damals hieß es unter Berufung auf Unternehmenskreise, die Signa Holding habe sich eine Geldspritze von 400 Millionen Euro gesichert. Für den Markt nicht unwichtiger Nachsatz: Aktionäre wie René Benko oder Hans Peter Haselsteiner „sollen Medienberichten zufolge zugeschossen haben, um die angespannte Lage am Immobilienmarkt abzufedern“.
Eine zweite Transaktion spielte sich bereits im Jahr 2022 ab. Damals verkaufte Benko seine Signa Financial Services mit Sitz in der Schweiz um rund 300 Millionen Euro an die Signa Prime Selection AG. Als Mit-Gesellschafter beim Immobilienspekulanten anfragten, was dieser Deal denn bitte solle, erhielten sie alles andere, nur keine zufriedenstellende Antwort.
Die Signa Prime hat im Geschäftsjahr 2022 bekanntlich über eine Milliarde Euro Verlust geschrieben. Offenbar kam es da auf 300 Millionen mehr oder weniger auch nicht mehr an.
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