Angriffe auf Syrien

Die Gefahr einer Ausweitung des Gaza-Kriegs wächst

Ausland
30.12.2023 13:36

Die israelische Armee bombardiert wieder Ziele im Gazastreifen und hat nach eigenen Angaben zwei Militäranlagen der radikalislamischen Hamas in Beit Lahia im Norden des Küstenstreifens zerstört. In der Stadt Gaza seien Dutzende Hamas-Kämpfer getötet worden. Zudem greift Israel aktuell Syrien an, nachdem nach eigenen Angaben Attacken aus dem Land ausgeführt worden waren.

Wie die Armee am Samstag mitteilte, griffen Kampfflugzeuge im Verbund mit den Bodentruppen und flankiert von der Marine „in verschiedenen Gebieten“ im Gazastreifen „terroristische Zellen und Infrastruktur an“. Die Truppen lieferten sich „heftige“ Gefechte mit Terroristen. Danach verkündete das israelische Militär eine vierstündige humanitäre Kampfpause in einem Lager in Rafah im Süden des Gazastreifens.

Militärische Aktivitäten würden dort aus humanitären Gründen vorübergehend eingestellt, teilte ein Sprecher der Armee auf der Plattform X (ehemals Twitter) am Samstag auf Arabisch mit. Dies solle es der Bevölkerung ermöglichen, Nachschub an Vorräten zu besorgen.

Kaum noch Platz für Binnenflüchtlinge
Israels Militär hatte zuvor die Einwohner der heftig umkämpften Stadt Khan Yunis im Süden des Küstengebiets aufgefordert, sich in Rafah nahe der ägyptischen Grenze in Sicherheit zu bringen. Berichten zufolge sind dort Tausende Palästinenser in Zelten untergekommen.

Ein aus Rafah aufgenommenes Bild zeigt Rauch, der während des israelischen Beschusses am Samstag über Khan Yunis im südlichen Gazastreifen aufsteigt. (Bild: APA/AFP)
Ein aus Rafah aufgenommenes Bild zeigt Rauch, der während des israelischen Beschusses am Samstag über Khan Yunis im südlichen Gazastreifen aufsteigt.

Nach der Ausweitung israelischer Angriffe auch auf den zentralen Abschnitt des Gazastreifens bleibt nach UNO-Angaben kaum noch Raum für die Binnenflüchtlinge. Die Stadt Rafah etwa platze „aus allen Nähten“, kritisierte vor einigen Tagen schon der Gaza-Direktor des UNO-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Thomas White.

Zwei Raketen in Israel abgestürzt
Zudem erklärte die israelische Armee in der Nacht auf Samstag, dass nach dem Ertönen von Luftalarm „im Norden Israels“ zwei Raketen auf offenem Gelände abgestürzt seien. Das Militär gehe nun gegen den Ursprung des Beschusses vor. Bei mutmaßlichen US-Luftangriffen in Syrien sind indes Aktivisten zufolge mindestens neun Kämpfer proiranischer Milizen getötet worden.

Mindestens 27 weitere seien verletzt worden, einige davon schwer, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London am Samstag mit. Die Angriffe zielten demnach auf Posten der Milizen sowie einen ihrer Konvois im Osten Syriens nahe der Grenze zum Irak. Unter den Toten seien drei Syrer gewesen. Das US-Militär äußerte sich zunächst nicht zu den Angriffen.

Gewaltige Zerstörungen nach einem israelischen Angriff im südlichen Gazastreifen. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Gewaltige Zerstörungen nach einem israelischen Angriff im südlichen Gazastreifen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat das US-Militär nach Attacken proiranischer Milizen auf US-Truppen im Irak und in Syrien mehrfach Ziele in diesen Ländern angegriffen. Seit Kriegsbeginn gab es mehr als 100 solcher Angriffe. Die Sicherheitslage in der gesamten Region ist sehr angespannt. Die Gefahr einer Ausweitung des Gaza-Kriegs wächst.

Israel äußert sich kaum zu Angriffen in Syrien
Die israelische Armee gab gegenüber der Nachrichtenagentur AFP nicht an, wo genau die Raketen niedergingen. Israel sieht die annektierten Golanhöhen als Teil seines Nordbezirks an. Nach Angaben des syrischen Verteidigungsministeriums und laut syrischen Staatsmedien hatte ein israelischer Angriff am Donnerstag die Hauptstadt Damaskus zum Ziel.

Generell äußert sich Israel kaum zu einzelnen Angriffen in Syrien. Es betont aber immer wieder, es werde nicht zulassen, dass sein Erzfeind Iran seine Präsenz in Syrien ausweite. Teheran ist mit dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad verbündet.

Zum Hintergrund
Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels am 7. Oktober, bei dem Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen rund 1200 Menschen in Israel ermordeten und rund 240 weitere in den Gazastreifen verschleppten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Die Zahl der seit Kriegsbeginn im Gazastreifen getöteten Palästinenser stieg nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza auf 21.507. Die Zahl lässt sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 hat Israel das Nachbarland hunderte Male aus der Luft beschossen. Die Angriffe richten sich insbesondere gegen die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz, aber auch gegen Stellungen der syrischen Armee. Seit Beginn des Kriegs gegen die mit der Hisbollah verbündete radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas vor fast drei Monaten hat Israel die Luftangriffe in Syrien intensiviert.

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