Immer mehr Tote

Erdbebenserie in Japan: „Kampf gegen die Zeit“

Ausland
02.01.2024 09:46

Nach schweren Erdbeben an der Westküste Japans werden immer mehr Todesopfer verzeichnet. Die tags zuvor ausgegebene Tsunami-Warnung für die gesamte Westküste des ostasiatischen Pazifikstaates hob die meteorologische Behörde am Dienstagvormittag (Ortszeit) wieder auf. Rettungskräfte suchten unter Trümmern nach Verschütteten. 

Zahlreiche Häuser stürzten ein oder fielen Bränden zum Opfer, Straßen rissen auf, in Zehntausenden Haushalten fiel der Strom aus. In der schwer betroffenen Präfektur Ishikawa seien mindestens 48 Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Tageszeitung „Yomiuri Shimbun“ am Dienstag. Rund 100.000 Menschen waren während der Neujahrsfeierlichkeiten aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

In der schwer betroffenen Stadt Wajima in Ishikawa brannten in einem Viertel mehr als 100 Wohnhäuser und Geschäfte nieder, wie örtliche Medien berichteten. Stellenweise loderten Dienstagfrüh noch niedrige Flammen, Feuerwehrleute waren weiter im Einsatz. Dichter Rauch hing über der Gegend. Andere Häuser waren eingestürzt oder schwer beschädigt. Rund 1000 Menschen wurden auf einem Luftwaffenstützpunkt in Wajima untergebracht und mit Decken, Wasser und Lebensmitteln versorgt, wie die Regierung bekannt gab.

Häuser fielen zum Teil komplett in sich zusammen. (Bild: APA/AFP/Fred MERY)
Häuser fielen zum Teil komplett in sich zusammen.
Im Zuge der Beben stürzten auch Straßen ein. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Im Zuge der Beben stürzten auch Straßen ein.

Verzweifelte Suche nach Überlebenden
Die japanischen Rettungsdienste befinden sich nach Angaben von Ministerpräsident Fumio Kishida unter enormem Druck. „Die Suche und Rettung der vom Beben betroffenen Menschen ist ein Kampf gegen die Zeit“, sagte Kishida in einer vom Fernsehen ausgestrahlten Katastrophen-Notfallsitzung. „Wir müssen sie so schnell wie möglich retten, insbesondere diejenigen, die unter eingestürzten Gebäuden eingeschlossen sind.“

In der kleinen Küstenstadt Suzu nahe dem Epizentrum sind nach Angaben von Bürgermeister Masuhiro Izumiya womöglich bis zu 1000 der insgesamt 5000 Häuser zerstört worden. „Die Situation ist katastrophal“, sagte er. Besonders betroffen war auch die Stadt Wajima.

Die Erde bebt weiter
Unterdessen dauerte die Serie an Beben weiter an. Ein besonders heftiges Erdbeben hatte am Vortag die Stärke von 7,6 erreicht. Das Epizentrum lag im Gebiet der Halbinsel Noto in der Präfektur Ishikawa. Die Wetterbehörde gab daraufhin für Ishikawa eine starke Warnung vor einem möglichen fünf Meter hohen Tsunami aus, die später wieder aufgehoben wurde. Für alle übrigen Küstenregionen im Westen galten weiter geringere Tsunami-Warnungen. Das Beben war von Hokkaido im Norden Japans bis zur südwestlichen Hauptinsel Kyushu zu spüren. Mehrere Flutwellen von rund einem Meter Höhe trafen auf die Küste.

Ein Luftbild aus der Präfektur Ishikawa vom Dienstag (Bild: APA/AFP/Fred MERY)
Ein Luftbild aus der Präfektur Ishikawa vom Dienstag
Eine Frau geht nach dem Beben in der Präfektur Ishikawa an eingestürzten Häusern vorbei. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Eine Frau geht nach dem Beben in der Präfektur Ishikawa an eingestürzten Häusern vorbei.

Das Japanische Meteorologische Institut (JMA) warnte vor weiteren starken Erdstößen in den kommenden Tagen. Seit dem ersten Beben am Montag seien mehr als 140 Erschütterungen registriert worden. Am Dienstag wurden Gebiete der Präfektur Ishikawa erneut von einem Beben erschüttert, dessen Stärke sich nach ersten Angaben im Bereich von etwas über 5 bewegt haben dürfte. Eine erneute Tsunami-Warnung wurde nicht ausgegeben.

Beben im Jahr 2011 führte zu Super-GAU im AKW Fukushima
Im März 2011 hatte ein Beben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der weite Gebiete im Nordosten des Landes verwüstete und rund 20.000 Menschen in den Tod riss. Im Atomkraftwerk Fukushima kam es zu einem Super-GAU. Das fernöstliche Inselreich Japan ist eines der am stärksten von Beben gefährdeten Länder der Welt.

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