Der deutsche Spezialglashersteller Schott sieht Wachstumspotenzial im Geschäft mit der Halbleiterindustrie und Glas für sogenannte Augmented-Reality-Brillen. Auch für die 2023 an die Börse gebrachte Pharmasparte erwartet Vorstandschef Frank Heinricht Zuwächse. Dass Schott in vielen Produkten drin, aber als Name von außen nicht erkennbar sei, stört ihn nicht. „Das ist nunmal das Los eines Materialkonzerns.“
Im Halbleiterbereich spiele Glas eine zunehmende Rolle, betonte der Unternehmenschef. „Module auf Kunststoff-Chips stoßen wegen Temperaturproblemen an ihre Grenzen. Hier kann Glas sehr viele Vorteile bringen“, erklärte Heinricht. Mit Spezialglas ließen sich Module bauen, die eine exakt zu bestimmende Ausdehnung bei gewissen Temperaturen hätten dank gewisser Materialmischungen.
Hoffen auf Augmented-Reality-Brillen
„Blockbuster-Potenzial“ sieht er bei Augmented-Reality-Brillen. Augmented Reality (AR) heißt erweiterte Realität, für Nutzer solcher Brillen werden digitale Objekte in die reale Umgebung eingeblendet. Für diese Brillen brauche es mehrere hundert Beschichtungen und Gläser, die übereinander gelegt werden müssten, sagte Heinricht. „Da sind wir bei einem sehr großen Spieler in diesem Feld mit im Boot.“ Schott habe ein Werk in Malaysia aufgebaut mit rund 500 Beschäftigten. „Das ist ein Bereich, in den wir kräftig investieren.“
Im Haushaltsgeräte- und Pharmabereich hatte Schott zuletzt wie andere Branchenunternehmen auch mit großen Lagerbeständen bei Kunden zu kämpfen, die während der Corona-Pandemie angelegt worden waren. Am Stammsitz Mainz und in Mitterteich in Bayern wurden Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt - in der Produktion von Ceran-Kochflächen und in der von Glasrohren und -stäben unter anderem für die Pharmabranche.
Auch Spritzengeschäft könnte wachsen
Schott werde mit seinen Glasverpackungen oder -spritzen für Arzneimittel weiter von der steigenden Zahl injizierbarer Medikamente profitieren. Auch Impfungen blieben ein Treiber, „nicht nur Covid, sondern auch RSV und eine mögliche Kombi-Impfung gegen Covid-19, RSV und Grippe.“
Zudem will Schott einen Teil von dem Boom mit Abnehmspritzen abhaben, wie sie die Konzerne Novo Nordisk oder Eli Lilly herstellen. „Abnehmspritzen sind ein riesiges Thema“, sagte Heinricht. „Da sind wir mit im Boot und ein gefragter Partner.“
Die Einnahmen aus dem Börsengang der Pharmasparte im Herbst will Schott Heinricht zufolge vor allem in die grüne Transformation, in Investitionen für Maschinen und Zukäufe stecken. „Da haben wir jetzt mehr Möglichkeiten.“ Nach möglichen Übernahmen werde in den Segmenten Pharma, Optik und flüssiges Glas in der Medizintechnik geschaut. Schott schaue, wie sich das Portfolio ohne allzu große Investitionen sinnvoll ergänzen lasse.
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