Mühsame Aufarbeitung

Wirecard-Prozess verlängert sich um fast ein Jahr

Wirtschaft
03.01.2024 11:08

Die juristische Aufarbeitung eines der größten Wirtschaftsskandale Deutschlands wird viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als zunächst angenommen. Die vierte Strafkammer des Landgerichts München I hat nämlich im Fall Wirecard 86 zusätzliche Prozesstage bis zum 19. Dezember dieses Jahres angesetzt.

Der Prozess gegen den früheren Vorstandschef Markus Braun, den Kronzeugen Oliver Bellenhaus und den ehemaligen Chefbuchhalter des 2020 kollabierten Konzerns läuft bereits seit dem 8. Dezember 2022. Ursprünglich hatte die Kammer 100 Verhandlungstage angesetzt, deren letzter in der kommenden Woche der 10. Jänner gewesen wäre.

Scheingeschäfte? Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun sieht sich als Opfer, nicht als Täter. (Bild: APA/dpa/Peter Kneffel)
Scheingeschäfte? Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun sieht sich als Opfer, nicht als Täter.

1,9 Milliarden Euro verschwunden
Wirecard war im Sommer 2020 zusammengebrochen, nachdem die Wirtschaftsprüfer 1,9 Milliarden Euro nicht ausfindig machen konnten, die in der Bilanz verbucht werden sollten. Laut Anklage existierte das Geld nie. Braun und Komplizen sollen demnach als kriminelle Bande Scheingeschäfte vorgetäuscht haben, um den eigentlich defizitären Konzern über Wasser zu halten.

Der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek wird auf der ganzen Welt wegen Veruntreuung von Milliardenbeträgen gesucht. (Bild: APA/dpa/Sven Hoppe, Bundeskriminalamt Wiesbaden, krone.at-Grafik)
Der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek wird auf der ganzen Welt wegen Veruntreuung von Milliardenbeträgen gesucht.

Zeugeneinvernahmen brachten wenig Erhellendes
Der im Juli 2020 in Untersuchungshaft genommene Braun hat sich jedoch für unschuldig erklärt. Nach Darstellung des österreichischen Managers sollen die wahren Kriminellen um den untergetauchten Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek und den Kronzeugen Bellenhaus Unsummen auf die Seite geschafft haben.

Braun und Bellenhaus beschuldigen sich gegenseitig, keiner der bisher vernommenen Zeugen konnte Licht ins Dunkel bringen. Zahlreiche vorgeladene Zeugen - vor allem aus dem Ausland - erschienen aber erst gar nicht

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