„Bombe in Mülltonne“
95 Tote bei Gedenkfeier für Iran-General
Bei zwei Explosionen in der südiranischen Stadt Kerman sind am Mittwoch 95 Menschen (ursprünglich war von über 100 die Rede gewesen) ums Leben gekommen. Dort befindet sich das Grab des mächtigen Generals Ghassem Soleimani, der von systemtreuen Regierungsanhängerinnen und -anhängern als Märtyrer verehrt wird und dessen vierter Todestag begangen wurde. Kermans Vizegouverneur Rahman Jalali sprach von einer Terrorattacke. Irans Innenminister Ahmad Vahidi kündigte eine entschiedene Reaktion an.
Soleimani wurde am 3. Jänner 2020 bei einem Drohnenangriff des US-Militärs im Irak getötet. Am Mittwoch wurde in seiner Heimatstadt Kerman seines Todes gedacht, wie das iranische Staatsfernsehen berichtete.
Knall und Schreie während TV-Live-Übertragung
Menschenmassen pilgerten durch die Straßen der Stadt zu der Grabstelle. Plötzlich waren Geräusche einer Explosion zu hören. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. Während einer Live-Schaltung einer Reporterin waren Retter zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten.
Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehsteige, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke. „Unsere Einsatzteams evakuieren die Verletzten“, sagte der Leiter des Roten Halbmonds der Provinz Kerman, Reza Fallah, im Fernsehen. Allerdings blockierten Menschenmassen die Straßen.
„In der Mülltonne befand sich eine Bombe“
Ein Augenzeuge sagte ISNA, auf dem Weg zum Friedhof habe plötzlich ein Auto hinter der Menschenmenge angehalten und es sei eine Mülltonne mit einer Bombe explodiert. Er habe nur das Geräusch der Explosion gehört und Menschen zu Boden fallen sehen. „In der Mülltonne befand sich eine Bombe“, gab der Augenzeuge demnach an.
Terrorangriff?
Dabei kamen laut jüngsten Angaben 95 Menschen ums Leben, mehr als 200 weitere wurden verletzt, heißt es. Rettungskräfte eilten mit Verletzten in ein Krankenhaus. Kermans Vizegouverneur sprach von einer Terrorattacke, der genaue Grund für die Explosion ist jedoch noch unklar. Es gab auch Berichte, wonach es eine zweite Explosion gegeben hatte. Der Hintergrund für die Explosionen war zunächst unklar. Zunächst reklamierte keine Gruppe den mutmaßlichen Anschlag für sich.
Terrorangriffe mit diesem Ausmaß sind im Iran äußerst selten. Vor mehr als einem Jahr hatte die IS-Terrormiliz einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.
Ghassem Soleimani war Kommandant der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Seine Tötung durch das US-Militär vor vier Jahren führte zu einer Eskalation der Spannungen und zu einem Vergeltungsanschlag der iranischen Streitkräfte auf einen US-Stützpunkt im Irak.
Rede des Hisbollah-Chefs erwartet
Anlässlich des Todestags Soleimanis will der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Mittwochabend eine Rede halten. Vor dem Hintergrund der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon am Vortag wird die Rede mit Spannung erwartet. Es gibt Sorgen, dass der gewaltsame Tod von Saleh al-Aruri, Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel führen könnte. Die mit der Hamas verbündete Hisbollah, die als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter der Islamischen Republik gilt, hatte Vergeltung angekündigt.
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