Forscher: „Pandemie“
Erstmals Eisbär mit Vogelgrippe entdeckt
Die Vogelgrippe stellt schon lange nicht mehr nur eine Gefahr für gefiederte Tiere dar. Nun ist der Erreger erstmals auch bei einem verendeten Eisbären festgestellt worden. Forscher warnen vor „einer der größten ökologischen Katastrophen der Neuzeit“, die durch das Virus ausgelöst werden könnte.
Der Bär sei im Norden Alaskas nahe Utqiagvik entdeckt worden. Es sei nicht auszuschließen, dass bereits zuvor Eisbären an der Vogelgrippe verstorben sind - sie verenden meist an abgelegenen Orten. „Man ist wirklich auf die Öffentlichkeit angewiesen, die dort draußen ist, oder auf die Wildtierbiologen, die die Überwachung durchführen“, sagte Alaskas staatlicher Tierarzt Robert Gerlach.
Bis Ende 2023 galt die Antarktis als eine von lediglich drei Regionen - neben Australien und Ozeanien - die der Erreger noch nicht erreicht hat. Möwen, die zwischen Südamerika und der Antarktis wandern, dürften das verheerende Virus nun eingeschleppt haben. Betroffen seien auch Pelzrobben und auch Seemöwen, die vermehrt verenden würden. „Wir haben bereits eine Pandemie in der biologischen Vielfalt“, erklärte Diana Bell, emeritierte Professorin für Naturschutzbiologie an der Universität von East Anglia, gegenüber der britischen Zeitung „Guardian“.
Erreger bereits bei Braun- und Schwarzbär endeckt
Der nun untersuchte Eisbär könne sich infiziert haben, nachdem er einen toten oder kranken Vogel gefressen hatte, so Gerlach. In Alaska wurden laut dem Bericht bereits zuvor Infektionen bei einem Braunbären, einem Amerikanischen Schwarzbären und mehreren Rotfüchsen entdeckt.
Wissenschaftler denken, dass „eine der größten ökologischen Katastrophen der Neuzeit“ bevorstehen könnte, sobald auch die abgelegenen Pinguinpopulationen betroffen sind. Eine Veränderung in diesem sensiblen Ökosystem könnte verheerende Folgen haben.
Vier große Ausbrüche in knapp zwei Jahrzehnten
Insgesamt hatte es nach 2006 laut einer Studie vier große Ausbrüche des Erregers der Virengruppe H5 gegeben. Der noch andauernde Ausbruch wird von einer Variante des Vogelgrippe-Subtyps H5N1 verursacht. Er führte zum Tod zahlreicher Seevögel - und auch von Säugetieren - in der nördlichen Hemisphäre, im Süden Afrikas, im Atlantik, im Pazifik und in Südamerika. An der dortigen Pazifikküste wurden seit Ende vorigen Jahres zunächst in Peru und später auch in Chile Tausende tote Meeresbewohner gefunden - etwa Pelikane, Pinguine, Meeresotter, Robben und Meeressäuger.
Menschen werden nur selten infiziert
Seit Jahren sucht die Vogelgrippe auch regelmäßig Europa heim. Während der Erreger im Zusammenhang mit dem Vogelzug in der Vergangenheit hierzulande vor allem in der kalten Jahreszeit auftrat, gab es hier seit 2021 das ganze Jahr hindurch Infektionen. Betroffen waren etwa Möwen, Seeschwalben und Basstölpel. Zudem starben unter anderem Katzen, Füchse, Marder, Nerze und Seehunde. Menschen wurden nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts bisher nur in sehr seltenen Fällen infiziert.
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