„Krone“-Interview

LR Mair überzeugt: „Lehrlinge auf der Überholspur“

LR Astrid Mair zeichnet regelmäßig den Lehrling des Monats aus - wie Kfz-Mechaniker Klemens Brunner (Porsche Inter Auto St. Johann) aus Schwendt, bester Lehrling im Monat November.

(Bild: Land Tirol)

Wie geht es für unseren Nachwuchs nach der vierten Unterstufe weiter? Die Wahl zwischen Gymnasium, einer berufsbildenden Schule oder der Lehre fällt oft nicht leicht. „Im Zweifel für die Lehre“, sagt LR Mair im Vorfeld der Hybriden Lehrlingsmesse 2024.

„Krone“: Frau Landesrätin, Schule oder Lehre? 
LR Astrid Mair: Junge Menschen sollen ihre Stärken optimal ausspielen können, deshalb gibt es keine pauschale Antwort. Im Zweifel plädiere ich aber immer für eine Lehre. Gut ausgebildete Fachkräfte sind gefragter denn je. Denn Arbeitgeber schätzen das Fachwissen und die Erfahrungen, die Lehrlinge erwerben. Lange führte die Lehre ein Schattendasein, spätestens seit dem Fachkräftemangel ist aber klar: Lehrlinge sind auf der Überholspur.

Ein Lehrling verdient bereits ab dem ersten Tag seiner Ausbildung sein eigenes Geld. Als junger Mensch wird man damit früher selbstständig.

LR Astrid Mair (ÖVP)

Was kann eine Lehre jungen Menschen bieten?
 Eine Lehre bietet durch ihre duale Ausbildungsform eine strukturierte und praxisnahe Ausbildung. Dadurch eröffnet sich für einen jungen Menschen eine breite Palette von Arbeitsmöglichkeiten, die von der Fachberufslehre über die Meisterausbildung bis hin zur Führungskraft oder Selbstständigkeit reicht. Die duale Ausbildung ist ein europaweit viel beachtetes Konzept und mittlerweile auch ein Tiroler Exportschlager. Immer wieder kommen Vertreter anderer Staaten nach Tirol, um sich über die Lehrausbildung zu informieren.

LR Astrid Mair (ÖVP)

(Bild: Johanna Birbaumer)

Wie sucht man sich als junger Mensch am besten einen Lehrberuf aus? 
Junge Menschen können heutzutage aus einer Vielzahl von Lehrberufen auswählen und haben dabei oft die Qual der Wahl. Für Information und Beratung zu Fragen rund um die Themen Bildung, Beruf und Lehre können verschiedenste Informationskanäle genutzt werden. Beispielsweise die „bildungsinfo-tirol“ oder auch die „Lehrlingsmesse“, die mit Unterstützung der ,Krone’ vom 10. bis 12. Jänner 2024 in der Messe Innsbruck stattfindet. Viele Betriebe bieten Schnuppertage an, um Berufsfelder näher kennenzulernen. Veranstaltungsformate, wie das „Offene Werkstor Hall in Tirol“ am 13. Juni 2024, bieten geführte Einblicke in die Arbeitswelt von Industrie- und Gewerbebetrieben.

Lehrlinge sind uns etwas wert und gehören finanziell auch unterstützt.

LR Astrid Mair (ÖVP)

„Als Lehrling wird man zur Selbstständigkeit erzogen“
Welche persönlichen Vorteile kann die Entscheidung für eine Lehre mit sich bringen? 
Eine Lehre ist nah an der Praxis und abwechslungsreich. Man ist Teil eines Unternehmens und muss sich auch beweisen. Ein Lehrling verdient bereits ab dem ersten Tag seiner Ausbildung sein eigenes Geld. Als junger Mensch wird man damit früher selbstständig. Zudem lernt man als Lehrling auch den Umgang mit Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten und wie man im Alltag heikle Situationen meistert. Das stärkt die Persönlichkeit und steigert das Selbstbewusstsein.

Gibt es für Lehrlinge auch einen speziellen Ausweis, wie zum Beispiel für Schüler? 
Für Lehrlinge gibt es vom Land Tirol eine eigene Lehrlingscard – eine gemeinsame Initiative mit der Arbeiterkammer Tirol und der Wirtschaftskammer Tirol –, die zum Nachweis der Identität verwendet werden kann. Damit wollen wir unsere Lehrlinge auch für die Gesellschaft sichtbar machen. Die Lehrlingscard kann online jederzeit beantragt werden.

LR Astrid Mair (ÖVP)

(Bild: Johanna Birbaumer)

Welche Förderungen gibt es vom Land für Lehrlinge?
Die Ausbildungsbeihilfe für Lehrlinge dient als Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten und soll ein Anreiz für die weitere Aus- und Weiterbildung sein. Mit der Begabtenförderung gewährt das Land Tirol Lehrlingen eine Prämie für besondere Leistungen während der Berufsausbildung. Lehrlinge sind uns etwas wert und gehören finanziell auch unterstützt. Am Ende profitiert ein Lehrling aber immer von seiner praxisnahen Ausbildung und legt damit den Grundstock für das weitere Arbeitsleben.

Ohne Prüfungskosten wird Chancengerechtigkeit zu anderen Bildungsbereichen geschaffen. Ziel ist es, die Berufsbildung Schritt für Schritt aufzuwerten und der hochschulisch-akademischen Bildung gleichzustellen.

LR Astrid Mair (ÖVP)

„Meisterprüfungen sollen künftig gebührenfrei sein“
Was ist eigentlich mit der Meisterprüfung? 
Lange war davon die Rede, jetzt ist es offiziell: Meisterprüfungen sollen künftig gebührenfrei sein. Ich begrüße diesen wichtigen Vorstoß des Bundes. Der Entfall der Prüfungsgebühren ist ein weiterer logischer Baustein. Ohne Prüfungskosten wird Chancengerechtigkeit zu anderen Bildungsbereichen geschaffen. Ziel ist es, die Berufsbildung Schritt für Schritt aufzuwerten und der hochschulisch-akademischen Bildung gleichzustellen.

Fakten

Vom 10. bis 12. Jänner geht in Tirol die zweite Hybride Lehrlingsmesse über die Bühne. Mehr als 40 Betriebe zeigen in der Messe Innsbruck, welche Ausbildungen es für Jugendliche gibt. Kamera-Teams begleiten das Event, das von zu Hause aus per Live-Stream mitverfolgt werden kann. Bei „Hands-On-Stationen“ können Interessierte den Job ausprobieren. Der Eintritt ist kostenlos.

Bildet das Land Tirol auch Lehrlinge aus? 
Das Land Tirol bildet Lehrlinge in insgesamt 19 interessanten Lehrberufen aus. Dazu gehören Lehrberufe, wie zum Beispiel Bautechnische Zeichner, Labortechniker, Geoinformationstechniker oder Vermessungstechniker. Interessierte können sich bei den „BewerberInnen-Tage“ unkompliziert und ohne Voranmeldung informieren und das Land Tirol kennenlernen. Der nächste „BewerberInnentag“ findet übrigens am 17. Jänner 2024 in der BH Imst statt.