Im Naturschutzgebiet Rheindelta lässt sich auch zur Winterzeit eine beeindruckende Vielfalt von Vogelarten beobachten. Einige sind nur auf der Durchreise, andere haben hier ihr Zuhause gefunden.
Das Gebiet um den Bodensee ist naturgemäß in der warmen Jahreshälfte besonders reizvoll. Dabei gibt es dort auch aktuell viel zu entdecken. Große Flachwasserbereiche, Schilfröhrichte, Streuwiesen und Auwälder prägen das Naturschutzgebiet Rheindelta, zu dem unter anderem die Bregenzer Achmündung, die Schleienlöcher, die Mündung des Neuen Rheins, die Fußacher Bucht sowie das Höchster Ried gehören. Hier lassen sich das gesamte Jahr über zahlreiche Vögel beobachten. Bislang wurden über 300 Vertreter verschiedener Arten gesichtet.
Erstes Schutzgebiet Vorarlbergs
Im Winter bietet die breite Flachwasserzone westlich des Rohrspitzes bis hin zum Wetterwinkel großen Scharen von Wasser- und Watvögeln Nahrungs- und Ruheplätze. Da tummeln sich unter anderem Schwarzhalstaucher, Singschwäne, Pfeifenten, Reiherenten oder Eiderenten, dazu noch Zwergsäger, Mittelsäger, Gänsesäger und Große Brachvögel, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Zu den üblichen Durchzüglern gesellen sich darüber hinaus oftmals Vertreter aller europäischer Reiherarten sowie seltene Limikolen (Regenpfeiferartige). Schon früh führte das Interesse an der Vogelwelt und dem Vorkommen besonderer Wasserpflanzen Ornithologen und Botaniker ins Rheindelta, welches schließlich zum ersten Schutzgebiet Vorarlbergs ernannt wurde.
Trotzdem ist dieser Naturraum nicht vor Veränderungen durch den Menschen verschont geblieben. Anfang des 20. Jahrhunderts hat man den Rhein reguliert, begradigt, verkürzt und in die Fußacher Bucht eingeleitet. Diese Eingriffe wirken sich bis heute aus. Gleichzeitig wurden zahlreiche Feuchtwiesen entwässert. Dennoch kommt bis heute eine Vielfalt seltener Tier- und Pflanzenarten in diesem Gebiet vor - und es gibt Bemühungen, die zum Erhalt sowie zur Verbesserung der noch bestehenden Naturräume führen sollen. Bei einem Spaziergang um die Schleienlöcher kann man sich ein Bild davon machen, wie wichtig solche Gebiete für die Tierwelt sind: Zahlreiche Wasservögel sind im Flachwasserbereich anzutreffen, im winterlichen Schilfgürtel sind verschiedenste Singvögel sowie andere Kleintiere unterwegs.
Typ: ornithologisch interessanter Spaziergang
Dauer: je nach Variante eine gute Stunde
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Nähe Gasthaus Fischerheim/Schleienloch
Ausrüstung: gute Laufschuhe, dem Wetter angepasste Kleidung, Fernglas für Vogelbeobachtungen
Hinweise: Wasservögel nicht füttern - es gefährdet ihre Gesundheit, leider findet sich trotz aufgestellter Mülleimer immer wieder Unrat wie leere Getränkedosen und Plastikverpackungen im Uferbereich, das kann eine Verletzungsgefahr für Tiere darstellen - daher Müll nicht liegen lassen, sondern entsorgen. Hunde müssen im Naturschutzgebiet an der Leine geführt werden.
Flugkünstler unterwegs im Rheindelta
Da das Laubwerk der Bäume fehlt, entdeckt man die Tiere etwas leichter als im Sommer. Derzeit ist die bekannte „Schleienlochrunde“ nur bis zum Bodensee begehbar, da während der Wintermonate an der Rheinvorstreckung Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz durchgeführt werden. Es bieten sich dennoch ausreichend Alternativen für einen Spaziergang in dem Gebiet. Mit etwas Glück bekommt man dabei sogar einen selten gewordenen Flugkünstler zu Gesicht - den Eisvogel. Trotz der leuchtenden Farben seines Federkleids ist es nicht leicht, einen Blick auf das flinke Tier zu erhaschen. Es braucht schon etwas Geduld und Ruhe, um es im Uferdickicht zu entdecken. Seine Nahrung, die hauptsächlich aus kleinen Fischen besteht, erbeutet der Eisvogel, indem er sich kopfüber von seiner Sitzwarte (einem geeigneten Ast, der übers Wasser ragt) ins Wasser stürzt. Dabei beschleunigt er mit kurzen Flügelschlägen.
Sobald die Wasseroberfläche erreicht wird, streckt er seinen Körper und legt die Flügel eng an. Die Augen bleiben beim Eintauchen offen und werden durch das Vorziehen der sogenannten Nickhaut geschützt. Noch vor Ergreifen der Beute bremst der Eisvogel unter Wasser mit seinen Flügeln und Beinen. Diese Methode wird Stoßtauchen genannt. Ganzjährige eisfreie Wasserflächen sind für die Tiere unverzichtbar, um an Nahrung zu gelangen. Ihre Eier legen sie frühestens Anfang März in Niströhren, die sie in senkrechten Uferabbrüchen errichten. Die Vögel sind territoriale Einzelgänger und standorttreu, Brutpaare finden sich jedes Frühjahr neu. Aufgrund dieser Ansprüche ist der Eisvogel selten geworden. Zudem wurde die Art in der Vergangenheit europaweit von der Binnenfischerei bejagt, die Federn waren ein beliebter Schmuck für Damenhüte.
Heute stehen die farbenprächtigen Tiere unter Schutz, der Erhalt naturnaher Fluss- und Bachlandschaften ist ein ausschlaggebender Schritt, um der Art das Überleben längerfristig zu ermöglichen. Es ist schon ein besonderes Erlebnis, einen Eisvogel bei der Jagd beobachten zu können. Im Naturschutzgebiet Rheindelta bietet sich die Gelegenheit dazu.
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