Feldzug gegen EU

So kämpft der Handel gemeinsam gegen Gentechnik

Österreich
06.01.2024 06:00

Mächtiger Schulterschluss für unser Essen! In einem Vorstoß fordern Österreichs Lebensmittelbosse nun die EU-Kommission auf, der „Neuen Gentechnik“ Einhalt zu gebieten!

„Wir haben ein mächtiges internationales Bündnis geschmiedet, an dem Brüssel nicht vorbeikommen wird“, versichert Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will. Unterstützt wird dieser offizielle Vorstoß per Brief gegen den appetitverderbenden „Anschlag auf all das, was künftig auf unsere Teller kommen soll“, von fast allen führenden Vertretern des europäischen Lebensmittelhandels - darunter Spar, Rewe, Hofer, Sutterlüty, Unimarkt, Nah&Frisch und noch einige mehr - also alles Geschäfte, die für heimische Konsumenten begehrtes Einkaufsziel sind.

Österreichs Lebensmittelhändler fordern die EU auf, der „Neuen Gentechnik“ Einhalt zu gebieten. (Bild: stock.adobe.com)
Österreichs Lebensmittelhändler fordern die EU auf, der „Neuen Gentechnik“ Einhalt zu gebieten.

Ruf nach Rückverfolgbarkeit
Zentrale Forderung unter dem Dach der engagierten „ARGE Gentechnik-frei“: Die Wahlfreiheit für Verbraucher muss bei der sogenannten - noch perfideren - „Neuen Gentechnik“ gewahrt bleiben! Dazu brauche es praxistaugliche Regelungen für durchgehende Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit - und zwar vom Feld bis zum Regal, damit unmanipulierte Lebensmittel auch in Zukunft als solche produziert, gekennzeichnet und glaubwürdig vertrieben werden können, so der Aktivist Florian Faber.

Daten und Fakten

  • Bei der „Neuen Gentechnik“ (NGT) wird statt wie bisher mit gefinkelten Züchtungen mittels „Schere“ im Labor direkt ins Erbgut der Pflanzen eingegriffen.
  • Bis dato unterliegen Lebensmittel, die mit diesen Methoden produziert wurden, in Europa den strengen Regeln des EU-Gentechnikrechts.
  • Multinationale Chemie- und Saatgutkonzerne wollen aus reiner Profitgier sowohl umfassende Risikoprüfung als auch lückenlose Rückverfolgbarkeit und verpflichtende Kennzeichnung von „Neuer Gentechnik“ aushebeln.

„Das muss kompromisslos durchgeführt werden. Denn die Folgen von gentechnisch veränderten Organismen sind sehr schwer abschätzbar, und außerdem wird die Bio-Landwirtschaft in Österreich durch die neue Gentechnik massiv gefährdet“, präzisiert Spar-Vorstand Markus Kaser. Jüngster bemerkenswerter Ökomarkstein des rot-weiß-roten Lebensmittelhändlers: Der laut WHO „möglicherweise krebserregende“ Süßstoff Aspartam wird aus allen Eigenprodukten verbannt.

(Bild: Krone KREATIV)

Rewe-Boss Marcel Haraszti steht „selbstverständlich voll hinter dem Vorstoß“, der auch von deutschen Handelsriesen unterstützt wird: „Es ist uns wichtig, dass unsere Kunden eine bewusste Kaufentscheidung treffen können. Daher setzen wir uns ohne Wenn und Aber für eine Kennzeichnung ein. Auch wenn wir offen für neue Technologien sind, braucht es unbedingt eine Risikoabschätzung.“

Zitat Icon

Es ist uns wichtig, dass unsere Kunden eine bewusste Kaufentscheidung treffen können. Daher setzen wir uns ohne Wenn und Aber für eine Kennzeichnung ein.

Rewe-Boss Marcel Haraszti

Im Boot ist „aus Verantwortungsbewusstsein den Kunden und Kundinnen gegenüber“ auch Hofer-Chef Horst Leitner: „Klare Regelungen, lückenlose Rückverfolgung und Transparenz sind unabdingbar.“

Für heimische Umweltschützer bezieht Greenpeace-Chef Alex Egit eindeutig Stellung: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Konzerne die Gentechnik durch die Hintertüre einschleusen.“ Seine Warnung: „Zwar gab es beim Agrarministerrat im Dezember keine Mehrheit für die Deregulierung der ,Neuen Gentechnik‘, doch die spanische Ratspräsidentschaft will das Thema unbedingt zeitnah zum Abschluss bringen und verhandelt jetzt nach.“ Nächster Schritt im Gesetzgebungsprozess - die Abstimmung im EU-Umweltausschuss noch im heurigen Jänner …

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