Wer nach Roeselare reist, hat einen guten Grund dafür - das 3*-Restaurant von Tim Boury! Am Weg dorthin und rundum gibt es aber durchaus lohnende Sehenswürdigkeiten.
Belgien ist zwar gut erreichbar, aber außer Brüssel und Antwerpen durchaus noch ein weißer Fleck in meiner persönlichen Landkarte. Das muss sich ändern! Gesagt, getan – in Brüssel ist man relativ schnell, die Verbindung dorthin ist ausgezeichnet. Vom Flughafen gibt es einen Zug, der uns nach Gent bringt.
Das ist eine der Städte in Flandern, die im Kunstreiseführer (DuMont) mit zwei Sternen gekennzeichnet sind und wo ein Aufenthalt sowohl für Gourmets als auch Kunstkenner sehr zu empfehlen ist. „Die Liebe zum Essen und zum Genuss liegt den Flamen im Blut, und guter Geschmack ist Teil unserer DNA. Wir leben ein gutes Leben“, steht auf der Homepage von Flandern Tourismus zu lesen.
POMMES FRITES, BIER UND SCHOKOLADE
So beginnen wir unseren Stadtrundgang an einem ausgezeichneten Imbiss-Stand mit einer Portion Pommes. Während unserer Mittagspause erzählt uns Guido, unser Reiseführer, dass die Siedlung am Zusammenfluss von Leie und Schelde entstand, dass der Graf von Flandern 1180 eine der mächtigsten Wasserburgen Europas – Burg Gravensteen – hier erbaute und wie bedeutend die Stadt im Mittelalter war, nicht zuletzt wegen der Tuchweberei und des Handels mit englischer Wolle.
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE:
www.visitflanders.com, www.visitgent.be
EMPFEHLENSWERTE ADRESSEN:
Das bezeugt die wundervolle historische Bausubstanz, die einem auf Schritt und Tritt in der Innenstadt begegnet. Die Führung müssen wir natürlich unterbrechen, um Pralinen zu kaufen. Belgische Schokolade ist weltberühmt, ebenso wie das Bier. In vielen Gaststätten ist es ganz selbstverständlich, dass sehr viele – 50, 60 oder noch mehr – Sorten angeboten werden.
Wir besuchen die Sint-Baafskathedraal mit ihrem bedeutenden Kunstschatz, dem Genter Altar. Die Kathedrale ist frei zugänglich, entweder zur Besichtigung oder zum Gottesdienst. Wer allerdings den beeindruckenden Flügelaltar sehen möchte, bucht besser im Voraus eine Eintrittskarte und kann so lange Warteschlangen umgehen.
FLÄMISCHE MEISTER & STERNEKÜCHE
Wir lernen von Fabian, der für Flandern Tourismus in Wien arbeitet, dass es zwei Hauptmotive für Reisen nach Flandern gibt: Grund Nummer eins sind flämische Meister, wie etwa Peter Paul Rubens (sprich Rübens, das war mir neu) oder Bruegel, gleich danach kommt schon die Kulinarik. Mit seinen 97 durch Michelin-Sterne ausgezeichneten Restaurants verfügt Flandern über die weltweit größte Dichte an erstklassigen Speiselokalen.
Einer der besten Köche ist Tim Boury, der in Roeselare mit seiner Frau Inge Waeles und seinem Bruder Ben ein mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnetes Restaurant betreibt. Der Besuch ist schlechthin ein Gedicht und selbst in einem Feinschmeckerland außergewöhnlich. Wer gerne gut isst, für den zahlt es sich aus, eigens dafür herzukommen und dann auch in einem der vier Zimmer von B&B Boury zu übernachten.
BOTSCHAFTER VON GOESTING
Dreht sich nicht das ganze Leben um die Lust auf die schönen Dinge des Lebens? Wir alle kennen das Verlangen etwa nach Schokolade, Bier, Musik, Liebe und Freundschaft. In Flandern gibt es dafür ein besonderes Wort: „GOESTING“, es ist die perfekte flämische Bezeichnung für diese Lust, das Leben zu genießen.
Die Flamen wissen über dieses Verlangen einiges, und es gibt sogar Botschafter, die dieses Lebensgefühl transportieren: Chefköche, Chocolatiers, Brauer, Gastwirte und Kulinarik-Schaffende. Auch Tim Boury gehört in diesen Kreis, und aus der ganzen Welt kommen Menschen, um bei ihm zu essen – oder zu lernen. Dafür wurde die Tim Boury Academie gegründet, die mitten in Roeselare liegt und in der Amit aus Indien, Jack aus Taiwan und Haide von den Philippinen ihre Kochkunst präsentieren.
Sie zählen zu den Besten; egal, ob sie bleiben, wieder zurück in ihre Heimatländer gehen oder in der weiten Welt der Gastronomie ihren Platz finden – sie profitieren von dem Praktikum, bei dem sie wirklich alles geben und hart arbeiten müssen.
Später treffen wir einen weiteren leidenschaftlichen Botschafter von Goesting, nämlich Rudi Gherquire in der Brauerei Rodenbach. Flandern verfügt über unzählige Brauereien, einige können besichtigt werden. Wer gerne Bier mag, für den ist auch das Trappisten-Bier aus Westvleteren ein guter Tipp. Einen Namen hat sich auch die Familienkäserei Groendal gemacht, die mit einigen ihrer Produkte sogar internationale Preise gewonnen hat, etwa mit dem wohlschmeckenden Barista-Käse.
KUNST IN DER KIRCHE
Gastronomie ist eine Form von Kunst, und sie begegnet uns in Flandern an vielen Stellen, nicht nur im Sterne-Restaurant – es gibt für jeden Geldbeutel das richtige Angebot. Apropos Kunst: In Roeselare sollte man unbedingt einen Blick in die Sint-Amandskerk de Coninckplein werfen.
Das Gebäude hat eine neue Bestimmung erfahren: Hier werden jetzt Spitzenwerke belgischer Künstler aus der Zeit von 1850 bis 1950 auf einzigartige Weise präsentiert. Berühmte Flamen sprechen über ihre Verbundenheit mit dem Künstler oder dem Gemälde. Audiovisuell perfekt inszeniert, steht immer nur ein Kunstwerk im Fokus, bevor es zum nächsten geht. „Kunstuur“ gibt es übrigens auch in Mechelen (in einer Kapelle) und in Hasselet (im historischen Rathaus).
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