Vor dem Hintergrund der Witwe des von der Polizei erschossenen Mannes, die nun scharfe Kritik an der Vorgehensweise der Beamten übt, erklärt die „Krone“, wie Schusswaffen von der Polizei eingesetzt werden bzw. was im Training gelernt wird.
Polizeieinsätze wie am Freitag in Bad Sauerbrunn im Burgenland, bei dem eine offenbar psychiatrisch auffällige Person erschossen wurde, sind in Österreich selten. Aber: In Notwehrsituationen, insbesondere wenn ein Polizist aus nächster Nähe mit einem Messer oder einer Machete angegriffen wird, erfolgt der Fokus der Ausbildung darauf, „nach der Schusswaffe zu greifen“, wie Chefinspektor Markus Tantinger, vom Ausbildungszentrum im Innenministerium sagt.
Schuss ins Knie stoppt keinen Angreifer
Im Schießtraining müssen die Polizisten mit der Waffe auf Oberkörper-Zielscheiben zielen - sie stellen potenzielle Angreifer dar. Diese praxisorientierte Ausrichtung hat zwei entscheidende Vorteile: Sie steigert nicht nur die Trefferquote der Einsatzkräfte - wegen der größeren Fläche - sondern zielt auch darauf ab, im Ernstfall eine sofortige Entschärfung der Bedrohungssituation zu gewährleisten. Ein gezielter Schuss - etwa ins Knie oder der Einsatz von Pfefferspray - ist von dieser Distanz auch nicht mehr möglich.
Außerdem würde der Angreifer durch einen Schuss ins Knie, sofern überhaupt getroffen wird, nicht in der Sekunde gestoppt werden können. Aus Erfahrung weiß man, dass Personen in psychischen Ausnahmesituationen oder auch unter Drogeneinfluss oft auf Pfefferspray nicht reagieren.
„Hier ist der Griff zur Dienstwaffe unvermeidlich. Dies wird auf der ganzen Welt so gelehrt“, so auch Tantinger. Die Benutzung der Dienstwaffe ist aber grundsätzlich bei Einsätzen die letzte Option der Polizisten.
Polizei soll primär deeskalieren
Grundsätzlich werden Beamte dazu ausgebildet, in Gefahrensituation deeskalierend zu wirken. Dabei wird auch auf ein interaktives Szenarientraining gesetzt, in dem die Polizisten gezielt lernen, in Stresssituationen die Ruhe zu bewahren, auch der Einsatz von Waffen wird hier geübt. „In dieses Szenarientraining fließen auch die Erfahrungen von schwierigen Amtshandlungen aus der Vergangenheit ein“, hieß es seitens des Innenministeriums. Die Mehrheit des Schusswaffengebrauchs entfällt auf Schreck- und Warnschüsse sowie Schüsse gegen Sachen wie etwa Autoreifen.
In das Szenarientraining fließen auch die Erfahrungen von schwierigen Amtshandlungen aus der Vergangenheit ein.
Innenministerium
Bei einem Angriff mit einer Waffe ist es auch nicht die Aufgabe des Polizisten darüber zu entscheiden, ob der Verdächtige psychiatrisch auffällig ist oder nicht. „Dazu sind sie medizinisch nicht ausgebildet“, so das Innenministerium. Zudem könne eine entsprechende Diagnose erst gestellt werden, „wenn sich die Situation wieder beruhigt hat“.
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