Innviertler Landwirte solidarisierten sich Montagfrüh mit ihren deutschen Kollegen und sperrten mit Traktoren eine halbe Stunde lang den Grenzübergang auf einer Brücke in Braunau. Der Protest war behördlich angemeldet und genehmigt worden. Es dürfte sich dabei um den Auftakt für noch weitere Aktionen gehandelt haben.
Begleitet von Polizisten, machte sich Montagfrüh eine Gruppe Innviertler Landwirte im Konvoi mit Traktoren von der Bezirkssporthalle Braunau zur Innbrücke auf, die den Grenzübergang nach Bayern markiert. Zur gleichen Zeit rollten deutsche Bauern in der Gegenrichtung von Simbach auf den Flussübergang.
In dessen Mitte stoppten beide Gruppen und diskutierten eine halbe Stunde über die Probleme ihres Berufsstandes. Mit Transparenten wie „Ist der Bauer ruiniert, wird dein Essen importiert“ oder „Stirbt der Bauer, stirbt das Land“, unterstrichen sie ihren Protest, der sich vor allem gegen die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU richtet.
„Wir müssen auf die Straße gehen, damit die Öffentlichkeit auf unsere schwierige Situation aufmerksam wird“, sagt Norbert Eibl (55), der mit seinem Sohn in Gilgenberg einen Milchviehbetrieb mit 200 Rindern betreibt. Aus diesem Grund solidarisiere man sich nun auch mit den Protesten der deutschen Kollegen. „Wir sind am Leistungslimit angelangt, könnten nicht mehr kostendeckend erzeugen, falls auch bei uns Förderungen gekürzt werden“, so Eibl.
Mit gutem Gewissen produzieren
Manfred Amerhauser aus Franking pflichtet ihm bei. Die Innviertler Bauern sind sehr besorgt, dass Europas Landwirtschaft im Sinne der Gewinnmaximierung immer industrieller werde: „Wer will schon genverändertes Essen auf dem Tisch? Wir wollen Lebensmittel mit gutem Gewissen produzieren.“
Walter Pfaffinger (50) betreibt in Franking eine Nebenerwerbslandwirtschaft mit 30 Milchkühen und Nachzucht: „Es ist eine Sauerei, dass die im Handel verkauften Lebensmittel ständig teurer werden, während unsere Erzeugerpreise bereits auf Vor-Corona-Niveau gesunken sind.“
Zu viel Bürokratie
Um seinen Hof erhalten zu können, arbeitet er hauptberuflich als Prozesstechniker in einem Elektronikunternehmen. Pfaffinger ärgert auch die Zunahme an bürokratischen Hürden: „2023 hatte ich sechs Betriebsprüfungen, bei denen zum Teil das Gleiche kontrolliert wurde.“
Sein Kollege Norbert Eibl rechnet damit, dass noch mehr heimische Bauern auf die Straße gehen werden: „Das war erst der Anfang, denn die Politik nimmt unsere Anliegen zu wenig ernst!“
„Krone“-Kommentar
Mehr Solidarität mit den Bauern
Wir alle wollen gesunde Lebensmittel essen, die möglichst umwelt- und tierfreundlich produziert werden. Und das zu fairen Preisen für Produzent und Konsument. Letztere sehen aber meist nur die Handelspreise und die Förderungen, die in den Agrarbereich fließen. Wenn sie hören, dass Landwirte gegen Subventionskürzungen protestieren, wird das vielfach nur mit einem „Bauern haben eh immer etwas zu jammern“ achselzuckend zur Kenntnis genommen. Der Frust bei Landwirten ist inzwischen nicht nur in Deutschland sondern auch hierzulande enorm groß. Wir sollten - auch im eigenen Interesse - mehr Solidarität zeigen.
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