Große Herausforderungen bedürfen großer Umstrukturierungen - auch im Gesundheitswesen. In Niederösterreich wird daher nun ein neuer und parteiübergreifender Gesundheitspakt erarbeitet, der die Versorgung mittel- bis langfristig neu regeln soll.
Von den Arztpraxen, über die Primärversorgungszentren sowie die Spitäler und bis hin zum Rettungswesen: In der blau-gelben Gesundheitsversorgung kommt nun gleich alles auf den Prüfstand. „Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung und der demografische Wandel“, so heißt es dazu in einer Aussendung des Landes, würden es notwendig machen, die medizinische Versorgung in Österreichs größtem Bundesland zukunftsfit auszurichten.
Unterschiedliche Entwicklungen
So werden laut der Österreichischen Raumordnungskonferenz einzelne Regionen in Niederösterreich bis 2050 einen Bevölkerungsrückgang von bis zu 14 Prozent verzeichnen, gleichzeitig werde aber beispielsweise der Bezirk Bruck an der Leitha bis 2050 um mehr als 20 Prozent wachsen. Die Zahl jener Menschen, die älter als 85 Jahre sind, wird sich bis zum Jahr 2050 auch mehr als verdoppelt haben. Gravierende Veränderungen, denen sich auch das Gesundheitssystem anpassen müsse, heißt es vom Land. Gelingen soll die Neustrukturierung durch die Erarbeitung eines parteiübergreifenden Gesundheitspaktes. Sieben Leitlinien werden den Fachleuten, die den Pakt austüfteln sollen, dafür jetzt mit auf den Weg gegeben.
Erste Ergebnisse betreffend konkreter Handlungsempfehlungen im Bereich der Landesgesundheitsagentur, der Landeslegistik, der Akutversorgung und in weiterer Folge für den Regionalen Strukturplan Gesundheit 2030 sind für das zweite Quartal des Jahres 2025 vorgesehen. Eine Fachgruppe von Fachexperten aus unterschiedlichen Disziplinen soll den Leitlinien entsprechend Vorschläge zu den Themenbereichen erarbeiten. Diese Vorschläge sollen in weiterer Folge vom Expertengremium in Form von finalen Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Spitäler, des Rettungswesens, der Pflegeausbildung und des niedergelassenen Bereiches der Landesregierung vorlegt werden.
Es geht um 437,4 Millionen Euro vom Bund
Das Land Niederösterreich ist laut eigenen Angaben damit das erste Land, das den sich ändernden Rahmenbedingungen und Neuerungen der Gesundheitsfinanzierung im Finanzausgleich 2024-2028 Rechnung trägt. Werden alle im Ausgleich vorgegeben Bedingungen erfüllt, stehen für die Gesundheitsversorgung im weiten Land insgesamt 437,4 Millionen Euro zur Verfügung.
Vier Landesräte, drei Parteien, eine Lösung?
„Wenn wir die notwendigen Mittel zur Finanzierung unseres Gesundheitssystems abrufen wollen, ist es an der Zeit, unsere Strukturen weiterzuentwickeln. Denn Gesundheit geht uns alle an - ob jung oder alt, als Eltern oder Großeltern, als Angehörige oder selbst Betroffene, wir alle wollen die beste medizinische und pflegerische Versorgung“, erklärt Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). Partei- und Landesratskollegin Christiane Teschl-Hofmeister ergänzt: „Die Sicherstellung von ausreichend qualifiziertem Personal im Gesundheitsbereich ist und bleibt eine der größten Herausforderungen für alle Beteiligten. Niederösterreich hat dabei oft den Weg vorgegeben und eine Vorreiterrolle eingenommen. Klar ist, dass wir weiter mit Hochdruck an modernen und zielgerichteten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen arbeiten werden“.
Zustimmung gibt es aber auch von den anderen Parteien. „Die Umsetzung des zweiten Teils des Regionalen Strukturplans Gesundheit ist eine langjährige politische Forderung von mir. Ich begrüße es daher, dass nun ein Prozess gestartet wird, der breit angelegt und durch einen ergebnisoffenen mit Experten geführten Austausch gekennzeichnet ist“, schildert Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig. Am Ende müsse laut ihr eine hoch qualitative Versorgung, die auf den Grundfesten des solidarischen Gesundheitssystems steht, für die Menschen in Niederösterreich garantiert werden.
Und auch FPÖ-Landesrat Christoph Luisser, der für den NÖ Gesundheits- und Sozialfonds zuständig ist, hält fest: „Wir werden diesen Prozess aktiv begleiten und die Bedürfnisse der NÖ Bevölkerung in die Diskussion einbringen. Für mich müssen die Maßnahmen dem Patienten dienen und einen echten Mehrwert bringen“.
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