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USA: Touchdown für Michigan

Reisen & Urlaub
11.01.2024 08:00

Michigan ist vor allem für Detroit und dessen Autoindustrie bekannt. Aber auch Kurioses, wie die längste Veranda und der größte Weihnachtsstore der Welt, gibt es zu entdecken. Und eine kleine Kapelle, die man hier nicht vermuten würde.

Auf knapp 121 Dezibel steigt der Jubel der rund 65.000 Fans. Die Ränge toben und feuern ihre Mannschaft, die Detroit Lions, im Ford Field Stadion mitten in der Stadt kräftig an. Schon auf dem Weg dorthin waren die Anhänger in Blau kaum zu übersehen. Selbst wenn die Mannschaft verliert, so wie an diesem Sonntag, ist das Ganze einfach nur ein großes Familienfest.

„Detroit ist im Aufschwung. Die Stadt ist nicht wiederzuerkennen“, erzählt auch Jennifer von Visit Detroit. Viel hat man gehört von heruntergekommenen Vierteln. Mittlerweile wird an jeder Ecke renoviert, restauriert und wiedereröffnet. Neue Hotels in alten Gebäuden, Geschäfte, öffentliche Plätze und leistbarer Wohnraum stehen im Mittelpunkt der Stadtentwicklung. Weg von der reinen Motorcity, für die Detroit weltbekannt ist.

Ein Blick in die Werkshallen von Ford
Aber ganz ohne Autoindustrie geht es natürlich auch bei einem Besuch hier in Michigans rund 630.000-Einwohner-Stadt nicht. Absoluter Pflichttermin ist ein Besuch im Henry Ford Museum. Hier gibt es einen Überblick über alle Stadien der Fortbewegung: von alten Pferdekutschen über Dampfmaschinen und Oldtimer bis zu den Präsidenten-Karossen vergangener US-Staatsoberhäupter.

Oldtimer und vieles mehr im Ford Museum. (Bild: Elisabeth Salvador)
Oldtimer und vieles mehr im Ford Museum.

Auch die Limousine, die tragische Berühmtheit durch das Attentat auf JFK erlangt hat, ist hier ausgestellt. Und bei der Factory Tour geht es direkt hinein in die Fabrikshalle, in der am Fließband der F-150 Truck zusammengebaut wird.

Etwas ruhiger als in der brummenden Großstadt ist es da gleich in Frankenmuth. Auch besser bekannt als „Michigans kleines Bayern“, wirkt es auf uns Europäer wie eine kitschige Filmkulisse. So wie sich Amerikaner eben Deutschland vorstellen – aber auch irgendwie liebenswert. Hotels und Restaurants mit Holzbalkonen im bayrischen Stil, ein Glockenspielturm, ein Holzbrückchen, das über den kleinen Fluss führt, und aus den Lautsprechern des Eissalons tönt „Rosamunde“.

Bayern in den USA: Frankenmuth (Bild: csfotoimages)
Bayern in den USA: Frankenmuth

Die Maßkrüge in den Auslagen dürfen nicht fehlen – natürlich gibt es auch hier ein Oktoberfest. Die Geschichte Frankenmuths begann 1845, als sich eine Gruppe von 15 deutschen Siedlern niederließ. Ein Jahr später folgten noch weitere 100 – Frankenmuth war gegründet. Auch heute ist man noch sehr stolz auf seine Wurzeln auf dem alten Kontinent – doch ein deutsches Wort hört man kaum irgendwo.

INFOS

ANREISE:
z. B. mit Austrian über Frankfurt: www.austrian.com

ALLGEMEINE INFOS:
www.michigan.org
www.frankenmuth.org
www.mackinacisland.org
www.petoskeyarea.com
www.traversecity.com
www.visitdetroit.com
www.visit-usa.at

SONSTIGES:

Backhendlessen bei Zehnder’s gehört ebenso zum Programm wie ein Besuch bei Bronner’s. Seines Zeichens der größte Weihnachtsshop der Welt. Familienoberhaupt Wally Bronner gründete sein erstes Geschäft 1945. Heute finden sich auf einer Fläche von über 1,5 Footballfeldern (fast 9000 m2) rund 50.000 verschiedene Artikel rund um Weihnachten.

Das ganze Jahr Weihnachten in Bronner’s Christmas Store. (Bild: Elisabeth Salvador)
Das ganze Jahr Weihnachten in Bronner’s Christmas Store.

Doch noch viel überraschender ist, was sich vor dem Megastore befindet: die Stille-Nacht-Kapelle aus Oberndorf in Salzburg! Unglaublich, aber wahr. Mr. Bronner war nach seinem Besuch in Österreich von der kleinen Kirche so inspiriert, dass er sie unbedingt nachbauen wollte. Mit offizieller Erlaubnis wurde sie 1992 in Beisein des damaligen Bürgermeisters von Oberndorf eingeweiht.

Auf der längsten Veranda der Welt, vor dem Grand Hotel, lässt es sich mit Blick auf den Lake Huron gut entspannen. Vielleicht mit einer Tasse Kaffee und einer Süßigkeit dazu? Vielleicht mit einem Stück Fudge? Denn auch diese süße Masse hat hier lange Tradition. 1887 eröffnete der erste Shop, mittlerweile sind es 13 von 7 verschiedenen Produzenten. Mackinac Island darf sich getrost „Fudge Hauptstadt der Welt“ nennen. Gerne kann man hier bei der Herstellung (eine flüssige Masse aus Obers, Butter, Zucker und weiteren Zutaten wird hier verarbeitet) zusehen und auch ein paar Kostproben abstauben, bevor es wieder zurück aufs Festland geht.

Süße Köstlichkeit: Fudge-Produktion auf Mackinac Island (Bild: Elisabeth Salvador)
Süße Köstlichkeit: Fudge-Produktion auf Mackinac Island

Ebenfalls ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt Mackinac Island. Wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise. Autos gibt es hier keine. Entweder man schwingt sich auf ein Rad oder lässt sich mittels Pferdefuhrwerk herumkutschieren. Unter dem Jahr leben hier nur etwa 500 Einwohner. Im Sommer allerdings kann es richtig voll werden. Touristen und Sommerfrischler, die hier ihre Cottages besitzen, genießen die Auszeit vom Festland auf der nur rund 10 km2 großen kleinen grünen Insel. Und trotzdem finden sich auch hier rekordverdächtige Besonderheiten.

Idyllisch und frei von Autoverkehr: Mackinac Island zieht jede Menge Touristen an. (Bild: Wiltser)
Idyllisch und frei von Autoverkehr: Mackinac Island zieht jede Menge Touristen an.

Schon einmal von einem Petoskey-Stein gehört? Nein? Das ist der Nationalstein Michigans. Und findet sich am besten in der Nähe rund um richtig erraten: Petoskey. Also wundern Sie sich nicht, wenn Sie am Strand Touristen beobachten, die aussehen, als hätten sie etwas verloren und mit Wassersprühflaschen bewaffnet sind. Petoskey-Steine sind prähistorische Fossile, versteinerte Korallen, die man allerdings nur wirklich gut erkennen kann, wenn die Steine nass sind (deshalb die Wassersprühflaschen). Mit etwas Geduld hat noch jeder einen gefunden, und zu Hause kann man ihn mit etwas Sandpapier abschleifen und anschließend mit Öl polieren.

Der Petoskey Stein ist der offizielle Staatsstein von Michigan. (Bild: simplycmb)
Der Petoskey Stein ist der offizielle Staatsstein von Michigan.

Ernest Hemingway verbrachte viele Sommer rund um Petoskey
Möglicherweise hat auch Ernest Hemingway hier nach Steinen gesucht, gefunden hat er auf jeden Fall seine Bestimmung Schriftsteller zu werden. Seine Familie entdeckte den Norden Michigans schon in den 1890ern als erfrischenden Ort während des Sommers, wenn es in den großen Städten zu heiß wurde. Der junge Ernest verbrachte die ersten 20 Jahre seines Lebens immer wieder in dieser Gegend. Infotafeln führen auf den Spuren des Schriftstellers durch Petoskey.

Statue von Ernest Hemingway (Bild: Elisabeth Salvador)
Statue von Ernest Hemingway

Warum es nicht nur die Hemingways, sondern auch viele andere an den Lake Michigan zieht, zeigt sich spätestens am Mission Point Lighthouse nahe Traverse City. Denn wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen, Lake Michigan wäre ein Meer. Am alten Leuchtturm versinken die Füße im feinen Sand, und das glasklare Wasser, das in der Karibik auch nicht viel anders aussieht, kühlt angenehm.

Im Mission Point Leuchtturm kann man auch Urlaub machen. Hemingway gefiel es hier in der Gegend auch sehr gut. (Bild: copyright (c) Dennis & Ilene MacDonald)
Im Mission Point Leuchtturm kann man auch Urlaub machen. Hemingway gefiel es hier in der Gegend auch sehr gut.

Wer sich einmal wie ein echter Leuchtturmwärter fühlen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Für 200 Dollar pro Woche kann man sich zu zweit einmieten. Ein Schlafzimmer, eine kleine Küche, Badezimmer mit Waschküche und ein Wohnzimmer stehen zur Verfügung – als Gegenleistung muss man sich um den Geschenkeladen und das Museum, das hier untergebracht ist, kümmern. Und nach „Dienstschluss“ kann man den besten Ausblick, den es an dieser Stelle gibt, aus vollen Zügen genießen.

Michigan ist ein absoluter Volltreffer – oder viel besser gesagt: ein Touchdown.

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