Ein Podcast wird zum ORF-1-Talk: „Kratky sucht das Glück“ und findet Menschen wie Melissa Naschenweng, die mit psychischen Belastungen zu kämpfen haben oder hatten und darüber offen reden.
Geld allein macht nicht glücklich. So floskelhaft dieses Sprichwort daher fliegt, so nah kommt es immer wieder an die Wahrheit heran. Und so anschaulich wird es, wenn man sich Robert Kratkys neuesten Streich, den Podcast „Kratky sucht das Glück“ anhört - und nun auch als ORF-1-Format (mittwochs, 23 Uhr) ansieht. Darin spricht er mit großen österreichische Namen wie Melissa Naschenweng, Paul Pizzera, Nici Schmidhofer oder Ali Mahlodji über psychische Gesundheit. Offen und ehrlich blickt er mit seinen Gästen in eigene dunkle Momente.
„Ich habe bis heute nicht gelernt ,nein‘ zu sagen. Es wird besser, seitdem ich mir ein Ende für mein öffentliches Leben gesetzt habe. Ich mache das noch drei Jahre und dann ist es vorbei“, so der ORF-Bestverdiener. Das Problem würden Prominente aber mit jeder Supermarkt-Verkäuferin und allen anderen teilen: „Die müssen ja auch funktionerien. Du bist traurig, wütend, enttäuscht, und darfst es nicht zeigen. Und so bewegst du dich andauern weiter, bleibst nie stehen, bis die Substanz verloren geht und du keine Kraft mehr hast, oder Atemprobleme bekommst. Oder wie ich Burnout und Depressionen.“ An seinem 47. Geburstag klatschte Kratky gegen die Wand, wie er sagt. Just da, als sein Leben in bester Ordnung war.
Es menschelt gehörig in der vermeintlich immer schönen, glanzvollen, perfekten Welt derer, die es geschafft haben. Naschenweng etwa hätte fast ihre Karriere beendet, weil sie mit Hass überschüttet wurde und oft nur noch funktionierte. Als ihr Opa starb, stand sie auf der Bühne und schwor sich: „Das tue ich nie wieder.“ Dann starb ihr Lebensmensch, die Oma - und Naschenweng sang. „Der Papa hat mir schon die Entscheidung gelassen, ob ich spielen will. Beim Soundcheck kein Ton, keine Stimme. Nur Tränen. Dann haben sie mich hergerichtet und ich hab eineinhalb Stunden durchgezogen. Danach war ich am Ende und habe mir gedacht: , Was tue ich da eigentlich?‘“ Burnout und Depressionen habe sie zwar keine, das Fass wäre aber bereits voll. „Ich glaube, dir wird erst dann bewusst, dass du dein Leben umstellen musst, wenn nichts mehr geht“, so die Sängerin.
Es sind authentische Gespräche, die nachdenklich machen. Man sollte dabei das Privileg Prominenter nicht außer Acht lassen, denn: Kassenplätze gibt es zu wenige. Therapie kostet. Und das muss man sich erstmal leisten können. Dennoch: Ein wichtiger und längst überfälliger Beitrag, denn am Ende des Tages - wenn man mutig genug ist hinzublicken - ist das, was uns alle verbindet, das Menschsein. Wenn es nur einem hilft, war es das wert.
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