Die Jahresbilanz 2023 fällt wegen der hohen Zinsen, Energie-, Bau- und Herstellungskosten ernüchternd aus. Das neue Jahr verspricht aber wieder Aufschwung für gemeinnützige Bauträger in Tirol.
Aktuell gibt es in Tirol sieben gemeinnützige Bauträger mit insgesamt 70.000 Eigentums- und Mietwohnungen. Die Bruttomiete warm beläuft sich im Moment auf 10,60 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Am freien Markt kostet ein Quadratmeter oft zwischen 15 und 20 Euro, je nach Lage. Derzeit wohnt jeder fünfte Tiroler in einer Immobilie der gemeinnützigen Bauvereinigung.
Ich bin schon über 40 Jahre im Geschäft und habe so was noch nie erlebt.
Franz Mariacher, Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen
Herausfordernde Jahre
Die letzten Jahre waren sehr herausfordernd für die Branche, da die Bankzinsen mit vier Prozent besonders hoch und die Energie- und Herstellungskosten explodiert sind. „Ich bin schon über 40 Jahre im Geschäft und habe so was noch nie erlebt“, erläutert Franz Mariacher, der Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen. Dies habe das Bauvolumen im letzten Jahr stark nach unten gedrückt. Deshalb wurden letztes Jahr nur 1015 Neubauten statt dem langjährigen Durchschnitt von 1300 verzeichnet. Das mag nach viel klingen, ist es aber in Anbetracht des Zuwachses von ca. 4300 Menschen jährlich in Tirol nicht.
„Jahr der Gemeinnützigen“
Das neue Jahr könnte nun aber das „Jahr der Gemeinnützigen“ werden. Denn das Bauvolumen steigt dieses Jahr um 20 Prozent an. Seit Herbst sind die Bauträger in 65 Gemeinden mit 80 Baustellen vertreten. Besonderes Augenmerk gilt vor allem dem klimafreundlichen Bauen. So liegt der Anteil an Öl-Heizungen bei den Gemeinnützigen jetzt schon bei unter zwei Prozent.
Auch wenn es viel Lob für das zuletzt präsentierte 7-Punkte-Wohnprogramm des Landes gibt, betont Obmann-Stellvertreter Alexander Zlotek, dass es einen bundesweiten Bonus für CO₂-Ersparnisse bräuchte. Nur so könne man sich Sanierungen wie Nachverdichtungen leisten. Dies werde in naher Zukunft ein Drittel der Häuser betreffen. Außerdem könne auch mehr verwertbarer Bestand genutzt werden. Das würde Beton (und somit CO₂) sparen und wäre flächenschonender, ist aber wirtschaftlich oft nicht vertretbar.
Pro Jahr 550 Wohnungen an Mieter übergeben
Eine starke Steigung der Betriebskosten ist laut Mariacher nicht zu erwarten, dem habe man schon die letzten zwei Jahre mit Eigenmitteln entgegengewirkt. Weiteres greife dieses Jahr erstmals das Gesetz von 2019. So können Mieter die gemeinnützige Wohnung nun schon nach fünf Jahren erwerben, statt wie früher erst nach zehn. Jährlich übergeben die Gemeinnützigen im Schnitt 550 Wohnungen an ihre Mieter und ermöglichen somit den Traum vom leistbaren Eigenheim für viele.
Ana Rodrigues, Kronenzeitung
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