Die Enthüllungen der Vorarlberger Recherche-Plattform „The Marker“ bezüglich qualvoller Viehtransporte schlagen im Ländle hohe Wellen. Tiertransporte in Drittstaaten stehen offenbar nach wie vor auf der Tagesordnung - allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz.
Wie die „Krone“ berichtete hat die von zwei Tierschutzaktivisten betriebene Vorarlberger Recherche-Plattform „The Marker“ enthüllt, dass im ersten Halbjahr 2023 über 5500 trächtige Rinder unter unvorstellbar qualvollen Bedingungen von Österreich aus nach Algerien exportiert wurden. Der nordafrikanische Staat gilt als regelrechte Tierschutz-Hölle, weshalb etwa Deutschland bereits 2019 ein grundsätzliches Exportverbot für Rinder erlassen hat. Diese Lücke wird nun offenbar mit Tieren aus Österreich gestopft.
Kälber als „Abfallprodukt“
Vorarlberg ist bei diesem skandalösen Kuhhandel mittendrin statt nur dabei: So ist die Geschichte ins Rollen gekommen, nachdem bekannt worden war, dass sich Viehhändler aus Algerien und dem Ländle in einem Bregenzerwälder Hotel getroffen haben. Im Übrigen ist es nicht Neues, dass es im von der Milchwirtschaft dominierten Vorarlberg mit dem Tierwohl nicht zum besten steht - so gelten männliche Kälber vielerorts als „Abfallprodukt“, zudem fehlt es an Schlachtkapazitäten, weshalb die Tiere ihren letzten Weg oft außer Landes antreten müssen.
Transporte wären eigentlich verboten
Dabei wären Tiertransporte in Drittstaaten seit dem Inkrafttreten des neuen Tierschutzgesetzes im Sommer 2022 bis auf wenige Ausnahmen eigentlich verboten. Allerdings lässt das Gesetz zwei Schlupflöcher offen: So dürfen Ziele, die lediglich eine Ruhepause von 24 Stunden erfordern, trotzdem angefahren werden, zudem zählt die Zeit auf Schiffen nicht zur Transportdauer. „Das ist ein schlechter Witz. Diese Schlupflöcher im Gesetz sind sofort zu schließen“, appelliert die Landwirtschaftssprecherin der Vorarlberger Grünen, Christine Bösch-Vetter, an die Adresse der Bundesregierung.
Derartige Geschäfte sind Tierquälerei. Für uns Grüne ist klar, dass der Tiertransport von trächtigen Tieren übers Meer sofort aufhören muss.
Christine Bösch-Vetter, Landwirtschaftssprecherin der Grünen
Bild: Sophie Renner
Handlungsbedarf sieht Bösch-Vetter allerdings auch auf Landesebene: „Um Tiertransporte aus Vorarlberg grundsätzlich überflüssig zu machen, brauchen wir dringend einen modernen Schlachthof und eine Vermarktungsstruktur für Fleisch im Land.“ Folglich sei der zuständige Landesrat Christian Gantner (ÖVP) aufgefordert, sich „endlich ernsthaft um eine realisierbare Lösung“ zu bemühen.
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