„Krone“-Kolumne

Warum Lust auf Sex nichts mit dem Alter zu tun hat

Kommentiert für die „Krone“: Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Birgit (64) lässt sich nicht lumpen. Nach dem Ende ihrer Ehe hat sie einen jüngeren Partner gefunden. Mit dem Neuen ging die Beziehung bald wieder in die Brüche - allerdings aus einem anderen Grund, als er dachte: „Mein Partner hat sich über den Altersunterschied lustig gemacht und geglaubt, dass weniger Lust mit dem Alter zusammenhängt. Das ist aber nicht so. Es lag an seinem Benehmen!“

Errektionsprobleme und vaginale Trockenheit werden oft als die größten Hindernisse für ein erfülltes Sexleben im Alter gesehen und dagegen medizinische Lösungen angepriesen. Weniger beachtet werden soziale Gründe, die Spaß am Sex verhindern.

Ältere Menschen kämpfen damit, dass ihre Sexualität nicht mehr als sozial akzeptabel gilt. Zwar haben Menschen über 60 Jahren tatsächlich weniger Sexpartner als die jüngere Bevölkerung. Aber: Wünschen würden sie sich im Durchschnitt 1,6 Partnerinnen oder Partner. Sie sehnen sich somit genauso häufig nach sexuellen Kontakten wie Jüngere. Das räumt mit dem Vorurteil auf, dass Menschen im Pensionsalter neben ihrem Job auch ihr aktives Sexleben hinter sich gelassen hätten.

Mit dem Alter entsteht viel mehr eine sexuelle Weisheit durch Erfahrung. Ältere Menschen wissen, dass Lust nicht unbedingt etwas mit Attraktivität und Jugend zu tun hat. Sie sind sexy, wenn sie das Selbstbewusstsein erreichen, sich in ihrer Haut wohlzufühlen und Sex in vollen Zügen zu genießen.