Die Glücksfee hat es bei den Australian Open mit den Österreichern ganz gut gemeint. Große Kaliber blieben sowohl Sebastian Ofner als auch Dominic Thiem zum Auftakt erspart. Während Ofner auf Thanasi Kokkinakis trifft, hat der US-Open-Sieger von 2020 zwar mit Felix Auger-Aliassime einen namhaften Gegner erwischt, doch der Kanadier befindet sich ähnlich wie Thiem selbst auf der Suche nach seiner alten Form.
Vor gut einem Jahr schien die Welt für Auger-Aliassime noch in bester Ordnung. Nach einem starken Herbst galt er bei den Australian Open 2023 sogar als Geheimfavorit, kam immerhin bis ins Achtelfinale. Es folgten im Frühjahr noch einige gute Ergebnisse, dann riss der Faden ganz abrupt, womöglich auch wegen einer Blessur im linken Knie, die Auger-Aliassime zwar zu keiner längeren Pause zwang, ihm aber dennoch zu schaffen machte.
Bei neun Turnieren von Mai bis Anfang Oktober setzte für den Schützling von Toni Nadal sieben Auftaktniederlagen, teils gegen Gegner außerhalb der Top 100, nur zwei Matches konnte „FAA“ in diesem Zeitraum gewinnen. Das einzige Lebenszeichen gelang Auger-Aliassime mit dem Titel bei seinem Lieblingsturnier in Basel - wodurch er als Nummer 27 der Welt in Melbourne auch noch gesetzt ist, unter diesen 32 Namen jedoch sicher einer der Spieler, auf die man momentan lieber trifft.
Attacke gegen Rückhand
Das Duell mit dem Kanadier, der heuer in der Vorbereitung seine einzige Partie in Auckland gegen Daniel Altmaier 6:7, 5:7 verlor, ist eine echte Chance für Thiem. Die höhere Erwartungshaltung wird sicher auf Seiten des Kanadiers liegen, dessen - verhältnismäßig auch geringfügigere - Misere noch nicht annähernd so lange andauert wie die des Österreichers, deren Ursachen zudem auch weniger klar auf der Hand liegen. Das Selbstvertrauen des 23-Jährigen dürfte aber ähnlich angeknackst sein wie Thiems. Zumal weiß Dominic genau, was auf ihn zukommt. Auger-Aliassime hat seine Stärke eindeutig auf der Vorhand, die Rückhandseite lädt dazu ein, richtiggehend bearbeitet zu werden. Ein gutes Omen am Rande: Das einzige Duell der beiden gewann der Lichtenwörther klar - auf dem Weg zu seinem US-Open-Titel 2020.
Sollte Thiem sein Auftaktmatch zum zweiten Mal in Folge bei einem Grand Slam gewinnen, würde danach eine in Relation wahrlich nicht zu harte Aufgabe warten. Denn in Runde zwei bekäme er es mit Alexandre Muller (Nummer 76 der Welt) oder einem Qualifikanten zu tun. In Runde drei würde sich freilich laut Papierform mit dem Weltranglistendritten Daniil Medwedew eine gewaltige Festung auftürmen.
Mentales Duell
Für Sebastian Ofner wird die Herausforderung gegen Publikumsliebling Thanasi Kokkinakis wohl eher mentaler Natur sein. Das einstige australische Toptalent liegt im Ranking als 65. aktuell 28 Plätze hinter Ofner. Der mittlerweile 27-Jährige spielte sich gegen Ende letzter Saison erst bei Challenger wieder nach vorne, bei seinen beiden Vorbereitungsturniere für die Australian Open kassierte er in Brisbane und Adelaide jeweils Auftaktniederlagen. Dagegen lief der Saisonauftakt des Österreichers bekanntlich deutlich besser. „Ich fühle mich momentan körperlich in extrem guter Verfassung und auch sonst sehr wohl“, freut sich Ofner schon.
Gegen Kokkinakis wird es für Ofner vor allem darum gehen, das Publikum, dass Kokkinakis frenetisch anfeuern wird, auszuschalten. Das kann Ofi, der voller Vorfreude auf seine Premiere beim ersten Grand Slam des Jahres ist, mittlerweile ganz gut. Nicht nur spielerisch, auch im Kopf ist der Steirer in den vergangenen Monaten noch einmal deutlich gereift.
Wertvoll wäre für Ofner sicherlich ein guter Start in die Partie, um die Unterstützung für den Australier von vornherein in Zaum zu halten. Doch Veteran Andy Murray zeigte im Vorjahr in einer epischen Fünfsatzpartie, wie man auch gegen Kokkinakis bestehen kann, wenn dieser durch Emotionen hochgepeitscht wird.
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