Das gab‘s noch nie! In keinem der vier bisherigen Saison-Abfahrten schaffte es ein Österreicher auf das Stockerl. In Wengen war Otmar Striedinger am Donnerstag als Achter noch unser Bester. Grund genug für ORF-Experte Hans Knauß mit den Speed-Stars und dem ÖSV hart ins Gericht zu gehen.
„Haben wir Zeit?“, fragt der 52-jährige Steirer live im TV nach der Übertragung der Wengen-Abfahrt ORF-Moderator Rainer Pariasek, um sogleich zu einem Rundumschlag auszuholen.
„Das Problem liegt aus meiner Sicht nicht nur bei dieser Mannschaft, die wir hier gerade gesehen haben. Die ist nicht schlecht und auch die Trainer sind gut, das sind die besten. Das Problem liegt zehn Jahre zurück, da haben wir vergessen, im Nachwuchs Veranstaltungen zu machen, also FIS- oder Europacuprennen. Da passiert gar nichts mehr in Österreich bzw. nur sehr wenig. Nur Saalbach hat sich da dahintergeklemmt und macht etwas. Ansonsten ist das einfach schwach gelaufen die letzten zehn Jahre."
„Es fehlt die Breite“
Deswegen ist für den Vize-Weltmeister von St. Moritz klar: „Dadurch hast du weniger Leute auf den Speed-Disziplinen. Wir bringen die Leute nicht so schnell in den Weltcup. Es fehlt die Breite. Dadurch fehlt den Trainern der Nachschub, die zweite Garnitur, die für Konkurrenz und Druck sorgt. Wenn von hinten mehr Druck kommen würde, hätte es auch der Trainer leichter - diesen Effekt haben wir früher gehabt, weil wir viele Veranstaltungen gehabt haben in Österreich, um Abfahrtskilometer zu sammeln. Aber in den letzten Jahren ist gar nichts mehr gewesen. Da ist viel zu wenig passiert, vor allem wenn man bedenkt, dass wir die Ski-Nation Nummer eins sein sollten. Da muss ein Umdenken kommen!“
Das ernüchternden Fazit von Knauß: „Früher haben die anderen Länder auf uns geschaut. Seit zehn, 15 Jahren ist es umgekehrt, wir sind auf dem Niveau von damals stehengeblieben. Das müssen wir jetzt dringend ändern, damit wir wieder mehr Leute haben, damit der Trainer wieder mehr Qualität bekommt.“
Schwaches Wengen-Ergebnis
Grund für die knallharte Analyse war das schwache Abschneiden des ÖSV in Wengen, in dem Striedinger seine für die unruhiger werdende Piste gute Startnummer eins mit Platz acht nicht optimal ausgenutzt hat. Vincent Kriechmayr (+1,62) musste sich nach einer durchwachsenen Fahrt mit dem 13. Platz begnügen, Stefan Babinsky (+1,68) war 15. Daniel Danklmaier (+2,21) klassierte sich als 23., für den körperlich nicht frischen Daniel Hemetsberger (36./+3,03), Raphael Haaser (37./+3,06), Johannes Strolz (38./+3,11) und Christoph Krenn (41./+3,29) gab es keine Weltcup-Punkte.
Knauß dazu: „Es dreht sich immer wieder im Kreis! Es trainieren immer die gleichen miteinander, von außen kommt wenig. Man versucht in der Trainingsgruppe, das Niveau hochzuhalten mit guten Pisten und guten Ski-Tests, das passt alles, aber man arbeitet zu wenig an den eigenen Schwächen. So weiß man, in Gröden gleiten, können wir nicht. Aber das können wir schon länger nicht. Ich glaube, seit Walchhofer ist da wenig daran gearbeitet worden. Man sollte vielleicht auch einmal an seinen Schwächen arbeiten, nicht immer nur das, was man ohnehin kann.“
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