Wie darf man sich einen gelungenen Fernsehabend bei den Royals vorstellen? Richtig: Cookies, Corgis und eine Bond-DVD. Mehr als einmal hat sich die Queen als begeisterter Fan der Abenteuer des coolen Agenten geoutet, ist James doch smarte Allzweckwaffe Ihrer Majestät im Kampf gegen sinistre Umtriebe und größenwahnsinnige Schurken, die der weltgewandte Snob und Killer mit Schalldämpfer, eleganter Tödlichkeit und Potenz bekämpft, wobei Letztere vorzugsweise im erotischen Nahkampf zum Einsatz kommt.
2012 feiert die in der Realität verankerte Spionage-Ikone und lässige Traumgestalt, die das Filmgeschäft geprägt hat wie keine zweite, den 50. Kinogeburtstag – mit Daniel Craig in seinem dritten 007-Einsatz "Skyfall". Regisseur Mendes verspricht ein Bond-Spektakel der Superlative, das den Flair der frühen Agenten-Ära ebenso versprüht wie modernen Zeitgeist. Und ein Ende der Doppelnull ist selbst im Angesicht neuer Actionstars nicht in Sicht, erfindet sich der kompromisslose Erfüllungsgehilfe Ihrer Majestät doch alle paar Jahre neu.
Bonds beste Waffe: Seine Wandlungsfähigkeit
Bonds beste Waffe ist immer noch seine spannende Wandlungsfähigkeit. So prägten bislang Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan – und nun Daniel Craig Bonds Identität. Letzterer führte den Bond-Mythos in eine neue unberechenbare Richtung. Sein kantiger 007-Spion ist ein zwischen spöttischer Todesverachtung, brutaler Hitzköpfigkeit und zynischer Kälte oszillierender britischer und sehr geerdeter Weltenretter, der seine Ziele mit unnachgiebiger Härte verfolgt, mit seiner inneren Zerrissenheit gegenüber dem System aber nicht hintanhält. Ja, und actionlüsterner als alle anderen ist er auch.
Im November 2011 begannen die Dreharbeiten zum 23. Bond-Abenteuer "Skyfall", das in London und der englischen Grafschaft Surrey, in den schottischen Highlands – im wildromantischen Glencoe –, im pulsierenden Istanbul sowie in Shanghai entstand. Zudem hat das Drehen eines Bond-Films in den Pinewood-Studios Tradition. Bereits vor 50 Jahren entstand dort der allererste Agentenhit "Dr. No". Sean Connery erhielt damals die Lizenz zum Töten – und Ursula Andress zu küssen. Für 007-Produzent Albert Broccoli (†1996), dessen Arbeit von Tochter Barbara fortgeführt wird, und alle weiteren Bond-Figuren wurde das 32 Kilometer westlich von London gelegene Gelände mit der größten Studiobühne Europas zur Heimat mit globalen Schauwerten.
Action in der U-Bahn
Für "Skyfall" entstand hier ein frappierender Nachbau der Londoner U-Bahn-Station Temple samt Gleiskörper sowie zwei originalgetreue Nachbauten der U-Bahn-Züge der "Tube" – so wird die Londoner U-Bahn genannt. Eine Wahnsinnsexplosion, eine pyrotechnische Meisterleistung, verwandelt den "Underground-Set" bildgewaltig in einen Feuerball, und James Bond, sprich Daniel Craig, mit seiner Walther PPK im Anschlag und lärmmildernden Ohrenstöpseln in den Lauschern, ist – "Action!" – mittendrin. Ein echter Materialtest auch für den schnittigen Tom-Ford-Zwirn, vorzugsweise im feinen Nadelstreif, in dem Craig, 44, einmal mehr hervorragende Figur macht.
In seiner dritten Mission bekommt es 007 auf der Suche nach einem abgestürzten Spionagesatelliten mit einer Verbrecherorganisation aus den eigenen Reihen zu tun. Judi Dench alias M, die Bond einst einen "sexistischen Dinosaurier" genannt hatte, wird von einem dunklen Kapitel ihrer Vergangenheit eingeholt, das den Fortbestand des MI6 bedroht. Zudem soll Ralph Fiennes ("Harry Potter"-Fiesling Voldemort) als möglicher Nachfolger von Dench eingeführt werden. Als erster spanischer Bond-Bösewicht mit dem Rollennamen Silva agiert diesmal Oscar-Preisträger Javier Bardem, der bereits als Killer in "No Country for Old Men" abgrundtief-mörderische Qualitäten bewies. Und der geniale Tüftler Q kehrt zurück. Er wird kurioserweise von Ben Whishaw ("Das Parfum") gespielt.
Das Bond-Girl ist dieses Mal französisch
Als weibliche Blickoase und Bond-Girl in "Skyfall" überzeugt die Französin Bérénice Marlohe, 32, – und sie tut dies mit Sinuskurvenschwung. Die aparte Brünette spielt die rätselhafte Sévérine, die Bonds Ruhepuls ordentlich erhöht. Und ja, die Emanzipation fand mittlerweile auch in den Testosteron-Thrillern der Bond-Reihe ihren Niederschlag, wandeln sich die reizvollen Ladys doch immer mehr vom schmückenden Beiwerk zu gleichwertigen Partnern. Dem trägt Naomi Harris als smarte Agentin Eve Rechnung.
Ach ja, da wäre noch Bonds rustikalerer Zugang zu Spirituosen. 007 trinkt jetzt Bier der Marke Heineken aus Holland. Ohne Geschäftsbeziehungen zu diversen Firmen könne man einen so teuren Film – wir sprechen von rund 200 Milliarden Dollar – nicht drehen, so Daniel Craigs schaumgekrönter Kommentar. Müssen wir erneut um James' Leben zittern? Daniel Craig: "James Bond ist ein Mann, in dessen Kalkulation Versagen nicht vorkommt." Oh, James!
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