Wirbel um Kardinal

Papst-Mitarbeiter wegen „Orgasmus-Buch“ in Kritik

Ausland
12.01.2024 11:51

Der argentinische Kardinal Victor Fernandez sorgt derzeit mit erotischer Literatur für Aufregung in konservativen Kreisen. Der Geistliche, der seit vergangenem Jahr der oberste Glaubenshüter von Papst Franziskus ist, verfasste in jüngeren Jahren ein Buch, in dem er den „Weg zum Orgasmus“ beschreibt.

Ein Penis, „so hart und gerade wie einen Speer“: Solche bildhaften Beschreibungen kennt man sonst aus erotischer Literatur. Doch diese Bezeichnung verwendete der Präfekt des Dikasteriums für die ­Glaubenslehre in einem Buch aus dem Jahr 1998, das den Titel „Die ­Mystische Passion. Spiritualität und Sinnlichkeit“ trägt. In seiner Position als oberster Glaubenshüter im Vatikan wird dieses Werk Fernandez nun zum Verhängnis. 

Kardinal Víctor Fernandez beschäftigte sich in jungen Jahren in mehreren Werken mit Orgasmen und den verschiedensten Variationen des erotischen Kusses. (Bild: Associated Press)
Kardinal Víctor Fernandez beschäftigte sich in jungen Jahren in mehreren Werken mit Orgasmen und den verschiedensten Variationen des erotischen Kusses.

Wilde Sexszene am Sandstrand
Der Chef-Dogmatiker, der in der Vergangenheit auch des Öfteren Reden für den Papst verfasste, beschreibt in dem Buch in neun Kapiteln eine „verrückte Liebesgeschichte“, die auch eine ungezügelte erotische Szene an einem Sandstrand umfasst. Es wird unter anderem auf den „Weg zum Orgasmus“ eingegangen. 

Penis im „Krieg gegen die Scheide“
In dem Werk wird beispielsweise wohlwollend der ägyptische muslimische Theologe Al Sounouti aus dem 15. Jahrhundert zitiert. Dieser erklärte, dass Gott den Penis „so hart und gerade wie einen Speer“ gestaltet habe, um damit „Krieg gegen die Scheide zu führen“. Der Höhepunkt von Frauen unterscheidet sich laut dem Buch von jenem des Mannes: Der weibliche Orgasmus sei „gewöhnlich unersättlich“.

Kritiker warfen dem Geistlichen vor, dass seine Werke „Pornokratie“ fördern würden, da sie einen Zusammenhang zwischen Orgasmen und Spiritualität herstellen.

Victor Manuel Fernandez bei seiner Ernennung zum Kardinal durch Papst Franziskus im September 2023 (Bild: AFP)
Victor Manuel Fernandez bei seiner Ernennung zum Kardinal durch Papst Franziskus im September 2023

Anderes Werk beschreibt „Die Kunst des Küssens“
Ein anderes Buch, das Fernandez 1995 veröffentlicht hatte, kann fast als Vorspiel angesehen werden. Unter dem Titel „Heile mich mit deinem Mund. Die Kunst des Küssens“ riet der Glaubenshüter jungen Paaren, sich „lange der sublimen Kunst des Küssens zu widmen, welche die Liebe erhält“. Man solle keinesfalls „immer gleich den Sexualakt suchen“. Er beschäftigt sich darin zudem mit Variationen des erotischen Kusses.

Kardinal ruderte nach Drohbriefen zurück
Beide Bücher würden wohl nicht so viel negative Aufmerksamkeit erregen, wenn der Kardinal nicht einen der wichtigsten Posten im Vatikan innehätte. Laut der italienischen Zeitung „La Stampa“ habe er Drohbriefe mit der Botschft „Wir werden Sie vernichten“ bekommen.

Fernandez distanzierte er sich kürzlich von seiner schriftstellerischen Arbeit vor knapp drei Jahrzehnten: Solche Bücher würde er heute sicher nicht mehr schreiben, erklärte er dem US-Portal „Crux“. Kurz nach der Veröffentlichung des Buches habe er die weitere Herausgabe gestoppt. Neuauflagen habe er nie zugestimmt, dennoch sei es ohne sein Wissen oder seine Zustimmung verbreitet worden.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Geistliche, der ein Landsmann des Papstes ist, von Konservativen kritisiert wird. Ende des Vorjahres gab die Glaubensbehörde eine Erklärung heraus, in der sie erstmals eine Segnung homosexueller Paare gestattete. Fernandez rechtfertigte diesen Schritt: Dokumente wie dieses würden keine Spaltung der Kirche verursachen, sie brächten sie lediglich zum Vorschein. Hass gegen die LGBTQ-Bewegung sei Blaspemie: Es sei ein Sakrileg, „die Kommunion mit Hass im Herzen zu empfangen oder zu akzeptieren, dass ein Mensch nur wegen seiner sexuellen Orientierung eingesperrt oder ermordet wird“.

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