Kriechmayr Fünfter

Überragend! Odermatt triumphiert am Lauberhorn

Ski Alpin
13.01.2024 14:09

Marco Odermatt hat seine Konkurrenten im alpinen Ski-Weltcup zu Statisten degradiert und erstmals die klassische Lauberhornabfahrt in Wengen gewonnen. Nach Platz zwei am Vortag im Super-G hinter Cyprien Sarazzin drehte der Schweizer den Spieß um und distanzierte den Franzosen um 0,59 Sekunden. Aleksander Aamodt Kilde stürzte und dürfte sich schwer verletzt haben. Bester von nur vier Österreichern war Vincent Kriechmayr als Fünfter (+2,49).

Otmar Striedinger lag nach 40 Gestarteten auf Position 12 (+3,09), Daniel Danklmaier (+4,12) in den Top 20. Stefan Babinsky stürzte in der Anfahrt zum Brüggli-S. Die ÖSV-Mannschaft wartet somit weiterhin auf den ersten Podestplatz in diesem Weltcup-Winter. In der kommenden Woche stehen in Kitzbühel zwei Abfahrten auf dem Programm.

Das Siegerpodest: Marco Odermatt (mi.), Cyprien Sarazzin (li.) und Dominik Paris (re.). (Bild: GEPA pictures)
Das Siegerpodest: Marco Odermatt (mi.), Cyprien Sarazzin (li.) und Dominik Paris (re.).

„Es war schon perfekt“
Odermatt zog mit Startnummer 8 eine phänomenale Fahrt in den Schnee. Sarrazin war direkt nach ihm im oberen Abschnitt bis zu Canadian Corner und Brüggli-S sogar noch schneller, ab dem Mittelteil fuhr der Schweizer jedoch wie von allen irdischen Maßstäben befreit. Bei Sarrazin ließ dagegen die Kraft nach. Der drittplatzierte Südtiroler Dominik Paris hatte bereits 1,92 Sek. Rückstand. „Es war schon perfekt. Ich glaube, ich war überall wieder am Limit“, sagte Odermatt im ORF-Fernsehen. „Ich wusste sehr schnell, dass das schwierig zu schlagen sein wird.“

Hier das Ergebnis im Detail:

Seinen ersten Abfahrtssieg im Weltcup hatte Odermatt schon vor zwei Tagen in Wengen gefeiert. Da dies jedoch der Ersatz für das abgesagte Rennen in Beaver Creek war, galt es nicht als Lauberhorn-Sieg. Auch der Super-G, den Odermatt vor zwei Jahren gewonnen hatte, war ein Ersatzrennen. Nun wird der 26-Jährige endlich auf der Tafel des Siegersteins verewigt, der im Dorfkern von Wengen liegt.

Fast eine halbe Stunde Unterbrechung nach Kilde-Sturz
Der etwas kränkelnde Kilde war mit Startnummer 11 an der Reihe. Der Norweger verlor am Ende der längsten Strecke im Ski-Weltcup die Kontrolle und krachte in der Zielkurve ins Sicherheitsnetz. Das Rennen war danach fast eine halbe Stunde lang unterbrochen. Kilde war zwar bei Bewusstsein, musste aber wie am Vortag Alexis Pinturault mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert worden. Der Lauberhorn-Sieger von 2022 und 2023 dürfte sich eine schwere Beinverletzung zugezogen haben, laut ORF-Informationen einen offenen Unterschenkelbruch.

Aleksander Aamodt Kilde flog spektakulär ab. (Bild: Christof Birbaumer / Kronen Zeitung)
Aleksander Aamodt Kilde flog spektakulär ab.
(Bild: Christof Birbaumer / Kronen Zeitung)
(Bild: Christof Birbaumer / Kronen Zeitung)

Stürze trüben Stimmung
Einen Tag vor Pinturault war bereits der Schweizer Marco Kohler in der verkürzten Abfahrt gestürzt. Beide zogen sich Kreuzbandrisse zu. Dieselbe Verletzung hatte auch der Österreicher Marco Schwarz knapp nach Weihnachten in der Bormio-Abfahrt erlitten. „Das ist auch heute wieder der fade Nachgeschmack bei diesem Sieg. Wenn ein Freund stürzt, ist das immer wirklich nicht schön“, meinte Odermatt am Samstag.

Nach dem Schock durch den Kilde-Sturz war das Rennen praktisch gelaufen. Kein Athlet kam auf weniger als 2,20 Sekunden an Odermatt heran. Das war ausgerechnet Kildes Landsmann Adrian Smiseth Sejersted, der sein bestes Weltcup-Ergebnis in einer Abfahrt schaffte.

„Das ist, wie wenn ich einen anderen Sport mache“
„Der Rückstand ist verheerend, so ehrlich muss man sein. Das ist, wie wenn ich einen anderen Sport mache“, befand Kriechmayr nach seiner Fahrt. „Das Brüggli-S ist mit wieder nicht ganz optimal gelungen, die Ausfahrt Langentrejen habe ich auch nicht gut erwischt.“ Bis Kitzbühel müsse sich einiges ändern. Das Schicksal von Kilde und die lange Unterbrechung hätten aber keine Auswirkung auf seine Leistung gehabt. „Natürlich ist es immer bitter, wenn man einen anderen Athleten stürzen sieht. Aber das gehört dazu, das ist leider Teil unseren Sports.“

Vincent Kriechmayr (Bild: GEPA pictures)
Vincent Kriechmayr

Auch Striedinger war mit sich nicht zufrieden. „Ich bin heute nicht wirklich ganz in Fahrt gekommen“, sagte der Kärntner. Wenn er versuchen würde, Odermatt zu kopieren, würde er auch im Netz landen. „Man kann keinen Skifahrer kopieren. Man hat auch einen Hermann Maier nicht kopieren können.“ Danklmaier analysierte: „Ich habe probiert, Gas zu geben. Es ist mir bei ein paar Passagen sogar sehr gut gelungen, aber oben vor dem Hundschopf habe ich es leider komplett versäumt.“

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