„Krone“-Kommentar

Glück im Unglück: Hat Kickl schon gewonnen?

Politik
13.01.2024 16:25

Claus Pándi analysiert für die „Krone“ den Auftritt von Herbert Kickl beim FPÖ-Neujahrstreffen in der Schwarzlhalle.

Schauen wir den Tatsachen ins Auge: Keiner bedient die Wut so gut wie Herbert Kickl. Keiner ist derzeit so auf Augenhöhe mit seiner Wählerschaft wie Herbert Kickl. Keiner bricht mit den Regeln der österreichischen Gemütlichkeit derart konsequent wie Herbert Kickl.

Herbert Kickl fliegen keine Herzen zu. Kickl sammelt die Zornigen ein.

Seit drei Jahrzehnten hat sich Herbert Kickl in verschiedenen Funktionen bei den Freiheitlichen auf seine Rache für die vielen Kränkungen des Lebens auf seinen großen Moment vorbereiten können. Die politisch Korrekten benützt er als Treppe zum Triumph. Die jubelnden Anhänger geben dem eine Ewigkeit versteckt im Verborgenen vor sich hin werkenden FPÖ-Chef Kraft. Diese Energie war beim Neujahrstreffen der Freiheitlichen zu spüren. Gruselig für die einen. Beflügelnd für die anderen.

Kickls Rede in der Schwarzlhalle war ein Exzess des Spotts. Die bekannten Schmähungen treffen den Bundespräsidenten, den Bundeskanzler, den SPÖ-Chef, den Außenminister, den Gesundheitsminister, die Menschenrechte. Alles, was nicht in Kickls Bild seiner anderen Republik passt, wird herabgewürdigt. Respekt vor den liebgewonnenen Besonderheiten des Landes ist für Kickl eine Schwäche. Je mehr Kickl wütet, umso größer wird die Begeisterung seiner Fans.

Kickl verwandelt das Unglück der Weltlage in sein persönliches Glück. Den Mühlstein von Ibiza konnte er durch ein Kunststück versenken. Sein Vorgänger Strache ist von der Bühne verschwunden. Vergessen wie nie dagewesen.

Bundeskanzler Karl Nehammer hat weniger Glück. Nehammer hat es auf der Suche nach der Mitte mit der Wirklichkeit, mit den Staatsnotwendigkeiten zu tun - und mit der jüngeren Vergangenheit seiner Partei. Repräsentiert durch Sebastian Kurz und Wolfgang Sobotka, die unverdrossen das Licht der Öffentlichkeit suchen.

Keine Fortune hat auch Andreas Babler. Gusenbauer und die Wiener Schrebergärten lasten schwer wie Blei am SPÖ-Chef, der vor allem einer ominösen Gruppe gefallen will, die sich „unsere Leute“ nennt. Das wird nicht reichen.

Und die anderen? Die NEOS? Die Grünen? Sie fallen nicht wirklich ins Gewicht.

Analysiert für die „Krone“: Innenpolitik-Experte Claus Pándi (Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)
Analysiert für die „Krone“: Innenpolitik-Experte Claus Pándi

Hat Kickl deshalb schon gewonnen? Kann Zorn allein wirklich alles sein?

Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre, seit der Finanzkrise, der Pandemie und den Kriegen sollte keiner Voraussagen machen, die über drei Monate hinausgehen.

Vielleicht findet Nehammer noch auf einen stabilen Weg.

Möglicherweise erkennt Babler, dass er nicht nur seinen Wegbegleitern gefallen muss.

Unter Umständen taucht auch noch eine ganz andere politische Kraft auf.

Kickl ist unbestritten in der Form seines Lebens. Und schon kommt das frisch erwachte Selbstbewusstsein der Kameradinnen und Kameraden hinter ihm zum Vorschein. Das hat den Freiheitlichen noch nie gutgetan.

Klar ist jetzt daher nur: Österreich geht ungewissen Zeiten entgegen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt