Sofia Goggia hat am Samstag die Weltcup-Abfahrt der Frauen in Zauchensee gewonnen und einen hochemotionalen 24. Weltcupsieg gefeiert. Warum danach bei ihr die Tränen flossen, weiß „Krone“-Reporter Sebastian Steinbichler - hier seine Kolumne:
„Mit einer Zeit von 1:46,30 Minuten gewinnst du das Rennen“, raunte Hausherr Michael Walchhofer der „Krone“ am frühen Samstagmorgen entgegen. Da war der Sonnenaufgang in den Bergen gerade einmal ein paar Minuten her.
Doch der Ex-Abfahrer hatte den richtigen Riecher, anscheinend in die Glaskugel geblickt. Denn Siegerin Sofia Goggia war sogar 17 Hundertstel „langsamer“, als es das Walchhofer’sche Orakel vorausgesagt hatte.
Der Ausnahmekönnerin war das freilich völlig egal. Die war im Ziel ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt. Wie Sturzbäche flossen ihr die Tränen aus den Augen. Untypisch für die Italienerin, die sonst immer so cool wirkt. „Ich habe mich am Freitag überhaupt nicht gut gefühlt“, sagte Goggia. Mit Sonnenbrille auf der Nase. Obwohl die Sonne schon längst hinter dem Berg verschwunden war. „Wenn ich nicht ich selbst bin, schmerzt meine Seele“, griff sie zum Pathos.
Leiden - das musste sie in der „Zauch“ schließlich schon oft genug. Denn der Ort, der nur alle zwei Jahre im Weltcup ist, war für Goggia bisher eine Art „gallisches Dorf“. Uneinnehmbar, unbezwingbar - ein richtig harter Brocken für die Ausnahmeathletin, die sonst schon fast alles gewonnen hat. Noch nie war sie hier auf dem Podest gestanden. 2022 hatte sie sich vor den Olympischen Spielen auch noch eine Verletzung zugezogen. Was für sie gnadenlos ins Bild des „schwarzen Jänners“ passte. „Diese Zeit ist für mich immer heikel“, gab die Italienerin zu. „Ich habe einen emotionalen Rucksack mit mir herumgeschleppt.“ Diesen stellte sie mit ihrem 25. Weltcupsieg, dem 18. in der Königsdisziplin, endlich ins Eck. Wie in den besten Tagen, eindrucksvoll und eiskalt. Gut, besser - Goggia.
Apropos eiskalt: Im Dezember hatte Goggia ihren Kondi-Trainer gefeuert. „Das war mein letzter Tag mit dir“, soll sie zu ihm gesagt haben. Seitdem trainiert sie wieder mit dem Vorgänger.
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