„Es ist schon ein lässiges Gefühl, wenn man sieht, dass man gar nicht so weit weg ist“, strahlte Moritz Zudrell nach seinem Weltcup-Debüt in Wengen. Auch wenn es der 18-Jährige nicht ins Ziel schaffte - mit seinem Auftritt empfahl sich der junge Vorarlberger für weitere Einsätze. Ob er auch in Kitzbühel dabei sein darf, entscheidet sich aber erst.
Mit Nummer 57 gestartet, begann der 18-jährige Silbertaler wie aus der Pistole geschossen. Bei Zwischenzeit eins lag er als 15. nur zwei Zehntel hinter Halbzeit-Leader Atle Lie McGrath (Nor) und damit vor Kapazundern wie Clement Noel (Fra) oder Vize-Weltmeister AJ Ginnis (Gre). „Vom Gefühl her war es eine solide Fahrt, bei der ich die meisten Schwünge gut getroffen habe.“
Mitten in der Weltelite
Bis zur zweiten Zeitmessung wuchs der Rückstand zwar auf 0,61 Sekunden an, damit rangierte der Debütant aber nur ein Hundertstel hinter Landsmann Johannes Strolz auf Platz 13 und damit auf Kurs in Richtung Qualifikation für Lauf zwei. „Nachdem ich Moritz in den letzten Tagen beobachten konnte, war ich von seiner guten Leistung nicht so überrascht“, sagte ÖSV-Slalomtrainer Martin Kroisleitner. „Mich hat gefreut, dass er die Trainingsleistungen auf Anhieb ins Rennen umsetzen konnte.“
Steilhangeinfahrt wurde zum Verhängnis
Dass Zudrell nach einem Fehler bei der Steilhangeinfahrt aus der Bahn geworfen wurde und später ganz ausschied, nahm der Coach gelassen. „Im Steilhang fehlt ihm die Erfahrung. Solche Hänge gibt es bis zum Weltcup nur sehr selten. Wir haben bereits mit ihm besprochen, woran es lag. Der Speed ist bei ihm auf jeden Fall da.“ Das weiß auch Moritz selbst: „Als ich die Abschnittszeiten gesehen habe, hat es mich anfangs schon ganz schön geärgert.“
„Ich wurde super im Team aufgenommen“
Am Ende verließ er das Berner Oberland aber mit einem breiten Grinser im Gesicht. „Es ist schon ein lässiges Gefühl, wenn man bestätigt bekommt, dass man gar nicht so weit weg ist“, erklärt der Head-Pilot. „Es war eine coole Erfahrung, erstmals bei der Weltcupgruppe dabei zu sein. Ich wurde super aufgenommen. Strolzi hat mir gleich alles gezeigt und mir geholfen, wo es nur ging und der Manuel Feller ist ein super Netter.“ Scheint, als ob Moritz neue Freunde gefunden hätte, die er ja vielleicht schon bald wiedersieht.
Dazu eine Kolumne von „Krone Vorarlberg“-Sportchef Peter Weihs:
Darf Zudrell nun auch in Kitzbühel ran?
„Es waren schon Leute von mir da, aber ich habe davon gar nix mitgekriegt“, gestand Weltcup-Debütant Moritz Zudrell, als er gestern am späteren Nachmittag wieder zurück ins Ländle kam. „Nachdem Domi Raschner auch im ersten Lauf ausgefallen ist, haben sich er, Servicemann Michi Wildauer und ich direkt nach dem ersten Durchgang wieder auf die Heimreise gemacht.“
Mit seinem couragierten Auftritt hat sich der Montafoner, dem sein ÖSV-Nachwuchscoach Hannes Zöchling attestiert, dass bei ihm „die Skispitzen immer nach unten zeigen“, zu einer echten Option für weitere Weltcupstarts gemacht. Vor seinem Ausfall lag er etwa vor seinen Teamkollegen Michi Matt oder Joshua Sturm. Bekommt er jetzt schon in Kitzbühel am Sonntag seine nächste Chance? „Das werden wir intern besprechen“, erklärt ÖSV-Coach Martin Kroisleitner. „Mit Kilian Pramstaller und Jakob Greber haben sich am Wochenende beim Europacup auch andere Junge gut präsentiert.“
Zudrell nimmt es so, wie es kommt: „Natürlich wäre es lässig, wenn ich auch in Kitzbühel fahren darf. Ich würde mich aber schon darüber freuen, wenn ich dort als Vorläufer den Hang kennenlernen und weitere Erfahrung sammeln dürfte.“ Klar ist: Sein gestriger Auftritt in Wengen war die beste Werbung in eigener Sache, ein weiterer eindrucksvoller Beweis seines großen Talents.
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