Traunstein-Unglück

Bergsteiger traten Lawine los und stürzten in Tod

Oberösterreich
15.01.2024 09:00

Die beiden Alpinisten (26, 32) wollten den Traunstein über die selten begangene Nordwand bezwingen, als eine Lawine beide in die Tiefe riss. Diese dürften sie beim Aufstieg selbst ausgelöst haben. Auch ein Helfer (36) der Bergrettung wurde bei dem Sucheinsatz nach ihnen durch ein Schneebrett verletzt. Er musste operiert werden. 

Die geplante Wintertour auf den verschneiten und auch stark vereisten Traunstein bei Gmunden endete am Samstag - wie berichtet - für zwei Bergsteiger in einer Katastrophe. Die aus Pettenbach (32) und Timelkam (26) stammenden Männer waren gut ausgerüstet und erfahren. Sie hatten als Aufstiegsroute den Nordwandkessel gewählt. Um etwa 11.30 Uhr waren sie in die Wand eingestiegen, dort sollen sie eine Lawine losgetreten haben, die sie 400 Meter mitriss und tötete. Doch das blieb zunächst unbemerkt.

Lebensgefährtin schlug Alarm
Nachdem sich die Bergsteiger bis 19 Uhr nicht bei ihren Angehörigen gemeldet hatten und telefonisch nicht erreichbar waren, schlug die Lebensgefährtin des 26-Jährigen Alarm. Eine Suchaktion mit Bergrettern, Alpinpolizisten, Helikopter und Drohnen wurde gestartet. Gegen 22.30 Uhr gab es leider auch einen gefährlichen Zwischenfall mit einem Bergretter: Der 36-Jährige wurde von einem Schneebrett so verletzt, dass er ins Spital gebracht und im Bereich des Fußes operiert werden musste.

Die Suchaktion nach den beiden Alpinisten fand ein trauriges Ende (Bild: Lauber/laumat.at Matthias)
Die Suchaktion nach den beiden Alpinisten fand ein trauriges Ende

Am Sonntag um 2 Uhr früh wurde die Suche vorübergehend unterbrochen, bereits um 8 Uhr aber wieder aufgenommen. Um 9.30 Uhr konnte in 1350 Meter Höhe die Abrisskante (etwa 50 Meter hoch) der großflächigen Lawine wahrgenommen werden. Die Suche konzentrierte sich daraufhin auf den Lawinenauslauf.

Labile Schneedecke
Gegen Mittag entdeckten Einsatzkräfte mit Drohnen schließlich im Bereich des Lawinenkegels einen Toten. Es handelte sich um den 32-Jährigen aus Pettenbach. Am Nachmittag wurde auch sein 26-jähriger Kamerad aus Timelkam im Schnee gefunden. Flugpolizisten konnten beide Leichname aus dem gefährlichen Terrain - die Schneedecke in der Wand war äußerst labil - bergen und per Helikopter abtransportieren.

Die Route über die Nordwand gilt unter Alpinisten vor allem bei Eis und Schnee als sehr anspruchsvoll. Maximal eine Handvoll Bergsportler versuchen in den Wintermonaten, auf diesem Weg den Traunstein zu bezwingen.

Lesen Sie auch den Kommentar von „Krone“-Redakteur Jürgen Pachner zu dem Thema:

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Sehnsuchtsberg forderte schon 148 Tote
Die Faszination, die vom Traunstein ausgeht, scheint nach wie vor ungebrochen. Seine markant-schroffe Form lockt jedes Jahr Tausende Bergbegeisterte, ihn zu besteigen. Doch was für fitte Hobby-Alpinisten bei trockener Witterung im Sommer eine schöne Erfahrung bedeutet, wächst sich bei Eis und Schnee im Winter zur risikoreichen Tour aus. Dessen sollte man sich in dieser Jahreszeit stets bewusst sein.
Wer den Traunstein erstmals besteigt, dem stechen sofort die vielen Gedenktafeln ins Auge, die an jene erinnern, die hier ihr Leben lassen mussten. Mit den beiden am Samstag abgestürzten Männern stieg die Zahl der Traunstein-Toten (der erste wurde am 15. August 1898 registriert) auf 148. Und man braucht leider kein Prophet zu sein, um zu wissen: Es werden nicht die letzten gewesen sein.

 

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