Signa-Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg bemüht sich bei den Investoren weiter um eine Kapitalspritze. Die neue Frist endet am Dienstag, 16. Jänner.
Vor Weihnachten hatte der neue Signa-Vorstand Erhard Grossnigg mit einem Bettelbrief an Investoren auf sich aufmerksam gemacht: Die wichtigsten Konzerngesellschaften namens Signa Prime Selection AG und Signa Development Selection AG benötigten aus seiner Sicht „schnell“ 350 Millionen Euro, um ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung zu sichern und Notverkäufe zu vermeiden. Die Geldgeber mögen sich also bitte deklarieren. Frist: 15. Jänner 2024.
„Der Name ,Signa‘ passt auf keine Tagesordnung“
Noch vor dem Start der Gläubigerversammlungen am Montag, 15. Jänner, wandte sich der 77-jährige Grossnigg erneut an die Investoren. In dem Schreiben schwingt bereits ein gewisses Maß an Verzweiflung mit: Es sei ihm zwar von allen Investoren zugesagt worden, „dass Übereinstimmung herrscht, dass schnelles Geld den Vermögensverfall verhindert, doch allerorts lautete die Botschaft, dass der Name ,Signa‘ auf keine Tagesordnung passt und ,gutes Geld schlechtem alten Geld nachzuwerfen‘ eben auch ein schwieriger Spagat sei.“
Heißt so viel wie: Grossnigg, der als enger Vertrauter von Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner und Benko-Berater Alfred Gusenbauer gilt, hat sein Ziel vorerst verfehlt; offenbar wollen die meisten Geldgeber keine weiteren Millionen in das undurchsichtige Firmengeflecht pumpen. Haselsteiner hatte vergangene Woche öffentlich signalisiert, möglicherweise eine Geldspritze zu unterstützen.
Die neue Grossnigg-Frist läuft nun bis Dienstag, 16. Jänner. Da er, Grossnigg, für die Development Selection AG „eine Finanzierungshilfe“ in Aussicht habe, „konzentriert sich meine Bitte auf die Signa Prime Selection AG“, erklärt der Vorstand. „Da wir einige Verkäufe von Immobilien in Aussicht haben, reduziert sich unser unmittelbarer Geldbedarf auf EUR 150 Mio., allerdings ist der Zeitdruck doch sehr groß.“
„Keine unüberwindlichen Hindernisse“
In einer Aussendung hieß am Montag allerdings von Insolvenzverwalter Norbert Abel, dass der Unternehmensfortführung und dem Abschluss eines Sanierungsplanes „nach derzeitigem Kenntnisstand keine unüberwindlichen Hindernisse“ entgegenstünden. Die laufende Finanzierung des operativen Betriebs der Signa Prime sei mit dem aktuellen Finanzplan gesichert, hieß es weiter. Um Mittel für den Sanierungsplan zu lukrieren, könnten Immobilien-Portfolios verwertet werden.
Auch an der Eigenverwaltung des Sanierungsverfahrens wurde laut Kreditschützern vorerst nicht gerüttelt. Ein Entzug der Eigenverwaltung sei aber weiterhin in jedem Stadium des Insolvenzverfahrens möglich, sagte Karl-Heinz Götze vom KSV1870.
Für Irritationen hatte am Samstag in einem Ö1-Interview Alfred Gusenbauer gesorgt, der sowohl in der Signa Prime als auch in der Signa Development als Aufsichtsratschef fungiert. Der Altkanzler hatte die Signa-Expansion in den Handel als großen „Fehler“ bezeichnet: Der Signa-Konzern habe dabei „sehr viel Geld versenkt“, das heute „als notwendige Liquidität für die Immobilien fehlt“.
„Signa-Kartenhaus“: Handelsexperte widerspricht Gusenbauer
Das wiederum wollte Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein nicht so stehen lassen: „Die Hälfte der Mieteinnahmen der Signa-Gruppe kommt aus dem Handel, das sind 300 Millionen Euro. Die Mieten wurden in den Objekten ja tatsächlich erhöht, und das hat unter anderem all diese massiven Wertsteigerungen möglich gemacht“, meinte Heinemann im „Standard“. Seine Empfehlung: Herr Gusenbauer möge sich die Zahlen noch einmal ansehen. „Ohne die Handelssparte wäre es nicht möglich gewesen, das Signa-Kartenhaus so groß aufzubauen.“
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