Der Schanzen-Gigant in Bad Mitterndorf/Tauplitz hält schwierige Aufgaben für die Springer bereit. Worauf es für die Athleten bei der Skiflug-WM ankommt, erklärt Andi Goldberger in seiner Kolumne.
Skiflug-WM am Kulm (25.-28. Jänner), das ist nicht nur für Fans ein ganz besonderes Spektakel! Ich habe dort bei der Weltmeisterschaft 1986 als Bub erstmals zugeschaut, als Andi Felder gewonnen hat, und mir damals geschworen: Dort will ich unbedingt auch einmal springen. 2018 war ich zum letzten Mal als Vorspringer dabei und kann aus meiner langjährigen Erfahrung bestätigen: Jeder Sprung auf dieser Schanze ist etwas Besonderes.
1 - Anlauf
Am Absprungbalken ist es noch recht entspannt, weil du ja nicht - wie auf vielen anderen Schanzen - zig Meter über dem Boden sitzt und es links und rechts von dir nicht senkrecht nach unten geht. Einen Fehler darfst du aber nicht machen: Einem Konkurrenten bei seinem Sprung hinterher schauen. Wenn du dir das von oben ansiehst, das Geräusch hörst und die Luftkräfte mitbekommst, dann denkst du dir: Das ist ja Wahnsinn! Im Anlauf bist du in Null Komma nix auf 70 km/h. Mit den modernen eingelegten und vereisten Anlaufspuren fährst du aber wie auf Schienen runter. Das ist sehr wichtig für das eigene Sicherheitsgefühl.
2 - Schanzentisch
Mit bis zu 100 km/h rast du am Kulm auf den Schanzentisch zu. Ein guter Athlet braucht für die Bewegung des Absprungs eine Viertelsekunde. Am Kulm kannst du dich beim Bewegungsablauf sehr gut orientieren, weil in der Anfahrt acht Meter vor dem Tisch ein kleiner Knick ist, den du ganz genau spürst. An diesem Punkt fällt bereits die erste Vorentscheidung, ob dein Sprung weit geht oder nicht.
3 - Aufsprunghügel
Die Höhe des Schanzentisches beträgt am Kulm dreieinhalb Meter, deshalb beginnst du den Sprung schon mit sehr hohem Luftstand. Vor dem Umbau waren wir während des Fluges teilweise zehn Meter über dem Boden, das war irre! Heute hast du bei einer Weite von rund 80 Metern den höchsten Luftstand über dem Hügel. Es sind sechs bis sieben Meter, was immer noch sehr spektakulär ist. Bei 120 Meter passierst du eine kleine Kante im Hügel, nach der du quasi parallel zum Aufsprung fliegst, bevor du bei 180 Meter noch einmal regelrecht wegsteigst.
4 - Landung
Ab einer Weite von 200 Meter wird es im Aufsprung flacher. Wenn dir da von unten ein bisschen Wind entgegenkommt - es müssen nur zwei Meter pro Sekunde sein - dann schießt es dich noch einmal richtig raus, falls du gut in Position bist. Bei 235 Metern wird es endgültig richtig flach, mit nur noch 29,6 Grad Neigung. Dort hast du im Flug bis zu 120 km/h drauf, mit denen du deine Landung setzen musst. In diesem Moment kommen irrsinnige Kräfte zusammen. Ein Weltrekord (aktuell 253,5 Meter von Stefan Kraft) ist am Kulm, wenn alles perfekt zusammenpasst, sicher nicht ausgeschlossen. Aber ich beneide denjenigen nicht, der so weit unten noch landen muss.
Andreas Goldberger
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